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Eine der letzten Männerbastionen


Autor: Klaus Schmitt

Rügheim, Sonntag, 01. Juni 2014

Tradition  Von den 1024 Feldgeschworenen im Landkreis Haßberge sind nur fünf Frauen. Neue Siebener wurden bei der Kreisversammlung in Rügheim vereidigt und langjährige Mitglieder ausgezeichnet. Welche Aufgaben haben die Marker?



von unserem Redaktionsmitglied 
Klaus Schmitt

Rügheim/Kreis Haßberge — Die Männer waren in der Mehrzahl. Das ist bei einer Organisation, die zu über 99 Prozent aus Männern besteht, nicht besonders schwer. Die Siebener aus dem Landkreis hatten sich am Samstag zu ihrer Kreisversammlung getroffen.
1024 Feldgeschworene hat der Kreisverband derzeit, wie Kreisobmann Wendelin Jooß (Geusfeld) erklärte. Damit ist der Kreisverband Haßberge der stärkste in Bayern. Von den 1024 Markern sind fünf Frauen.
Am Samstag wurden 24 neue Siebener aufgenommen. Landrat Wilhelm Schneider (CSU) vereidigte sie. Es waren nur Männer. Langjährige Siebener wurden ausgezeichnet, und zwar für 25, 40, 50 Jahre oder gar 60 Jahre Tätigkeit als Marker.
Was tun Siebener, und sind sie überhaupt noch nötig? Feldgeschworene werden bei Fragen zu Grundstücksgrenzen benötigt. Sie sind beim Setzen von Grenzsteinen dabei, wechseln beschädigte Steine aus und werden bei Grenz-Streitigkeiten herangezogen. Sie kooperieren mit dem Vermessungsamt, das die Entscheidungsbefugnis hat.
Entstanden ist das Ehrenamt im 13. Jahrhundert in Franken. Die Obrigkeit hielt die Siebener vor allem wegen ihrer Ortskenntnisse für wichtig, und das gilt bis heute, wie Peter Peter Kraus vom Amt für ländliche Entwicklung für Unterfranken (Würzburg) schilderte. Als Beispiele führte er die Gruppen-Feldflurbereinigungen in Kirchlauter und Oberaurach an, die sich in der Abschlussphase befinden. Dabei sind Hunderte von Grenzsteinen gesetzt worden. Das lief mit der Hilfe von Siebenern, deren Ortskenntnisse entscheidend dazu beitragen, die Verfahren zu beschleunigen.
Die Feldflurbereinigungen werden allerdings immer seltener. Heute kümmert sich das Amt für ländliche Entwicklung hauptsächlich um Dorferneuerungen, und auch hier ist der Kreis Haßberge ein Schwerpunkt. 33 Verfahren laufen derzeit. Das ist gut ein Fünftel aller Verfahren in Unterfranken (150 Maßnahmen). Bei den Dorferneuerungen werden die Feldgeschworenen ebenfalls gebraucht.
Alle Redner betonten beim Kreis-Siebenertag vor allem die Tradition, die das Feldgeschworenenwesen hat. Landrat Wilhelm Schneider erklärte, die Siebener seien wichtige Ansprechpartner in den Dörfern und hätten sich seit Jahrhunderten bewährt.
Der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel (CSU) versicherte: "Ich stehe an der Seite der Siebener." Gerhard Hartmann, Leiter des Vermessungsamtes in Schweinfurt, lobte die Feldgeschworenen für ihre "hervorragende Zusammenarbeit und Unterstützung".