Eine funktionierende Demokratie ist alles andere als selbstverständlich
Autor: Sabine Weinbeer
Haßfurt, Montag, 14. November 2016
Eine Sozialkundestunde der besonderen Art erlebten Schüler der Heinrich-Thein-Berufsschule in Haßfurt gestern in ihrer Aula. Vor großem Auditorium fungierte...
Eine Sozialkundestunde der besonderen Art erlebten Schüler der Heinrich-Thein-Berufsschule in Haßfurt gestern in ihrer Aula. Vor großem Auditorium fungierte der Landtagsabgeordnete (MdL) Steffen Vogel (CSU) als Lehrer zum Thema "70 Jahre Bayerische Verfassung". Er wie auch Schulleiterin Heidrun Görtler wollten mit diesem Vortrag den jungen Leuten bewusst machen, dass ihre politische Mitwirkung in der Demokratie unabdingbar ist.
Politik: Ohne mich?
Viele junge Leute hätten heute den Eindruck "Die machen eh, was sie wollen, was kann ich schon bewirken?", erklärte eingangs Heidrun Görtler aus ihrer Erfahrung als Lehrerin. Wo das hinführen kann, das zeigten sowohl die Brexit-Entscheidung in Großbritannien als auch die US-Wahl. Gerade junge Leute hätten dort ihre Stimme nicht abgegeben und seien dann vom Ergebnis überrascht gewesen.
"Auf Euch kommt es an", gab sie den Schülern mit, und auch Steffen Vogel unterstrich das.Gerade in einer Gesellschaft, in der sich die Altersstruktur nach oben verschiebe, müssten die Jungen sich Gehör verschaffen, führte der CSU-Politiker Steffen Vogel aus.
Am 1. Dezember 1946 fand in Bayern der Volksentscheid über die Verfassung statt, am 2. Dezember wurde sie unterzeichnet. Sie legt die Grundzüge des bayerischen Staatswesens und der Politik fest. Im Zuge der Zeit wurde sie auch angepasst, das Wahlalter von 21 auf 18 Jahre gesenkt, der Umweltschutz als Staatsziel aufgenommen, und zuletzt 2013 wurde das Ziel der gleichwertigen Lebensbedingungen in allen Landesteilen aufgenommen.
Vogel erläuterte, wie die politischen Vertretungen vom Gemeinderat bis in den Landtag funktionieren, wie die Abgeordneten arbeiten, was sie in München tun und was im Wahlkreis erwartet wird. Zahlreiche Fragen beantwortete er, beispielsweise, wie sich denn ein Bürger an den Landtag wenden kann.
Jeder kann sich engagieren
Er machte deutlich, dass sich jeder Bürger politisch engagieren kann und auch sollte. Dabei beginne dieses Engagement schon mit einem Ehrenamt in einer Gemeinde. Er selbst macht seine politische Laufbahn an dem Punkt fest, an dem er zum Verantwortlichen für den Jugendraum in seinem Heimatort geworden ist.Sehr deutlich machte er den jungen Leuten, welch hohen Stellenwert die Demokratie hat. Er ärgere sich über die Einstellung "die machen eh, was sie wollen" als Begründung, nicht zur Wahl zu gehen. "Andere Menschen fliehen aus ihrer Heimat, weil es da anders ist, weil es keine Wahl gibt, keine Mitbestimmung", sagte er.
Auch die Revolution im eigenen Lande sei schon fast vergessen. Es sei gefährlich gewesen, in der ehemaligen DDR auf die Straße zu gehen und schließlich den Mauerfall zu erstreiten. "Und weil es nicht selbstverständlich ist, in einer Demokratie zu leben, deshalb muss man auch daran arbeiten, dass sie erhalten bleibt," zumal diese Staatsform den Deutschen inzwischen schon so lange Frieden beschert hat, wie es das Land nie zuvor erlebte. Der Demokrat beweise sich aber gerade in der Niederlage, erklärte Vogel.