Beim Nockherberg in Reundorf wurde gelästert, gelacht und getrunken.
Die Reundorfer verstehen zu feiern. Nach dem Winterball der Landwirtschaft, der Elferratssitzung der Vereine und dem Faschingsumzug mit anschließender Faschingsfeier der Maapiraten sorgte das CSU-Starkbierfest des CSU-Ortsverbandes in der vollbesetzten und ganz in den blauweißen CSU-Farben dekorierten Maintalhalle für einen weiteren gesellschaftlichen Höhepunkt in diesem Jahr.
Bruder Christian grantelte
"Die Münchner feiern auf dem Nockherberg, die Reundorfer unterhalb von Staffelberg und Banzer Berg", mit diesen Worten stellte die CSU-Kreisgeschäftsführerin Edith Güthlein als Hauptorganisatorin den Bezug zu dieser weithin bekannten Veranstaltung her, ehe die heimische Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner den Bieranstich mit dem süffigen Starkbier vollzog. Wie bei der Premiere im letzten Jahr las der Reundorfer Stadtrat Christian Schedel als grantelnder Bruder Christian den Politikern die Leviten, wobei er sich bei seinen diversen Zwischenprosts aus seinem Dreilitermaßkrug stärkte.
In der Bundes- und Landespolitik nahm er natürlich die Uneinigkeit von CDU und CSU mit "Mama Merkel" und Landesvater Horst Seehofer als Protagonisten aufs Korn und brachte gleichzeitig Karl-Theodor zu Guttenberg ins Gespräch. Der Franke Guttenberg sollte sich mal überlegen, wen er von den Bayern als Minister gebrauchen könne, wenn er Ministerpräsident wird. Seinen Skandal habe er schon hinter sich, wobei damals aus den eigenen Reihen am schärfsten auf ihn geschossen wurde. So lautete dann auch die Devise von Bruder Christian: "Gutti, Gutti noch einmal, es wird schon nochmal gehn."
Auf die an das Publikum gestellte Frage "Wisst ihr, was flächendeckende Politik ist?", gab der Redner gleich die Antwort: "Wenn eine Bundestagsabgeordnete und ein Landtagsabgeordneter ein Kind bekommen, und wenn in einigen Jahren aus der Frida eine Europaabgeordnete wird, dann ist das internationale Politik mit Ausgangspunkt Oberfranken." Der angesprochene Vater aus dem Frankenwald bekam aufgrund des missglückten Bieranstichs im letzten Jahr besonders sein Fett weg. "Er hod jetzt des Ozapfen vo an Fouss Bier gelernt, nachdem er im letzten Jahr zehn Liter Starkbier gleichmäßig auf der Bühna vertaald hod und ich beinah verdurscht wär."
Die aktuelle Europaabgeordnete Monika Hohlmeier könnte sich Bruder Christian nach Beendigung ihrer politischen Karriere als Thermalbadkönigin vorstellen. Beim Landrat bemängelte er, dass dieser zum Parteitag in München statt mit einer roten bzw. orangefarbenen Sporttasche doch besser mit einem schwarzen Lederkoffer im Hotel erschienen wäre. Im Hinblick auf den Neubau des Klinikums zollte er dem Landrat großen Respekt: "Bauzeit passt! Geld passt!" Der Redner zog dabei einen Vergleich zur unendlichen Geschichte des Flughafenneubaus in der Bundeshauptstadt: "In Berlin wät nuch verbessert und gebaut, wenn mia in väzich Johr unnä Klinikum scho wiedä erneuä müssen."
Auch der Bürgermeister kam an die Reihe. "Vor der Wahl bist da nuch mit rota Haar bei Versammlungen aufgetreten, a vollblütiger SPDler, und jetzt hast da schwarza Haar. "Hod sich dei Gesinnung ach scho verändert?", lautete die nicht ganz ernst gemeinte Frage.
Grund zum Feiern gesucht
Was schon das Hauptthema beim Faschingsumzug war, griff natürlich auch Bruder Christian auf. Hatten doch einige Reundorfer die 875-Jahr-Feier des Ortes in diesem Jahr bereits groß angekündigt, bis sich herausstellte, dass dieses Jubiläum erst in 102 Jahren gefeiert werden kann. "Jetzt suchen die Reundorfer verzweifelt nach einem neuen Grund zum Feiern", stellte der Redner fest und beendete seinen Vortrag mit einem Prosit auf
Reundorf, Lichtenfels, Oberfranken und den Rest der Welt.
Wie beim Original-Nockherberg kam diesmal auch erstmals ein Singspiel zur Aufführung, in dem Markus Söder, dargestellt von André Roder, und Ilse Aigner (Edith Güthlein), Horst Seehofer (Stefan Kerkhoff) das Amt des Bayerischen Ministerpräsidenten streitig machen wollten. Während Söder selbstbewusst konstatierte: Jetzt geht es um Bayern, ums Ganze, um mich", verwies Ilse Aigner auf die Frauenquote. Angesichts dieser Streiterei meldete sich der Engel Aloisius (Josef Müller) hinter einer Wolke hervorkommend schimpfend zu Wort und ebenso Franz Josef Strauß (Richard Woock), der ausrief: "Hoffnungslos! Was habt ihr aus meinem Bayernland gemacht. Monika, wo bist du? Monika rette Bayern, du bist eine Strauß." Auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel (Juliane Habermann) und die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (Simone Holzschuh) traten kurz auf. Schließlich sangen alle: "Die CSUler werden jagen, treiben alle vor sich her, ein Schulz hat nichts zu sagen, wo kommt denn der bloß her." Zu allerletzt erschien Karl-Theodor zu Guttenberg (Richard Krapp) und alle sangen: "Schaut doch her, wer kommt denn da, Guttenberg aus Amerika. Jetzt ist unsere Rettung da, unser Gutti aus Amerika!"
Da bekanntlich für die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner als auch für Landrat Christian Meißner im September Wahlen anstehen, fanden sich zum Schluss beide zu einem Wahlkampfgespräch zusammen, in dem sie auf lustige Art darstellten, wie man am besten die potenziellen Wähler auf sich aufmerksam machen kann. Musikalisch sorgte die dreiköpfige Musikgruppe "Manni und seinen Rebellen" für Stimmung. Johannes Hennemann aus Prächting trat mit seinem 3,6 Meter langen Alphorn in Aktion und forderte musikalisch zu einem Prosit der Gemütlichkeit auf.