Eine beängstigende Entwicklung
Autor: Klaus Rößner
Stadtsteinach, Mittwoch, 15. Sept. 2021
Pflegekosten Die Staatskanzlei hat auf einen Brandbrief von Gisela Froese geantwortet - und die ist eher unzufrieden.
Die Kosten ufern aus: Alten- und Pflegeheime in Deutschland erhöhen regelmäßig ihre Gebühren und stellen damit die Selbstzahler vor große Probleme. Deshalb hatte sich Gisela Froese, Vorsitzende der Bewohnervertretung im Stadtsteinacher Caritas-Altenheim, mit einem Brief an Ministerpräsident Markus Söder gewandt. Jetzt hat ihr die Staatskanzlei geantwortet.
"Ich habe 130 Euro im Monat. Davon muss ich meine Kleidung, meine Telefonrechnung, Toilettenartikel und andere Dinge des persönlichen Bedarfs bezahlen. Da muss ich jeden Cent dreimal umdrehen." Wie Gisela Froese geht es vielen Menschen, die in Altenheimen leben und ihren Eigenanteil nicht mehr schultern können, weil er ihre finanzielle Leistungsfähigkeit übersteigt. Dann springt der Bezirk ein, der den Betroffenen eben jene 130 Euro monatlich als eine Art Taschengeld überlässt.
Die Selbstzahler kommen in die Bredouille: Ständig steigende Pflegekosten treiben sie zunehmend in die Armut. Sie müssen ihre Ersparnisse aufbrauchen, ihre Häuser verkaufen - verlieren also alles, was sie sich im Laufe ihres Lebens erarbeitet haben. Und der Trend geht weiter: "Der Anteil unserer Bewohner, die Sozialhilfe beziehen, liegt bei über 50 Prozent. Vor wenigen Jahren waren es noch 30 Prozent", sagt Stefan Tippner, Einrichtungsleiter des Alten- und Pflegeheims St. Marien.
Die Gefahr überbordender Kostensteigerung zeigt sich alle Jahre aufs Neue. Dann nämlich verhandeln Vertreter der Heimbetreiber mit dem Bezirk und den Repräsentanten der Kassen die neuen Pflegesätze. In den letzten Jahren ergaben sich jedes Mal Erhöhungen zwischen zehn und 25 Prozent. Die Entwicklung ist beängstigend - und wird nicht mehr klaglos hingenommen.
So hat sich Gisela Froese im April an Ministerpräsident Markus Söder gewandt. Sie bemängelt vor allem, dass die Erhöhungen einseitig zulasten der Bewohner gehen. Denn der Beitrag der Pflegekasse sei gedeckelt, bleibe also in jedem Fall gleich. "Seit 2017 hat die Pflegekasse keine Erhöhung mitgetragen", beschwert sich die 68-jährige Heimbewohnerin. Bereits in Aussicht gestellte Änderungen im Finanzierungsmodell würden bislang nicht greifen.
70 Prozent Zuwachs in sieben Jahren