Ein Loblied auf das Wandern
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Freitag, 26. Oktober 2018
Markus Häggberg Peter ist ein wirklich netter Kerl und lieber Kumpel. Dann und wann bekommt er einen Flitz, weil ihn der Drang zum Gehen überkommt. Meist dann, wenn ihm etwas Gutes widerfährt, schließ...
Markus Häggberg Peter ist ein wirklich netter Kerl und lieber Kumpel. Dann und wann bekommt er einen Flitz, weil ihn der Drang zum Gehen überkommt. Meist dann, wenn ihm etwas Gutes widerfährt, schließt er mit sich ein Gelübde ab, das ihn dazu verpflichtet, Strecke zu machen. So möchte er dem obersten Wanderwart und himmlischen Vater seine Aufwartung machen und Demut zeigen.
Mir hat Peter die Vorzüge des Wanderns noch auf andere Weise erklärt. Er sagte, und ich zitiere wörtlich: "Das Wandern bedeutet Einkehr. Man betritt das Leben aufmerksamer, vielleicht auch ob eines freien Tages gelassener, und nicht so sehr in Sorge eingespannt. Man hat eine Strecke weit Zeit für sich oder seine Sicht aufs Leben. Wandern ist unbedingt eine meditative Angelegenheit."
Vielleicht sagte er aber auch nur, dass das Wandern "ganz okay ist", ich weiß es nicht mehr so genau. Jedenfalls war es ihm nach seiner neuerlichen Beförderung mal wieder ernst geworden und er lud mich zum Mitgehen ein. Mein Kumpel und ich verabredeten uns für die Strecke Redwitz-Burgkunstadt-Vierzehnheiligen, mit Rückweg über Lichtenfels. Die Route selbst hatte Peter sich ausgeguckt, die Ausführung stammte von uns beiden.
Noch heute klingelt mir im Ohr, wie mein Kumpel mir einschärfte, dass man sich für eine Wanderung vorbereiten solle, so mit gutem Schuhwerk und so. Mein gutes Schuhwerk setzte ich mit ihm ab Redwitz in Bewegung. Und schon an der Kreuzung nach Burgkunstadt bekam ich Hunger. Aber ich war vorbereitet, denn ich zog ein Paar Wienerchen aus meinem Rucksack und die verlockten auch Peter. Aber weil zu Wienerchen Brot gehört, bot ich Peter auch Brot an. Das aber wiederum ist doch recht trocken, weshalb wir uns ein Bier gönnten.
Dann, so auf halbem Wege nach Burgkunstadt, wurde Peter nachdenklich und er sprach vom Zustand seiner derzeitigen Ehe. Um diese Zeit begann mein linker Schuh zu drücken und ich versuchte, mit Bier gedanklich gegenzusteuern.
Aber so ein Bierchen macht auch irgendwie ein bisschen hungrig, weshalb ich mir ein Snickers aus der Brusttasche meiner Jacke fischte. Den Zustand seiner Ehe kurzzeitig gedanklich zur Seite legend, fragte Peter, ob ich auch einen Schokoriegel für ihn hätte. Klar hatte ich, wir sind doch schließlich Kumpels und ich war ja vorbereitet.
In Burgkunstadt angelangt, hatte ich den Verdacht, mir eine Blase gelaufen zu haben. Links wie rechts. Mein Schuhwerk war nicht direkt falsch, es war, und das ist meine Theorie, nur einfach nicht geeignet für Kurzstrecken. Von Burgkunstadt ging es nach Altenkunstadt, immer der Strecke folgend, die Peter vorschlug. Wir gingen in Abgasen und Diesel, immer die Hauptstraße entlang, bis wir in Richtung Roth einbogen.