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Einer darf bauen, der andere nicht


Autor: Matthias Einwag

Bad Staffelstein, Mittwoch, 10. Dezember 2014

Bauprojekte  Der Staffelsteiner Stadtrat gab nun grünes Licht für den abgeänderten Plan zum Bau einer dreigliedrigen Wohnanlage in der Eremitenstraße. Nicht genehmigt wurde hingegen ein Asylbewerberheim an der Oberauer Straße.
Auf diesem Areal, dem "Precklein-Grundstück" an der Eremitenstraße, darf nun doch eine dreigliedrige Wohnanlage errichtet werden. Über das Projekt war während des Jahres immer wieder kontrovers diskutiert worden. Nun haben Stadtrat und Bauwerber einen Kompromiss gefunden.


von unserem Redaktionsmitglied 
Matthias Einwag

Bad Staffelstein — Über zwei großvolumige Bauprojekte hatte der Stadtrat am Dienstagabend zu entscheiden. Zum einen über die Vorlage des abgeänderten Tekturplans der Firma Pager und Bornschlegel (P&B) aus Redwitz, die in der Staffelsteiner Eremitenstraße auf dem "Precklein-Grundstück" eine dreigliedrige Wohnanlage errichten will. Dafür erteilten die Stadträte - mit zwei Gegenstimmen aus den Reihen der Jungen Bürger - das gemeindliche Einvernehmen.
Zum anderen über den Bauantrag der Lichtenfelser Firma Schramm auf Neubau einer Asylbewerberunterkunft für rund 80 Personen auf dem Areal an der Oberauer Straße zwischen Tennisanlage, Reithalle und Riedsee.

Diesem Antrag verweigerte der Stadtrat - bei einer Gegenstimme aus den Reihen der SBUN - das gemeindliche Einvernehmen.
Bezüglich der Wohnanlage in der Eremitenstraße hätten Gespräche zwischen Stadtverwaltung, Landratsamt und Bauträger nun zu einem Kompromiss geführt, sagte Bürgermeister Jürgen Kohmann (CSU).

Gebäude werden optisch reduziert
Bauamtsleiter Michael Hess umriss das Projekt zum Bau der drei Gebäude, dem nun die ursprüngliche Massivität genommen sei. Demnach wird nun eines der drei Häuser um 90 Grad gedreht, um ein Drittel verkleinert und zurückgesetzt.

Sowohl dieses als auch die anderen beiden Häuser auf dem 5200 Quadratmeter großen Grundstück sollen durch eine Art Mansarddach optisch gestaltet werden, was die Baumasse kleiner erscheinen lasse.
Gleichwohl empfahl das Bauamt in seiner Stellungnahme, das Bauleitverfahren "An der Eremitenstraße" zu modifizieren und zu Ende zu führen.

Kompromiss ohne große Freude
CSU-Fraktionssprecher Jürgen Hagel erklärte dazu: "Der Bauwerber hat sich wirklich Gedanken gemacht", er habe die Bebauungsplanung aufgelockert. Dennoch sei das, was dort entstehe, "komplett konträr gegen das Bauleitverfahren, das wir im März ausgearbeitet haben".
Der Bau eines Asylbewerberheimes auf dem Areal an der Oberauer Straße durch die Firma Schramm-Vermögensgesellschaft ist hingegen laut Bürgermeister Jürgen Kohmann "bauplanungsrechtlich nicht

zulässig". Geschäftsführer Martin Schramm hatte beantragt, auf seinem brach liegenden Grundstück gegenüber dem Holzhackschnitzelkraftwerk einen entsprechenden Gebäudekomplex für rund 80 Asylsuchende zu errichten. Am nordöstlichen Rand des Grundstücks sollte ein dreigeschossiges, 45 mal zwölf Meter großes Gebäude mit Pultdach entstehen.

Die Stadt hat andere Ziele
Zur Begründung führt die Stadtverwaltung an, dass der Flächennutzungsplan diesen Bereich für den Gemeinbedarf reserviere, insbesondere für sportliche Zwecke und als öffentliche Verkehrsfläche, also als Parkplatz. Das von der Firma Schramm dort präferierte Asylbewerberheim sei mit den Planungsabsichten der Stadt nicht vereinbar.


Gleichzeitig, so regte Winfried Ernst (FW) an, sollte die wohl nicht mehr zeitgemäße Planung für dieses Gebiet neu gefasst werden. Bürgermeister Kohmann erklärte, dass der Flächennutzungsplan entsprechend überarbeitet werde. Hans Bramann (FW) wies darauf hin, dass es sich hier um ein faktisches Gewerbegebiet handle, auf dem eine Wohnnutzung nicht zulässig sei.

Martin Schramm ist enttäuscht
Auf Anfrage des FT sagte Geschäftsführer Martin Schramm, er sei nicht sonderlich überrascht, dass sein Projekt verhindert werde, aber er sei "ernüchtert und megaenttäuscht". Der Landkreis suche schließlich nach Möglichkeiten, die Asylsuchenden unterzubringen.


Das sei nun das fünfte Projekt, das von der Stadtverwaltung für dieses Gelände abgelehnt werde, fuhr Schramm fort: "Ich mache Pläne über Pläne - und die sagen immer nein." Er fühle sich von der Stadt wie enteignet. Seit 13 Jahren überlege er immer wieder, was er auf dieser Industriebrache machen könne. 2008 sei sein Vorschlag abgelehnt worden, dort eine Seniorenresidenz und ein Frühstückshotel zu bauen, wofür er schon einen Investor hatte. Vor kurzem seien seine Pläne vereitelt worden, dort ein Feriendorf am Kurpark aus dem Boden zu stampfen. Die Begründung seien die Lärmemissionen des benachbarten Holzhackschnitzelkraftwerks gewesen. Das Grundstück sei für ihn und seine Firma längst zu einer Belastung geworden, sagte der Bauunternehmer. Er möchte nun von der Stadt wissen, was er dort überhaupt bauen darf.


Doch Martin Schramm gibt nicht klein bei: "Es gibt noch andere Grundstücke, die sich dafür eignen. Ich möchte in Bad Staffelstein eine Asylbewerberunterkunft bauen." Ein wenig sarkastisch, aber allen Ernstes fügte er an: "Ich würde mich über Grundstücksangebote freuen."
Einstimmig fiel außerdem der Beschluss, Florian Fischer das gemeindliche Einvernehmen für den Bau einer Lagerhalle in Wolfsdorf zu erteilen.