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Eine liebens- und lebenswerte Gemeinde


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Litzendorf, Dienstag, 19. Januar 2016

Die Gemeinde hatte zu ihrem Neujahrsempfang in die Aula der Grund- und Mittelschule geladen. Am Eingang der Schule wurden die Gäste von Bezirksschornsteinfeger Günter Dech und sein...
Bürgermeister Wolfgang Möhrlein inmitten der Geehrten beim Neujahrsempfang der Gemeinde Litzendorf (von links): Karlheinz Busch, Max Heyder, Elisabeth Dörfler-Christa, Irene Stumpf, Anna Hausdorf, Johannes Knoblach, Anja Reh, Monika Neundorfer. Foto: Joseph Beck


Die Gemeinde hatte zu ihrem Neujahrsempfang in die Aula der Grund- und Mittelschule geladen. Am Eingang der Schule wurden die Gäste von Bezirksschornsteinfeger Günter Dech und seinem Kollegen Andreas Wolf mit einem "Glückstaler" beschenkt. Das Blechbläserensemble des Musikvereins Ellerntal mit seinem Dirigenten Martin Lorenz gestaltete den Abend musikalisch, die Landfrauen mit Theresia Hollfelder an der Spitze bewirteten die Gäste.
Bürgermeister Wolfgang Möhrlein (CSU) erwähnte den Neubau des Hebewerkes für die Abwasserversorgung, den Ausbau der Ortsdurchfahrt Litzendorf und des Kindergartens- und der Krippe. Für das neue Jahr sei der Breitbandausbau für alle sieben Ortsteile vorgesehen, die Umsetzung als barrierefreie Gemeinde, die Friedhofsneugestaltung und der Bau von drei Bürgerwindrädern bei Hohenellern. Weiterhin wolle die Gemeinde einen Architektenwettbewerb ausschreiben für das Gebiet der Aufsessschen Stiftungs-wiesen in Pödeldorf und auch die Entwicklung im Tanzwiesengebiet in Litzendorf voranbringen.


Biervielfalt im Ellertal

In der Unterbringung und Betreuung von Kriegsflüchtlingen (Melkendorf, Pödeldorf) sieht der Bürgermeister eine weitere Aufgabe in der Zukunft. Dann zeigte er auf, dass Litzendorf eine lebens- und liebenswerte Gemeinde ist. Nach dem überleitenden Verweis auf 500 Jahre Reinheitsgebot beim Bier bat er mit Anja Reh aus Lohndorf, stellvertretend für ihren Vater Elmar, und Johannes Knoblach aus Schammelsdorf zwei Braumeister nach vorne, die mit ihren Betrieben die Biervielfalt im Ellertal repräsentieren. Als Kulturträger wurde Karlheinz Busch gewürdigt, der den Namen Litzendorf durch die Litzendorfer Kerzenlichtkonzerte mit seinem Bamberger Streichquartett weit über den Landkreis hinausträgt und das schon 40 Jahre lang.
Mit dem 26-köpfigen Büchereiteam mit seiner Leiterin Irene Stumpf lobte er alle Ehrenamtlichen der Gemeinde. Die jährliche Ausleihe von 50 000 Exemplaren sei schon sensationell. Bei der Schaffung des Naturerlebnisweges in Melkendorf und der Neuauflage des Branchenbuches war Elisabeth Dörfler-Christa federführend. Monika Neudorfer hat die alte Schule in Melkendorf mit neuem Leben erfüllt und die 100-Jahr-Feier hervorragend gestaltet. Als junge Botschafter der Gemeinde wurden Max Heyder aus Pödeldorf als deutscher Meister im Judo und Anna Hausmann aus Schammelsdorf als deutsche Jugendnationalspielerin im Fußball vorgestellt.


Neue Tourismusmanagerin

Als neue Managerin Tourismus der interkommunalen Zusammenarbeit mit Strullendorf und Memmelsdorf stellte sich Bianca Müller vor. Sie will die strategischen Tourismuskonzepte in die Tat umsetzen mit den Kernthemen Bier, Kultur und Natur. Bei den Werbeaktionen sollen die Webseiten ständig aktualisiert und erweitert werden. Als Urlaubs- und Freizeitregion ist die Zahl der Übernachtungen noch steigerungsfähig, prognostizierte sie.
Bezirksheimatpfleger Günter Dippold referierte über den Neubau der Litzendorfer Pfarrkirche St. Wenzeslaus vor 300 Jahren durch den Baumeister Johann Dientzenhofer. Pfarrer war damals Johann Christoph Reinhard, der durch den baufreudigen Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn unterstützt wurde. Beim barocken Neubau der Kirche war man alles andere als bescheiden, was die Auswahl der Materialien wie der Handwerker anging. "Da trug man den Kopf höher, gegen das heutige Mittelmaß", so Dippold. Er erwähnte auch die Bauten in Ebrach, Reichmannsdorf und Pommersfelden. Der Hinweis auf viele nichteinheimische Arbeiter und Künstler mag manchen der Anwesenden nachdenklich gestimmt haben anlässlich der Flüchtlingssituation. Prägend für die Heimat sei das Miteinander gewesen. "Fremde und Einheimische schufen diese Werke!"
Dippold verwies auch auf die geografische Lage unserer Heimat. "Hier ist nicht Peripherie, wir sind die Mitte Europas." Wie vor 1000 Jahren gingen die Transporte von Ost nach West, von Nord nach Süd und umgekehrt durch unser Gebiet. Dippold gab den Oberfranken auf, mit ihren Pfunden mehr zu wuchern und nicht so bescheiden und "verhuscht" zu sein. Er forderte ein Mehr an gesundem Selbstbewusstsein. Dasselbe mahnte er aber auch vom Land an im Gegensatz zur Stadt. "Brave Kinder wollen nichts, brave Kinder bekommen aber auch nichts!" Nicht nur nach diesem Satz, sondern auch an manchen anderen Stellen seiner faszinierenden Rede brandete starker Applaus auf. Mit konkreten Beispielen und dem Spiegelvorhalten traf er die fränkische Seele seiner zahlreichen Zuhörer, der er aber immer auch Balsam spendete: "Das haben die geschafft, das schaffen wir auch."


Bamberger Brauereidichte

Zum Schluss kam er dann noch einmal auf das Kulturgut Bier zu sprechen. Die Brauereidichte in Bayern, in Oberfranken und im Landkreis Bamberg sei einmalig. Letzte Forderung Dippolds: "Man muss sich aber auch verkaufen!" Diesbezüglich lobte er das neue Landkreisbier, da über dieses sicht-, fühl- und schmeckbare Produkt der Blick auf die Vielzahl und Güte der Landbrauereien gelenkt werde. "Wenn wir lernen, zusammenzuhalten und die Dinge auf den Punkt zu bringen, dann hat unsere Region eine glanzvolle Zukunft vor sich als eine vitale, kulturell hochstehende Mitte Europas, dies wünsche ich für dieses Jahr." Nach diesem Wunsch Dippolds hielt der Applaus lange an. Bürgermeister Möhrlein überreichte ihm ein "Ellertalkörbla" mit einheimischen Produkten. Joseph Beck