Druckartikel: Eine Erde für die Mächtigen

Eine Erde für die Mächtigen


Autor: Michael Busch

Herzogenaurach, Freitag, 13. März 2020

Wegen der Maßnahmen rund um das Coronavirus wurde die Demonstration in Herzogenaurach abgesagt. Allerdings gab es einen symbolischen Akt, der unterstreicht, dass das Thema trotz Corona weiterhin wichtig ist.
Die Erde gemeinsam zu tragen, stellte sich als gar nicht so einfach heraus. Ein gutes Symbolbild für das, was die Klimaaktivisten und Politiker in Zukunft noch erwartet.  Foto: Michael Busch


Michael Busch und Bernhard Panzer "Wir möchten verantwortungsbewusst handeln und sagen daher die Veranstaltung für heute ab 12.05 Uhr offiziell ab." Thilo Schaufler versuchte in den sozialen Netzwerken, die Mitstreiter beim "Fridays for Future" frühzeitig zu informieren. Und er ergänzt: "Gerne rufen wir natürlich weiterhin auf, sich aktiv über den Klimawandel zu informieren und die notwendigen Handlungsschritte für eine effektive Reaktion und echte Handlungen auch bei der Wahl am Sonntag zu bedenken."

Doch ganz ohne Aktion ging es nicht. Zum einen stand jemand am Marktplatz, um potenziellen Teilnehmern der Demonstration abzusagen, zum anderen gab es eine Gruppe, die eine Sonderaktion am Rathaus dennoch durchführte.

Erde übergeben

Dort trafen Thilo Schaufler, David Niewelt, Veit Götz und David Komann und auf die drei amtierenden Bürgermeister. Eigentlich waren zwei Reden geplant - von Religionslehrer Wolfgang Seitz und Stadtpfarrer Helmut Hetzel, doch diese wurden in der kleinen Gruppe nicht gehalten. Die Nachricht an sich aber wurde übermittelt.

"Wir haben morgens entschieden, dass die Demo angesichts der Entwicklung rund um Corona so nicht stattfinden kann", erläuterte Komann. Dennoch wollte man den symbolischen Akt der "Erdübergabe" vollziehen. German Hacker, Renate Schroff und Georgios Halkias übernahmen die Erde zusammen mit den Hinweisen von Thilo Schaufler. "Wir werden immer da sein, um die Leute, die an der Macht sind, an ihre Verantwortung zu erinnern." Damit spielte er auf die anstehenden Kommunalwahlen hin und den Wählerwillen, der letztlich auch den Klimaschutz berücksichtigen sollte.

German Hacker dankte und erklärte: "Das Thema beschäftigt uns in Herzogenaurach ja schon seit einiger Zeit und wir versuchen es auch zu leben." Er wies darauf hin, dass man selber viel tun könne, um im Sinne eines besseren Klimas aktiv zu werden. Auch wenn Corona letztlich die Idee eines ökologischen Wandels beschleunige, wäre man glücklicher gewesen, wenn man "regulär" hätte streiken können.

Zeitgleich wartete Birgit Schaufler auf dem Marktplatz auf potenzielle Teilnehmer der Kundgebung, die die kurzfristig bekannt gegebene Absage nicht mitbekommen hatten. Tatsächlich fanden sich schon in den ersten Minuten mehrere Interessenten ein, die angesichts der Leere auf dem Gelände allesamt ungläubig schauten.

"Ist hier nicht Fridays for Future", fragte Werner Mesnaric. Er war der Erste, und traf schon vor der angegebenen Zeit ein. Da war es quasi fünf vor zwölf. Wie alle weiteren Besucher auch, wurde Mesnaric, Friedensaktivist und Mitglied bei den "Parents for Future", über die Absage und deren Hintergründe informiert. Man nutzte die Gelegenheit dann, um im kleinen Kreis zusammen zu stehen und über den Begriff Klima in all seinen Facetten zu sprechen.

Birgit Schaufler, die Mutter des Initiators Thilo, war schon etwas traurig über die Absage. "Die haben sich so eine Mühe gemacht." Ihr Sohn habe am Vormittag viel Zeit damit verbracht, das Landratsamt, die Schulen, die Polizei und andere zu informieren. Man hätte die Aktion schon gerne durchgezogen, aber letztlich hätten sich die Ereignisse eben überstürzt.