Ein Jahr Alte Seilerei: Die Begeisterung ist spürbar
Autor: Dieter Grams
Bamberg, Sonntag, 11. Dezember 2016
Am 28. November 2015 eröffnete Chapeau Claque seine neue Spielstätte in der Alten Seilerei und schuf damit in der ehemaligen Industrie-Brache von Schaeffler...
Am 28. November 2015 eröffnete Chapeau Claque seine neue Spielstätte in der Alten Seilerei und schuf damit in der ehemaligen Industrie-Brache von Schaeffler einen Raum für Kultur und zunehmend auch eine Stätte der Begegnungen. Nikola Voit ist die Erste Vorsitzende des Vereins und federführend für das Projekt Alte Seilerei (AS).
Bei Chapeau Claque denkt man zunächst einmal ganz automatisch an Theater für Kinder. Trifft das überhaupt noch zu?
Nikola Voit: Schon lange nicht mehr. Natürlich sind wir unseren Wurzeln treu geblieben. Theater für Kinder und Theaterpädagogik gibt es nach wie vor, stationär, jetzt in der AS, wie auch mobil. Aber auch schon in der Vergangenheit hat Chapeau mit Jump to Job ein Jugendhilfeprojekt aufgebaut, das dank der Pionierarbeit von Stefanie Buld und der sehr guten Zusammenarbeit mit dem Jobcenter der Stadt Bamberg hervorragend läuft. So haben auch unsere Jumpler das Catering bei der Geburtstagsfeier übernommen, und das sehr, sehr gut gemacht. Sie hatten einen großen Anteil an dem Erfolg. Ein weiteres Beispiel ist das Spielmobil, dieser Tage zwar im Winterschlaf, aber sonst ständig unterwegs, in der Stadt und im Landkreis. Mit der AS und der Gastronomie ist nun seit einem Jahr auch noch ein echter Wirtschaftsbetrieb dazu gekommen.
Wie ist dieses erste Jahr gelaufen? Was ist gut gelaufen, und was eher weniger gut?
Es begann schleppend. Mit den Begriffen AS oder ehemaliges Schaeffler-Gelände konnte zunächst einmal kaum jemand etwas anfangen. Außerdem fand die Eröffnung noch inmitten einer Riesenbaustelle statt. Ein bisschen abenteuerlich war das schon, und ist es mitunter immer noch. Aber dann ging alles doch sehr schnell. Die starke Nachfrage nach einer bezahlbaren Bühne in einem wunderbaren Ambiente beweist, dass ein solcher Raum in Bamberg gefehlt hat. Gerade das letzte Quartal, September bis November, lief ganz ausgezeichnet, und unser breitgefächertes, kulturelles Angebot wird auch sehr, sehr gut angenommen. Die Menschen, die einmal hier waren, kommen auch alle wieder.
Wie sieht dieses Angebot aus?
Es beginnt mit unseren eigenen Produktionen bis hin zu hochanspruchsvollen Formaten, wie zum Beispiel "Villa Wild", die Kooperation mit der Villa Concordia. Theater, Lesungen, Tanz-Performance oder Konzerte stehen naturgemäß weit mehr im Fokus der Öffentlichkeit, als zum Beispiel die Jugendhilfe-Projekte. Die AS ist tatsächlich auch zu einer Begegnungsstätte für Menschen und Kulturen geworden. Beim jüngsten Projekt, "Be a Friend", geht es um die Integration geflüchteter Jugendlicher, ähnlich dem Theaterprojekt "Fremd? Sprache!". Außerdem werden die Räume jetzt auch vermehrt für private oder Firmenveranstaltungen entdeckt.
Welche Probleme haben sich in der Praxis ergeben?
Größere Probleme hat es rückblickend nicht gegeben. Die AS erfährt eine begeisterte Akzeptanz und wird auch von unseren Nachbarn akzeptiert, was ja nicht unwichtig ist. Ein latentes Problem gibt es natürlich - die Finanzierung. Sowohl die Kunst, die Kultur wie auch die Immobilie kosten Geld, und nicht wenig.
Wir wollen auch weiterhin bezahlbar bleiben, für die Kulturszene der Stadt und der Region. Deshalb sind wir nach wie vor auf Unterstützung, Freunde und Gönner wie unsere Bausteinspender angewiesen.
Ein Fazit, Frau Voit?
Die Begeisterung für diese einzigartigen Räume in der AS ist absolut spürbar. Wir wünschen uns, dass es so weitergeht.
Das Gespräch führte Dieter Grams.