Eine Kermes gegen Vorurteile
Autor: Gerda Völk
Lichtenfels, Dienstag, 17. Mai 2016
Die türkisch-islamische Gemeinde rund um die Mevlana-Cami-Moschee feierte am Sonntag zum ersten Mal Kermes. Ein Fest, bei dem nicht nur gutes Essen genossen wurde, sondern vor allem auch Einblicke gewährt wurden.
In der Judengasse in Lichtenfels war am Sonntag einiges geboten. "In der Welt, in der wir leben, sind Begegnungen eine Bereicherung", sagte Vorsitzender Mehmet Ali Cakir. In Gesprächen sollte man sich einander näher kennenlernen und den verbindenden Charakter der jeweils anderen Kultur entdecken. "Kommunikation kann nur mit Offenheit gelingen", machte Cakir deutlich.
"Viele Leute haben Angst, wenn sie das Wort Islam nur hören. Diese Angst will die Kermes nehmen", erklärt Ayla Kilic, die der türkisch-islamischen Gemeinde als Zweite Vorsitzende angehört. Ihr ist viel an einem friedlichen Umgang der Kulturen gelegen.
Verständnis füreinander
Die Gemeinsamkeiten heben auch die Redner des offiziellen Teils hervor. Zweite Bürgermeisterin Sabine Rießner (CSU) würdigte den Charakter des Festes.
"Der offene Umgang miteinander, Ehrlichkeit und der Dialog, das sind die besten Voraussetzungen zum Verständnis untereinander." Die türkisch-islamische Gemeinde dürfe im nächsten Jahr mit Stolz auf ihr 30-jähriges Bestehen in Lichtenfels blicken. Pfarrer Ralph-Peter Zettler betonte: "Der Islam gehört zu Deutschland und zu Europa." Die beste Möglichkeit zusammenzukommen sei gemeinsam um einen Tisch zu sitzen, machte Pfarrerin Tanja Vincent deutlich.
Das Interesse an der islamischen Religionspraxis war groß, wie die Teilnehmerzahl der Moscheeführung zeigte. Daniela Medina Isljami studierte Orientalistik und widmet sich auch im Alltag dem interreligiösen Dialog. Im großen Gebetsraum der Moschee ging sie auf die Besonderheit des Islam ein.
Morgen- und Abendgebet
"Muslime glauben an Gott.
Allah ist das arabische Wort für Gott." Gläubige Muslime beten fünfmal am Tag. Der Zeitpunkt des Morgen- und Abendgebetes ist an Sonnenaufgang und Sonnenuntergang gekoppelt. "Darf man auch als Deutscher in die Moschee?", lautete eine Frage der Besucher. Daniela Medina Isljami konnte sie mit "Ja" beantworten. Moscheen des türkisch-islamischen Dachverbands DiTiB seien sehr offen, erklärte Isljami. Im Verlauf der Führung erklärte sich Imam Mustafa Özdoğan spontan dazu bereit, einen Einblick in ein Gebet und den Gebetsruf des Muezzins zu geben.
Vieles gemeinsam
Geselligkeit und gemeinsames Essen wurden beim ersten Kermesfest in Lichtenfels groß geschrieben. Während sich die Kinder auf der Hüpfburg vergnügten, konnten sich die Erwachsenen den kulinarischen Angeboten widmen.
Köstliche Speisen serviert
In der Küche kneteten fleißige Frauenhände Berge von Teig für das Fladenbrot, aus dem die pikant gewürzte türkische Pizza Lahmacun hergestellt wurde. Neben dem bekannten Döner gab es auch in Teig eingebacken Käse mit Petersilie. Auch die Liebhaber süßer Speisen und Kuchen kamen nicht zu kurz. Bei dem Angebot dürfte manchen die Auswahl schwer gefallen sein.
Viele Lichtenfelser kamen vorbei
Dass mitunter ein Regenschauer niederging, hatte kaum eine Auswirkung auf die Besucherzahlen. Am Nachmittag waren sehr viele Lichtenfelser unterwegs. Vorsitzender Mehmet Ali Cakir freute sich darüber, dass die erste Kermes so gut angenommen wurde. "Es ist ganz wichtig, dass Ängste und Vorurteile abgebaut werden", erklärte Sigrid Matthews. Für Claudia Hofmann war es interessant, mehr über die Gemeinsamkeiten beider Religionen zu erfahren. Der Moscheeführung hatte sie bis zum Schluss gelauscht.