Ein paar Jahre hin oder her

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Ganz ohne Motor funktioniert die Pettstadter Fähre. Foto: Werner Baier
Ganz ohne Motor funktioniert die Pettstadter Fähre. Foto: Werner Baier

Michael Memmel Die Feste feiern, wie Sie fallen. Ja, das ist eine Kunst. Und Pettstadt scheint diese Kunst perfektioniert zu haben. So wurde unlängst ein Ju...

Michael Memmel

Die Feste feiern, wie Sie fallen. Ja, das ist eine Kunst. Und Pettstadt scheint diese Kunst perfektioniert zu haben. So wurde unlängst ein Jubiläum zelebriert, das eigentlich ein bisschen nach Fasching klingt: 555 Jahre. So alt kann doch kein Karnevalsverein sein! Nein, diese Bejahrtheit kann nur die Regnitzfähre zwischen Pettstadt und Strullendorf für sich reklamieren. Lückenlos - so wird betont - ist von all diesen 555 Jahren belegt, welcher Ortsbewohner wann Fährmann war.
Und doch ist der Geburtstag der Fähre nicht ganz wasserdicht. So weist der Hobbygeschichtler Johann Fleischmann aus Amlingstadt auf einen Artikel im Fränkischen Tag vom 11. Mai 2011 hin mit der Überschrift "Pettstadter Fähre ist wohl älter als gedacht". Darin wird berichtet, dass der Historiker Joachim Andraschke eine Urkunde aus dem Jahr 1342 entdeckt hat. Pettstadt wird hier als "Vareweydach" beschrieben, was so viel heißt wie: das Weidach (Ort, wo Weiden stehen) beim "Fahr" (bei der Fähre). Und aus dem Jahr 1426 gibt es den Hinweis auf "Kungund die Fergein", übersetzt: Kunigunde, die Fährmannsfrau.
Diese Hinweise wurden schon vor fünf Jahren vernachlässigt - wahrscheinlich weil ein 550-Jahr-Fest viel schicker ist als eine 669-Jahr-Fete. Es lässt sich erahnen: Bis die Historie der Fähre wirklich neu geschrieben wird, könnten wohl noch 26 Jahre vergehen. So gelingt das Kunststück, dass nur ein Jahr nach der 580-Jahr-Party das 700. Jubiläum gefeiert werden kann. Die Vergangenheit ist schließlich geduldig.