Eine hochexplosive Mischung
Autor: Michael Busch
Erlangen, Donnerstag, 23. April 2020
Mit 20 Jahren hat sich ein junger Straftäter bereits in kürzester Zeit quer durch die schweren Kriminalitätsdelikte des Strafgesetzbuches gepflügt. Manch andere Straftäter brauchen dafür ihr Leben lang, warf ihm der Richter vor.
Michael Busch Der Tankstellenbesitzer ist aufgebracht. "Ja, ich kenne den!" Mit Blick auf einen der drei Angeklagten verfinstert sich seine Miene. "Ich habe ihn gemocht, darum habe ich ihn eingestellt." Der Angesprochene schaut zu Boden. "Er war mir sympathisch, ich wollte ihm helfen!" Nun sitzt der sympathische 30-jährige Mann mit zwei weiteren Angeklagten am Erlanger Amtsgericht vor dem Schöffengericht unter dem Vorsitz von Wolfgang Pelzl.
Der Tankstellenbetreiber wäre noch mehr schockiert, wenn er die Anklage mitbekommen hätte. Denn der Staatsanwalt hatte gut zwei Stunden zuvor zwei Anklageschriften mit mehreren Vergehen vorgetragen. Der 20-jährige Hauptangeklagte spielte bei dem Vorwurf des Diebstahles aus einer Tankstelle in der Erlanger Bunsenstraße nur eine Nebenrolle. Er half bei dem Raub von 13 500 Euro aus dem Tresor. Über ihn wusste der erregte Tankstellenbetreiber nur, dass "ich den und seine Freundin aus der Tankstelle hinausgeschmissen habe". Unsympathisch sei er ihm gewesen.
Das lag aber nicht daran, dass der bei dem Einbruch mit aktiv war. Er hatte nämlich dem "sympathischen Mann" im Jahr 2017 geholfen. Der war, wegen der Fehleinschätzung des Tankstellenwartes in Bezug auf die Sympathie, dort als Aushilfe eingestellt.
Tresor einfach aufgeschlossen
Bereits nach drei Wochen nutzte er eine Chance, die Schlüssel für den Haupteingang und den Tresor nachzumachen. Der Besitzer hatte ihm wegen einer Autofahrt seinen ganzen Schlüsselbund übereignet. "Ich Trottel habe ihm alles gegeben."
Zusammen mit dem Hauptangeklagten schlich er nach Geschäftsschluss in die Tankstelle, entwendete das Geld aus dem Tresor und schlug dann noch einen Stein von außen an die Schaufensterscheibe, um einen gewaltsamen Einbruch vorzutäuschen. 500 Euro gingen an den willigen Helfer.
Der hatte dann aber vor Gericht ganz andere, wesentlich größere Probleme. Denn der junge Mann war offensichtlich eine hochexplosive Mischung, wenn er Drogen genommen hatte oder welche benötigte. "Seit er 13 Jahre alt ist, kifft er und hat damit den Grundstein zu seinem Leben gelegt", erklärte dessen Pflichtverteidiger Thomas Skapcyk. In den letzten zwei Jahren ging es dann rund.
Die Anklage startete mit dem Vorfall an der Tankstelle. Dann wurde ihm vorgeworfen, dass er beim Eintreiben von Drogengeldern zusammen mit dem dritten Angeklagten den "Schuldner" verprügelt haben soll. Beulen, Kopfverletzung und Bisswunden mussten bei dem Opfer verarztet werden. 200 Euro hätte dieser abheben sollen, was dieser aber nicht tat. Daher wurde der beim Fluchtversuch auch aufgehalten und schwer traktiert.