Einfach-so-Tag: Da legt's di nieder
Autor: Andreas Lösch
LKR Haßberge, Mittwoch, 23. August 2017
Er ist zum Rettungsanker in der Sommerloch-Zeit avanciert: Der Einfach-so-Tag am 27. August. Schon zum dritten Mal hilft uns dieses Datum - einfach so - einen Artikel zu veröffentlichen, der harte Fakten vermissen lässt. Dafür kommt eine Katze darin vor. Versprochen!
Andreas Lösch
Man stelle sich die Redaktionskonferenzen diese Tage vor. Es sind zwei Personen anwesend. Chef: "So Leute, was machen wir denn morgen?" Reporter: "Was meinst du mit ,Leute'? Ich bin allein." - "Na gut, also: Was machen wir morgen?" - "Das, was wir gestern besprochen haben...?" - "Fällt flach, es fehlen Rückmeldungen von drei Beteiligten. Zu unsicher. Irgendwas in petto?" - "Nein. Kommt heute nicht die Kollegin wieder?" - "Nächste Woche erst." - "Was ist mit dem E-Mail-Postfach?" - "Leer." "Gibt's noch Kaffee?" - "Nein." - "Kann ich morgen frei haben?" - "Warum nicht, ist jetzt auch schon wurschd."
Da ist es nur redlich, dass man jede sich bietende Gelegenheit nutzt, auf die Schnelle einen Artikel aus dem Hut zu zaubern, der sich inhaltlich von unserem E-Mail-Postfach kaum unterscheidet. Der Einfach-so-Tag ist unserer Zeitung vor einigen Jahren zum temporären Rettungsanker geworden. Zum Glück steht er wieder kurz bevor: Es ist der 27. August. Jedes Jahr an diesem Datum sind die Menschen dazu aufgerufen, einfach das zu tun, wonach ihnen gerade ist, ohne Rechtfertigung, ohne Abwägen - vorausgesetzt natürlich, das Vorhaben ist legal. Es bringt ja nichts, jemandem einfach so alles zuzugestehen; wenn demjenigen nach Mord oder Totschlag ist, soll er dies auch am 27. August unterlassen.
Pflichtbewusst, aber locker
Vor drei Jahren hat uns Falko Markulin, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Medizinischen Versorgungszentrum in Haßfurt, zum Einfach-so-Tag empfohlen, dass man auch an einem solchen anarchischen Tag wie dem 27. August sein Pflichtbewusstsein nicht über Bord werfen sollte. Er hat aber auch dazu geraten, sich "generell nicht zu sehr von den Erwartungen anderer" leiten zu lassen und "sich öfter mal etwas zu gönnen und nur Zeit für sich zu nehmen". Das klingt nach einem vernünftigen Vorschlag. Vor zwei Jahren haben wir den Einfach-so-Tag redaktionsintern gefeiert, ohne Bericht, da hat dann jeder das gemacht, wonach ihm gerade war. Die meisten sind in den Biergarten. Einige sind von dort bis heute nicht zurückgekehrt.
Im vergangenen Jahr waren die damalige Redaktionsvolontärin, der Reporter und eine Praktikantin am Sander Baggersee und haben sich - einfach so - im Stand-up-Paddling versucht. Haha, das war lustig. Es gab sogar Bier während der Arbeitszeit, halt nein, es war Radler. Doch nicht so lustig.