Eine gewisse Leere wird da sein
Autor: Dieter Seyfarth
Neustadt bei Coburg, Donnerstag, 25. Juni 2020
Auch das Neustadter Kinderfest fällt in diesem Jahr der Corona-Pandemie zum Opfer. 1617 zum ersten Mal dokumentiert, ist es eines der ältesten Kinderfeste im Land. Vielleicht gibt es aber wenigstens die Bratwurst-Gutscheine?
Unter den zahlreichen Traditionsveranstaltungen, die dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie in der Bayerischen Puppenstadt leider ausfallen müssen, werden die Neustadter besonders das Neustadter Kinderfest vermissen, ein Fest, das generationsübergreifend alle Neustadter verbindet und auf das Jahr 1617 zurückgeht. Traurig werden auch viele Neustadter "in aller Welt" sein, weil sie den "Neustadter Nationalfeiertag" meist zu einem Heimatbesuch nutzten und diesen nun auf das nächste Jahr verschieben müssen.
Das Neustadter Kinderfest, ursprünglich "Schul- oder Gregoriusfest", ist erstmals im Neustadter Kirchenbuch mit folgender Notiz urkundlich nachgewiesen: "Zu bemerken ist, dass der edle Johann Kaspar von Witzleben, unserer Neustadter Schule Schüler, am Gregoriusfest, dem 9. April 1617, den Bischof machte!" Somit darf sich das Neustadter Kinderfest zu den ältesten Kinderfesten Deutschlands zählen. Es hat sich über den Dreißigjährigen Krieg, den sozialen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts und die beiden Weltkriege hinweg erhalten. Noch heute ist es im Bewusstsein der Neustadter fest verwurzelt und gilt als das "herausragendste Fest" im Veranstaltungsreigen der Stadt.
Das Fest im Wandel der Zeit
Freilich hat es im Laufe der Jahrhunderte manche Wandlung durchgemacht und die eine oder andere Veränderung gegeben. Die "Gegenzüge" während des Festumzuges auf dem Marktplatz gibt es schon lange nicht mehr. Aus den strammen Freiübungen mit den "Vorturnern" sind sportliche Wettkämpfe und moderne Tanzvorführungen geworden. Die traditionelle "Schulpredigt" an der Glockenbergschule, die jeweils vom Rektor der für das Kinderfest verantwortlichen Schule am Ende des Kinderfesttages gehalten wurde, ist schon längst entfallen - was eigentlich sehr schade ist.
Doch nach wie vor ist beispielhaft, dass es einmal im Jahr die Schuljugend sowie die Lehrer aller Schulgattungen und die Neustadter Bevölkerung zum gemeinsamen Feiern vereinigt. Schon seit einigen Jahrzehnten bildet das Neustadter Kinderfest mit dem Marktfest am darauffolgenden Sonntag ein festliches Wochenende. Hinzu gekommen ist seit gut zehn Jahren auch die "Neifeier" am Freitagabend vor dem Kinderfest.
In diesem Jahr allerdings werden die Neustadter am Kinderfesttag (11. Juli) auf Gewohntes und Vertrautes verzichten müssen. Auf den "Weckruf" der Stadtkapelle und des Jugendorchesters am Samstagmorgen, der normalerweise den Festtag einläutete, werden die Neustadter vergeblich warten. Die mit Girlanden, Luftballons und bunten Fähnchen geschmückten Fenster, Häuser und Straßen wird es wohl nicht geben - oder vielleicht doch? Es gibt keinen farbenprächtigen Festumzug mit 1600 Schulkindern, Musikkapellen, und originell ausgestalteten Festwagen. Alles ist anders! Und natürlich werden auf dem Schützenplatz die "Freiübungen", die Wettkämpfe zwischen den Schulen sowie die beschwingten und farbenprächtigen Tanzvorführungen nicht stattfinden.