Eine Idylle ohne Genehmigung
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Mittwoch, 28. Sept. 2016
Der städtische Eissee am Musikschulweg ist ein Biotop geworden. Genehmigt wurde sein Bau von übergeordneten Behörden nie. Der Eissee wurde geduldet. Nun gibt es Bestrebungen, die Genehmigung nachzuholen.
Seit rund 40 Jahren gibt es den Eissee am Musikschulweg. Die kleine Wasserfläche wurde angelegt, damit die Kinder im Winter Schlittschuh fahren können. Genehmigt wurde die Anlage aber nie. Das soll jetzt nachgeholt werden. Das Verfahren sei angelaufen, so Bürgermeister Helmut Blank.
Die Stadt will sich jetzt nach dieser langen Zeit die wasserrechtliche Genehmigung holen. Bei einem Termin mit der Unteren Naturschutzbehörde vor schon längerer Zeit war der Unteren Naturschutzbehörde der kleine Weiher aufgefallen und damit die Tatsache, dass es dafür gar keine Genehmigung gab. Damals war auch Stadtrat Hubert Holzheimer dabei.
In der jüngsten Stadtratssitzung fragte Hubert Holzheimer nach, ob die Stadt sich dieser Sache bereits angenommen hat. Es fehle noch eine wasserrechtliche Genehmigung, erläuterte Bürgermeister Helmut Blank.
Nähere Details gab es nicht.
Eisvogel fängt Fische
Stadtrat Hubert Holzheimer schätzt den Eisweiher. Zwar werde dieser kaum mehr als Schlittschuhfläche genutzt, was wohl auch an den milden Wintern liegt, aber dafür sei er ein richtiges Biotop geworden. Wenn er mit seinem Hund Cora Gassi geht, macht er auch gerne eine Pause an der Anlage, obwohl er es nur noch wenige Schritte nach Hause hat. Doch Holzheimer begeistert, wie sich hier am Wasser die Natur entwickelt hat. Eisvogel, Teichhühnchen, Wasseramsel, alles das kann man hier beobachten. Besonders interessant findet es Holzheimer, wenn der Eisvogel die Stichlinge aus dem See fängt.
Wasser kommt vom Mühlgraben
Gespeist wird der Eissee am Musikschulweg übrigens aus dem Mühlbach, der auch das Mühlrad von Hubert Holzheimer antreibt.
Am Mühlbach gibt es ein Überlaufrohr, das bei hohem Wasserstand den Weiher mit frischem Wasser versorgt. Deshalb achtet Hubert Holzheimer auch darauf, dass der See immer genügend Wasser erhält, auch wenn das Mühlrad läuft. Momentan steht das Rad aber ohnehin still. Aufgrund der Trockenheit ist der Wasserstand selbst im angestauten Mühlbach relativ niedrig.
Eine alte Geschichte
Beim Landratsamt wundert man sich, weshalb nun das Thema wieder auf den Tisch kommt. Denn seit dieser Zeit habe sich in dieser Sache nichts mehr getan. Gleichwohl hält man eine Genehmigung weiterhin für sinnvoll, erläutert der Pressereferent des Landratsamtes, Steffen Höffler.
Diese sei vor allem dann sinnvoll, wenn der Weiher weiterhin betrieben werden solle.
Stark verschlammt
Die Untere Naturschutzbehörde bestätigt den Biotop-Charakter, weist allerdings darauf hin, dass der Eissee verlande. Das würde aus Sicht der Naturschutzbehörde aber kein Problem darstellen.Nach Angaben von Bürgermeister Helmut Blank sei es sinnvoll, die Genehmigung für die kleine Wasserfläche nun einzuholen, weil er damit rechnet, dass über kurz oder lang Arbeiten am Eissee anstehen. Nach Jahrzehnten sei der See doch ziemlich verschlammt, und der Zulauf könnte irgendwann Probleme machen.
Blank geht davon aus, dass die Stadt keine Probleme haben wird, die Genehmigung zu erhalten - auch wenn der Eissee schon seit Jahrzehnten existiert. Die Stadt stehe in gutem Kontakt mit der Unteren Naturschutzbehörde, meinte er.
Vergrößerung sogar denkbar
Blank möchte auf jeden Fall, dass der See in kalten Wintern weiterhin als Eislauffläche zur Verfügung steht. Er könnte sich sogar eine Vergrößerung vorstellen, als kleines Naherholungsgelände für die Stadt. Doch Bürgermeister Helmut Blank warnt vor zu viel Euphorie. Denn der Eissee liege auch in einem Bereich, der immer noch als eine der Varianten für eine mögliche kommunale Entlastungsstraße des Karlsbergs vorgesehen ist. Diese Straße kommt seit drei Jahrzehnten immer wieder in die Diskussion, weil das Jörgentor ein Nadelöhr ist und der Bus- und Lastverkehr deshalb über den Schwimmbadweg geleitet werden muss. Dort ist allerdings ein Wasserschutzgebiet.