Druckartikel: Ein "innovatives" Konzept im Wald

Ein "innovatives" Konzept im Wald


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Ebrach, Mittwoch, 19. Oktober 2016

Der Forstbetrieb Ebrach und der Verband "Artenschutz in Franken" gehen das Kooperationsprojekt "100 000 Biotopbäume" an. Es passt in das Trittsteinkonzept und dient auch als Bildungsplattform.
Zum Start des Kooperationsprogramms "100 000 Biotopbäume" trafen sich (von links) der Leiter des Staatsforstbetriebs, Ulrich Mergner, Thomas Köhler vom Verband "Artenschutz in Franken", Revierleiterin Regina Berthold und Marian Erhard, der ein freiwilliges ökologisches Jahr absolviert, an einem von zehn Biotopbaum-Info-Hotspots im Wald.


100 000 Biotopbäume heißt das Kooperationsprojekt zum Waldnaturschutz, das der Verband "Artenschutz in Franken" und die Bayerischen Staatsforsten mit dem Forstbetrieb Ebrach offiziell starteten. "Wir unterstützen das naturschutz-integrative Waldbewirtschaftungskonzept des Forstbetriebs Ebrach, weil es zukunftsweisend und innovativ ist", so Thomas Köhler vom Verband.
Ein Baum mit Astlöchern, Pilzbefall oder gar vom Blitzschlag halb gefällt wurde früher im Wirtschaftswald entfernt. Heute sieht der aufmerksame Waldspaziergänger zunehmend solche Biotopbäume, wobei nur die wenigsten sofort ins Auge springen. Biotopbäume sind die Stützen der Artenvielfalt. Das Konzept des Forstbetriebs Ebrach, entwickelt von dessen Leiter Ulrich Mergner, verbessert die Lebensräume für die unterschiedlichsten Tierarten und ermöglicht dennoch die Ernte des wertvollen Rohstoffes Holz.
Die Biotopbäume sind ein wesentliches Element im "Tritt-steinkonzept" des Forstbetriebes. Bäume mit Höhlen, Blitzrinnen, Faulstellen oder Pilzkonsolen haben eine hohe ökologische Wertigkeit. Hier leben Hohltaube, Waldkauz, Fledermaus und Wildbienen. Deshalb werden sie markiert und bleiben stehen. Auch nach dem Zusammenbrechen bleiben sie liegen und werden nach und nach zu wertvollem Waldhumus.
Auch wenn ein Baum kein Laub mehr trägt und scheinbar tot im Wald steht, ist er noch voller Leben. Dieses Konzept wird im Forstbetrieb Ebrach schon lange verfolgt und jetzt von "Artenschutz in Franken" unterstützt. Das Projekt wird auch gefördert von der Beatrice-Nolte-Stiftung für Naturschutz, der Margarete-Müller-Bull-Stiftung, der Robert Bosch GmbH, der Stiftung "Unsere Erde" und der HIT-Umweltstiftung.


Erste Schritte sind getan

Der Verband "Naturschutz in Franken" hat dank dieser Förderung bereits mit den ersten Erfassungen begonnen und rund 1200 Biotopbäume kartiert. Bevorzugt wurden hier Biotopbäume abgebildet, die sich an Waldwegen befinden. Diese Bäume werden in eine spezielle "Biotopbaum-Map" eingegeben, die extra für dieses Projekt geschaffen und unter www.wald-app.de freigeschaltet wird. Diese Karte ermöglicht es damit jedem, sich über die Lage des jeweiligen Baumes zu informieren und sich wenn gewünscht auch vor Ort über den Baum und dessen Zustand ein Bild zu machen.
Bei einem Treffen im Wald zum offiziellen Auftakt des Projekts erklärte Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner, dass sich der Forstbetrieb Ebrach mit seinen rund 15 000 Hektar bewirtschafteter Fläche weit mehr als 100 000 Biotopbäume zum Ziel gesetzt hat. Ein Großteil davon sei bereits durch die schonende Bewirtschaftung in den zurückliegenden Jahren vorhanden als "stehende Leuchttürme der Artenvielfalt", auch wenn für manche Besucher der Eindruck von einem "unaufgeräumten Wald" entstehe. Stehendes wie liegendes Totholz sei für die Biodiversität in den Wäldern von zentraler Bedeutung, so Mergner.
Die Informationen dafür macht die Biotopbaum-Map nicht nur Fachleuten, sondern gezielt auch interessierten Laien und vor allem auch Kindern mit entsprechenden Informationen zugänglich. "Das wegweisende Projekt 100 000 Biotopbäume, das wir hier im oberen und nördlichen Steigerwald als ,Verband Artenschutz in Franken' unterstützen, soll als nachhaltiges Multiplikationskonzept in vielen anderen Bereichen Nachahmer finden, um Ressourcen in vielfältigster Form für die uns nachfolgenden Generationen zu sichern", sagt Thomas Köhler. Hier werde auf großer Fläche landkreisübergreifend effektiver Artenschutz betrieben. Der Verband habe sich deshalb eingebracht, weil es sich hier um ein freiwilliges Projekt des Forstbetriebs handelt, ohne Entschädigungszahlungen für die Biotopbäume.
Neben der Map im Internet werden an speziellen Hotspots auch Informationstafeln installiert, um die Besucher des Steigerwaldes an dieses Thema heranzuführen. "Artenschutz in Franken" will das Projekt zehn Jahre lang begleiten. sw