Eine "fadenscheinige" Kunst
Autor: Günther Geiling
Eltmann, Mittwoch, 24. Juli 2019
Die Marionettengruppe der Realschule Eltmann spielte das Stück "Geisterstunde auf Schloss Eulenstein".
In einer Wochenzeitschrift für Kinder erschien 1881 eine Geschichte über die Abenteuer einer kleinen Holzpuppe. Ihr Name war Pinocchio. Sie ist mittlerweile die wohl berühmteste Marionette überhaupt. Inzwischen sind Marionetten aus der Mode gekommen, nicht aber in der Wallburg-Realschule Eltmann, wo es seit 20 Jahren eine Marionettenspielgruppe gibt, die jährlich zum Schuljahresende ein Stück aufführt. Diesmal war es die spannende "Geisterstunde auf Schloss Eulenstein".
Aus Griechenland und Rom
Die ältesten Belege für Aufführungen mit an Fäden geführten Puppen stammen aus dem antiken Griechenland und Rom. Dort waren Marionetten einfache Puppen mit nur wenigen Gelenken und Fäden. Heute hat eine herkömmliche Marionette acht bis neun Fäden, die in einem Spielkreuz enden und mit dem der Puppenspieler die Marionette lenkt. Der Puppenspieler hat buchstäblich die Fäden in der Hand - und die dürfen sich keinesfalls verheddern. Ein Marionettenspiel, das faszinieren will, ist eine harte Arbeit für die Spieler.
Plötzlich schlug in der Aula die Turmuhr zwölfmal und von der Bühne erklang der Text: "Um Mitternacht ist Geisterstunde auf Schloss Eulenstein. Karl von Radau und die Gespenster finden sich dort ein. Vom Blocksberg reitet auch die kleine Hexe noch dazu, und jeder, der sich fürchten will, trifft sich zum Geisterrendezvous."
Die Chorklassen 5a und 5b unter der Leitung von Sebastian Franz und Gabriele Sohmer unterstrichen die Geisterstunde mit flotten und beherzt gesungenen Melodien, die ins Ohr gingen. Sie imitierten die Geräusche der Geister und Gespenster, die gleich zu einem besonderen Fest, nämlich dem 1000. Geburtstag des alten Flaschengeistes, kamen. Das war ausgerechnet zur Geisterstunde, der schönsten Stunde, die es für die Gespenster gibt.
Mit der Krachmaschine
Rübezahl, Graf Dracula und die kleine Hexe kamen mit ihrer neuen Rums- und Rappel-Peng-Krachmaschine angeflogen. Ungebetene Gäste erschienen auch auf der Party wie Fiesling Fritz Rabatz, dem Karl von Radau vor 138 Jahren Schlossverbot erteilt hatte. Warum das Schlossverbot? Weil er alle Kronleuchter im Schloss demoliert hat, hat er bei einer Geisterstunde nichts verloren. Aber der Stänkerer wollte nur die Konstruktionspläne der Krachmaschine, dieses Wunderwerks der Spuktechnik, von der kleinen Hexe.
Schließlich verkündete nach dem großen Geisterrat der Flaschengeist den Beschluss, Fritz Rabatz solle die Baupläne der Krachmaschine erhalten, wenn die kleine Hexe dafür Generaldirektorin der Krachmaschinen-Fabrikation würde.