Druckartikel: Ein sehr seltener Patron

Ein sehr seltener Patron


Autor: Albin Schorn

Jesserndorf, Montag, 14. Januar 2019

Die Pfarrei Jesserndorf kann am Donnerstag den heiligen Antonius feiern.
In der Jesserndorfer Pfarrkirche begegnet der heilige Antonius dem Besucher als bärtiger Eremit in brauner Mönchskutte, zu seinen Füßen ein Schwein.  Foto: as


Seit einiger Zeit ist er wieder zurück in der Pfarrkirche in Jesserndorf: Antonius, der als Einsiedler in der Wüste Ägyptens gelebt hatte.

Der Eremit, der später als Abt sogar heiliggesprochen wurde, ist im Landkreis kaum bekannt. Die katholische Kirche in Jesserndorf ist die einzige Kirche im Dekanat Haßberge, die dem Heiligen als Schutzherrn geweiht ist. Selbst im benachbarten Erzbistum Bamberg ist nur die Pfarrkirche in Sambach unter seinen Schutz gestellt.

Asket und Schutzherr

Anders in der Zeit des Mittelalters. Hier wurde der Asket als Vater des christlichen Mönchtums verehrt, als Schutzherr der Armen, Kranken, Ritter, Metzger und der Haustiere. Besonders wurde er um Hilfe gerufen bei allen Seuchen und der Pest.

Im elften Jahrhundert soll ein französischer Adeliger durch die Verehrung der Reliquien des Eremiten von einer Seuchenkrankheit geheilt worden sein, vom sogenanntes Antoniusfeuer. Diese Krankheit zerfraß die Gliedmaßen, verursacht durch pilzverseuchtes Getreide von Mutterkorn. In Hungerjahren verbrauchte man dieses Getreide in Unkenntnis über die giftigen Folgen.

Antonius, der den Versuchungen des Teufels in der Wüste und den quälenden Visionen widerstand - so die unterschiedlichen Erzählungen über sein Leben -, war für Hilfesuchende der geeignete Schutzheilige gegen die wie Feuer brennende Krankheit.

Weil er mittilfe des Kreuzes den höllischen Gewalten widerstand, ist der Kreuzstab meist in Form eines Ts sein Attribut. Seine späteren Ordensbrüder, die Antoniter, widmeten sich in über 300 Hospitälern europaweit der Krankenpflege. Sie waren offensichtlich begehrte Chirurgen, weil sie Amputationen vornehmen konnten, wenn das Antoniusfeuer Gliedmaßen befallen hatte. Zum Dank für ihren Dienst an den Kranken durften ihre durch ein Glöckchen gekennzeichneten Schweine frei herumlaufen und Nahrung suchen. Am Antoniustag (17. Januar) wurde das Schwein geschlachtet und an Arme verteilt.

Der Vorsitzende des Bürgervereins Ebern, Ingo Hafenecker, berichtete 2011 im Jahrbuch des Vereins über die glückliche Heimkehr der neugotischen Skulptur in die katholische Pfarrkirche Jesserndorf Folgendes: 1963 trennte man sich bei der Umgestaltung der Pfarrkirche unter Pfarrer Johannes Markert nach den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils von der Statue des Kirchenpatrons. Der Antiquitätensammler Helmut Barthelmes übernahm die Figur. Da gelang es dem damaligen Museumsleiter Simon Hafenecker, Barthelmes zu überzeugen, dem Standbild einen Platz im Eberner Heimatmuseum zu geben. 1996, zum 550. Jubiläum der Pfarrei Jesserndorf, überließ das Heimatmuseum die Figur der Gemeinde leihweise für den Zeitraum der Feierlichkeiten. 1998 sollte die Plastik ihren Weg wieder nach Ebern ins Museum finden.

Seit dem Jahr 2011

Da brachten es der Vereinsvorsitzende Ingo Hafenecker und Edeltraud Hofmann nicht übers Herz, die Heiligenfigur zurückzunehmen. Sie empfanden, dass Antonius im Gotteshaus einen angemesseneren Standort hat. Der zuständige Pfarrer Manfred Endres und die Mitglieder der Kirchenverwaltung zahlten bereitwillig den Kaufpreis von 250 DM und die bereits entstandenen Restaurierungskosten in Höhe von 950 DM an den Bürgerverein. Seit 2011 - die Jesserndorfer Pfarrkirche wurde grundlegend und einladend renoviert - steht der heilige Antonius im Gesprenge des neugotischen Hochaltars der Kirche.