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Eine Silberhochzeit nach Maß


Autor: Thomas Kotschenreuther

Steinbach am Wald, Sonntag, 02. Dezember 2018

Mit dem grandios dargebotenen Stück "Die Silberhochzeit oder lieber einen Mann als gar keinen Ärger" begeisterte das Ensemble aus Steinbach am Wald das Publikum.
Silberhochzeit in Steinbach am Wald feierten Frank Hirschböck als Stefan Fetzer, Kathrin Fehn als Susi Pfeiffer, Iris Baier als Tante Edith, Michael Löffler als Emil Fetzer, Sandra Jäkel als Betty Fetzer, Simone Thyzel als Helga Geiger, Jens Scherbel als Oswald Geiger und Karlheinz Jäkel als Max Müller.  Foto: privat


Thomas Kotschenreuther Der an sich freudige Anlass einer silbernen Hochzeit löst familiären Aktionismus aus, bei dem nicht nur der Besuch aus Amerika ein "Fake" ist ...

Mit dem einmal mehr grandios dargebotenen Stück "Die Silberhochzeit oder lieber einen Mann als gar keinen Ärger" begeisterte die Theatergruppe Steinbach am Wald das Publikum in der Herbstsaison.

Krieg und Lieben

Die Handlung: Emil Fetzers Freund Oswald Geier (Jens Scherbel) ist entsetzt. Ungläubig muss er akzeptieren, dass er seit 25 Jahren verheiratet ist, oder wie er es ausdrückt: "Krieg führt!" Dabei ist er nicht der Einzige, der mit diesem Jubiläum hadert. Auch Emil Fetzer (Michael Löffler) - Kniebohrer und Geizhals im Nebenberuf - ist ebenfalls nicht zum Jubeln zumute, als er von seiner Frau Betty, grandios dargestellt von Sandra Jäkel, sanft, aber bestimmt auf das bevorstehende Fest hingewiesen wird.

Michael Löffler brilliert in der Rolle des auf Abwehr des Unvermeidlichen eingestellten Emil Fetzers. Doch letztlich schafft die Gravur im Ehering Gewissheit. Betty Fetzer wünscht sich verständlicherweise einen feierlichen Rahmen. Ihr Göttergatte hingegen bespricht sich mit seinem Freund Oskar bei ein paar Schnäpsen. Er wolle sich nicht lumpen lassen und seiner Frau "eine Kreuzfahrt nach Hirschfeld schenken". Als sich dann unerwartet Besuch von Tante Edith aus Amerika ankündigt, steigt die Stimmung nochmals. Denn ihr, so Betty, habe sie in jahrelangen Briefwechseln von ihrer wunderbaren Familie vorgeschwärmt. Deshalb sei auch reichlich Geld über den großen Teich gewandert, etwa für das Studium von Sohn Stefan, der die Uni aber nur von außen kennt. Ihr Mann Emil sei ein anerkannter Vereinsfunktionär und als Zweiter Bürgermeister sehr aktiv: kurzum ein Traummann mit immensem Erfolg. Für das Paar steht also viel auf dem Spiel ...

Und so wird kurzerhand das Wohnhaus renoviert, Stefan bekommt mit der flotten Susi Pfeiffer eine Verlobte zur Seite gestellt und Oswald Geier und seine Frau Helga werden die viel beschriebenen erfolgreichen Freunde der Fetzers. Mit der Ankunft Tante Ediths wird es noch furioser und die Vertuschungsaktionen echt anstrengend. Max Müller, Postbote von Beruf, imitiert alleine die vielen Gratulationsabordnungen der Vereine, denen Emil weder angehört noch vorsteht. Da Tante Edith das nicht mitgekommen darf, wird sie natürlich "ganz unabsichtlich" im Bad eingesperrt. Die hoch amüsant inszenierten Turbulenzen sorgen für Lachsalven bei den Theaterbesuchern und zeigen eindrucksvoll, wie spielfreudig die Steinbacher Theatergruppe ist.

Auch die Tante ist nicht ganz echt

Am Ende erweist sich, dass der Besuch der Tante, wie so manches, was aus Amerika kommt, nur ein Fake war. Hintersinnig hatte Betty eine alte Bekannte die Tante spielen lassen, um so einen Tag der Silberhochzeit zu bekommen, wie sie sich ihn vorgestellt hat. So kann sie es auch verschmerzen, dass sie die Kreuzfahrt mit ihrem Mann nur nach Hirschfeld führen wird.

Ihr größter Erfolg aber ist es, dass sie vertuschen konnte, dass Emil bereits seit Monaten als Alleinerbe von Tante Edith eingesetzt wurde und sie, aufgrund ihrer Taktik, jetzt endlich eine renovierte Wohnung sowie das doppelte Haushaltsgeld erhält.