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Ein Zeichen der Zuversicht


Autor: Sonja Adam

Kulmbach, Dienstag, 24. November 2020

Die Schließung der Restaurants und Hotels trifft die Gastronomen in Kulmbach und Umgebung hart. In einem ökumenischen Gottesdienst in der Petrikirche wurde versucht, ein bisschen Trost zu spenden.


Normalerweise hätten die Gastronomen an einem Werktag Ende November kaum Zeit. Die ersten Advents- und Weihnachtsfeiern wären vorzubereiten. Vorweihnachtliche Hektik würde sich breitmachen. Plätzchen backen, Gänse braten, Krautspezialitäten vorbereiten, Klöße machen - die Herbst- und Weihnachtszeit wäre die Zeit, in der Kalorienzählerei ad acta gelegt wird.

Die Menschen wären in Ausgehlaune, denn der Dezember ist der umsatzstärkste Monat des Jahres. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Der Lockdown light beschert der gesamten Branche Ruhe. Allerdings keine wohltuende Ruhe, sondern eine, die vielen Angst macht.

Die Restaurants sind geschlossen. Nur ein Außer-Haus-Verkauf ist möglich. Touristen - Fehlanzeige. Zukunftsängste plagen die Gastronomen.

Trotzdem oder gerade deshalb haben sich viele auf den Weg zum ökumenischen Gottesdienst in Kulmbach gemacht. "Wir haben immer gemeinsam einen Gottesdienst gefeiert. Und solch ein Gottesdienst bringt immer etwas", sagt der Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes, Stephan Ertl.

Der Gottesdienst in der Petrikirche hatte Symbolcharakter. "Wir wollen heute gemeinsam beten, Mut schöpfen und neue Kraft tanken", sagte der katholische Stadtpfarrer Hans Roppelt. Im Glauben könnten die Menschen Zusammenhalt finden, und in der Gemeinschaft könnten alle neue Kraft tanken.

Die evangelische Pfarrerin Katharina Winkler griff das Bild vom finsteren Tal aus dem Psalm 23 "Der gute Hirte" auf. Sie nimmt die Sorgen der Gastronomen ernst. Ja, die gesamte Branche befinde sich in einem tiefen Tal. Doch die Hoffnung, dass bald ein Licht erscheinen möge und dass das Tal dann durchschritten werden könne, bleibe.

Persönliche Fürbitten

"Wir sollten auch auf das schauen, was wir haben: ein Dach über den Kopf, keine Hungersnot, Gesundheit", so die Pfarrerin. Auch wenn in manchen Momenten die Zuversicht abhanden komme, könne man sich doch immer auf Gott verlassen, war ihre Botschaft. Die Gastronomen selbst hatten sehr persönliche Fürbitten formuliert.

Für die musikalische Umrahmung des ökumenischen Gottesdienstes für die Gastronomen sorgte der Dekanatskantor Christian Reitenspieß.

Nach dem Gottesdienst waren alle voll des Lobes. Der ökumenische Gottesdienst sei ein Zeichen der Zuversicht gewesen, habe Kraft gegeben. "Ja, es ist eine schwere Zeit für uns. Wir hoffen, dass alles vorüber geht und dass wir alle bald wieder weitermachen können", sagte Dieter Spindler vom Gasthof "Frankenwald" in Stadtsteinach. "Jetzt ist die Zeit, um einmal nachzudenken. Wir waren an der Spitze. Immer schneller, höher, weiter, war unser Motto. Jetzt sind wir gezwungen, nachzudenken, einmal innezuhalten", sagte Andrea Luger, Bezirksvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Bayern (Dehoga).

Chance auf einen Neubeginn

Luger möchte die Pandemie als Chance sehen, neu anzufangen. Natürlich sei es wichtig, dass es auch nach der Krise noch Gastronomie gibt. Deshalb appellierte sie an die Menschen, die Gastronomen zu unterstützen.

Joachim Hofmann vom Gasthof "Fränkische Schweiz" in Kirchahorn hat aus dem ökumenischen Gottesdienst ebenfalls viel mitgenommen. "Ich hatte das Gefühl, dass sich beide Pfarrer in unsere Lage versetzt haben. Das hat mir gut gefallen", kommentierte er. Doch die Sorgen um das Einkommen bleiben. Denn viele Weihnachtsfeiern sind bereits abgesagt. Und die von der Politik versprochenen Auszahlungen lassen noch auf sich warten.

"Aber ich hoffe, dass die Gelder noch vor Weihnachten kommen", betont Joachim Hofmann.