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Eine Kapelle für Hammerbach


Autor: Manfred Welker

Hammerbach, Mittwoch, 09. Sept. 2015

Geschichte  Fast auf den Tag genau vor 125 Jahren wurde der Grundstein für das kleine Gotteshaus gelegt.


von unserem Mitarbeiter Manfred Welker

Hammerbach — In der Mitte des zum 1. Januar 1972 nach Herzogenaurach eingemeindeten Ortes Hammerbach steht eine Kapelle, deren Grundsteinlegung vor 125 Jahren war. Die Geschichte des Kapellenbaus hat schon vor vielen Jahren Lehrer Michael Stadter erforscht.
Nach einer Volkszählung von 1903 besaß Hammerbach zusammen mit Nankendorf, Reuth und Welkenbach 363 Einwohner, davon lediglich fünf Bewohner mit evangelischer Konfession. Doch während Welkenbach zumindest eine kleine Kapelle besaß, musste Hammerbach vollkommen darauf verzichten. Und das, obwohl die Hammerbacher einen noch weiteren Weg nach Herzogenaurach zur Kirche zu bewältigen hatten als die Welkenbacher. Für einen eigenen Kapellenbau wurde daher auch das Argument angeführt, dass älteren und gebrechlichen Einwohnern der Weg in die Stadtpfarrkirche oft nicht mehr möglich sei.
Nachdem sich der Gemeinderat zunächst auf keinen Bauplatz einigen konnte, stellte das Ehepaar Kunigunda und Konrad Seeberger einen Teil ihres in der Ortsmitte liegenden Gemüsegartens unentgeltlich zur Verfügung. Bürgermeister Anton Feuerlein bemühte sich in Kontakt mit Pfarrer Birner in Herzogenaurach, die geplante Angelegenheit zu forcieren.
Heinrich Birner, Pfarrer in Herzogenaurach von 1888-1892, legte die Bauplanung in die Hände von Architekt Georg Häberle in Bamberg. Das Gründungsprotokoll datiert vom 17. August 1890. Der Bau sollte aus Backsteinen kombiniert mit Hausteinen ohne Verputz ausgeführt werden. Die Beifuhr der Baumaterialien übernahmen die Ortsbürger unentgeltlich. Bürgermeister Feuerlein verpflichtete sich verbindlich, zweihundert Gulden zu den Kosten des Baues beizutragen. Konrad Seeberger schaffte die Glocken aus eigenen Mitteln an. Zur Deckung der Baukosten wurde eine Kollekte in Hammerbach vorgenommen.


Verzinsung mit drei Prozent

Zur Deckung des Restes der Bausumme sollte durch Gemeindebeschluss ein Darlehen aufgenommen werden, welches in etwa 25 Jahren zurückzuzahlen war. Das Dokument trägt die Unterschriften von Pfarrer Birner, Bürgermeister Feuerlein, Konrad Seeberger, Christoph Nagel, Johann Hagen, Thomann Georg, Bucher Simon, Dürrbeck Johann, Jakob Körner, Leonhard Hussenether, Nikolaus Dorsch, Adam Hussenether, Paulus Breun, Georg Bucher und Nikolaus Baier.
Die baupolizeiliche Genehmigung seitens der Königlichen Regierung in Oberfranken ermöglichte die Grundsteinlegung am 5. September 1890. Lehrer Stadter schätzte, dass die Gesamtbausumme etwa 5400 Mark betragen haben dürfte. Eine Sammlung erbrachte 3200 Mark, den verbliebenen Rest in Höhe von 2200 Mark legten Bürgermeister Feuerlein und Konrad Seeberger zu gleichen Teilen aus. Dieser Betrag sollte ab 11. November 1891 mit drei Prozent verzinst werden. Vom 11. November 1896 bis 11. November 1901 war vorgesehen, dass die Ortsgemeinde die Restschuld samt Zinsen tilgen sollte. Tatsächlich betrug die Bau-Restschuld 1900 noch 1411 Mark, die endgültige Tilgung erfolgte im Jahr 1917.