Eine einzige Enttäuschung
Autor: Klaus Groh
Bamberg, Freitag, 18. Mai 2018
Die Bamberger präsentieren sich in im ersten Halbfinalspiel in München völlig von der Rolle und kassieren eine 72:95-Packung.
So darf sich eine Bamberger Mannschaft, die neun Meistertitel seit 2005 in ihrer Vita stehen hat, nicht präsentieren. Die Vorstellung im ersten Play-off-Halbfinale am Sonntag in München erinnerte stark an die Auswärtspleiten in Bonn und Jena während der Hauptrunde: Der Mannschaft von Trainer Luca Banchi fehlte in diesem wichtigen Spiel die Einstellung, wurde von den Bayern dafür bitter bestraft und nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen: Mit Team-Basketball demütigte der Titelfavorit Nummer 1, der den zuletzt bärenstarken Spielmacher Stefan Jovic (Muskelprobleme) ersetzen musste, das Brose-Team, das sich im Viertelfinale noch klar mit 3:0 gegen Bonn durchgesetzt hatte, und feierte einen 95:72-Erfolg.
Jetzt gilt es dieses Debakel schnellstmöglich aufzuarbeiten, sonst droht am Mittwoch (20 Uhr) vor heimischem Publikum die nächste Klatsche, und dann wäre die "best-of-five"-Serie am nächsten Samstag wohl ziemlich sicher beendet.
Die einwöchige Pause hat den Bambergern offensichtlich nicht gut getan, obwohl Trainer Luca Banchi die Erholungsphase im Vorfeld als Plus angesehen hatte. Das Brose-Team präsentierte sich schläfrig in der Verteidigung sowie unkonzentriert und einfallslos in der Offensive.
Cunningham mit frühen Dreiern
Die Bayern, die erst am Donnerstag nach hartem Kampf den Einzug in die Runde der letzten vier gegen Frankfurt perfekt gemacht hatten, waren von Beginn an hellwach und bestimmten klar das Geschehen. Es dauerte fast fünf Minuten, ehe Daniel Hackett den ersten Feldkorb für die Gäste zum 5:10 erzielte. Zwischenzeitlich kämpfte sich die Banchi-Truppe zwar auf 10:10 heran, weil vor allem Augustine Rubit sicher vollstreckte, doch Jared Cunningham, der im ersten Viertel bereits drei Dreier versenkte, und seine Mitstreiter sorgten mit einem 12:2-Lauf für die erste zweistellige Führung der Hausherren.Im zweiten Viertel war Bambergs Coach zu einer frühen Auszeit gezwungen, da seine Jungs im Angriff auch einfache Korbleger versemmelten und in der Defensive nur zuschauten, wie die Bayern zum Korb spazierten. Die Eins-gegen-eins-Verteidigung war ebenso ungenügend wie das Reboundverhalten. Die Hausherren nahmen die Geschenke dankend an und lagen einige Male mit 14 Punkten vorne.
Erst in der Schlussphase fassten sich Dorell Wright und Nikos Zisis ein Herz und sorgten dafür, dass der Rückstand (36:45) wieder in den einstelligen Bereich zusammenschrumpfte.
Das sollte sich aber nach dem Seitenwechsel schnell wieder ändern: Bei den Bayern lief jetzt Cunningham richtig heiß und steuerte neun Punkte zum 58:42 bei. Die Gastgeber spielten fortan mit den hilflosen und uninspirierten Bambergern Katz und Maus. Nach 29 Minuten war für die Bayern die erste 20-Punkte-Führung (72:52) perfekt - fünf Minuten später lag das Brose-Team gar mit 53:83 zurück.
Während die 400 mitgereisten Fans aus Freak City nur noch die Köpfe schüttelten, sang der Bayern-Anhang: "Hier regiert der FCB." So hatten die Münchner nach der 1:3-Pokal-Pleite der Fußballer in Berlin gegen Frankfurt zumindest auf dem Basketballfeld etwas zu feiern.
Lediglich Daniel Hackett (25 Punkte) ging mit der richtigen Einstellung zu Werke, der Rest erreichte nicht einmal Normalform. Vor allem Ricky Hickman (1 Punkt/3 Ballverluste), der fast 21 Minuten auf dem Feld stand, enttäuschte, aber auch Maodo Lo (2/4), Luka Mitrovic (1/2) und Leon Radosevic (1/1) ließen jegliches Durchsetzungsvermögen vermissen.