Ein Himmel voller Geigen
Autor: Gabi Bertram
Heldritt, Sonntag, 16. August 2020
Die Künstler der Sommeroperette Heldritt verzauberten auf der Waldbühne ihr Publikum mit mit den unsterblichen Melodien berühmter Operettenkomponisten. Die Corona-Regeln taten dem Genuss kaum einen Abbruch.
Alle Kulturangebote konnten im Kampf gegen Corona nicht gerettet werden. Doch etwas hat überlebt. Am Wochenende inszenierten die Künstler der Sommeroperette Heldritt auf der Waldbühne ihre diesjährigen Gala-Konzerte "Gold & Silber" und begeisterten mit den unsterblichen Melodien berühmter Operettenkomponisten ihr Publikum.
Statt mit gesungen wurde mit gesummt, dafür war der Applaus umso kräftiger. Rund 600 Besucher erlebten vier grandiose Konzerte. In den Zeiten der großen Komponisten der goldenen und der silbernen Operetten-Hoch-Zeiten waren die Herren noch galant und die Damen gefühlvoll leidenschaftlich, waren die Melodien heiter, beschwingt und ein bisschen kokett.
Meisterhaft inszeniert
Meisterhaft professionell inszenierten die Künstler der Sommeroperette Heldritt genau diesen Mix auf der Waldbühne in einem strammen Programm von gleich vier Konzerten und verstanden es exzellent, ihre Liebe und ihre Begeisterung für die Operettenkompositionen aus den Zeiten von Franz Lehár, dessen 150. Geburtstag heuer gefeiert wird, mit Charme und manchem Augenzwinkern ins Publikum zu tragen.
Liebespaar mit Abstand
Friederike Möbus vom gastgebenden Verein der Sommeroperette verwies in ihrer Begrüßung auf die außergewöhnlichen Zeiten und deren Regeln von Mindestabstand und Maskenpflicht außerhalb der Plätze. Mindestabstand mussten auch die Künstler auf der Bühne halten, selbst im Duett als Liebespaar. Rita Lucia Schneider und Michael Mrosek durften da die rühmliche Ausnahme sein, sie sind auch außerhalb der Bühnenkunst ein Paar. Mitsingen war nicht erlaubt, kein Problem, das Publikum summte hörbar seine Lieblingsmelodien.
Geschichte und Geschichten
Mit Witz und Charme führte Claus J. Frankl als Moderator durch ein wohl gewähltes Programm, das vom Ensemble der Neustadter Musikfreunde unter Leitung von Reinhard Schmidt brillant unterstrichen wurde. Frankl hatte den Strauß bunter Melodien nicht nur selbst zusammengestellt, er griff auch selbst mit in die Sanges-"Tasten" und erzählte humorvoll munter Geschichte und Geschichten rund um die großen Komponisten der Gold & Silber-Ära.
Von Franz Lehár, dem Weltbürger der Musik, dem internationalen Start bis heute, von den Werken aus der goldenen Ära als durchaus gesellschaftskritisch, emanzipatorisch und ein bisschen subversiv. Die nachfolgende silberne Ära, so Frankl, sei weniger kritisch, weniger sentimental gewesen, eher ein Märchen für Erwachsene.
Auf der Bühne wechseln sich die großen und bekannten Melodien ab. Christian A. Engelhardt, der sein 25-jähriges Bühnenjubiläum feiert, spielt den flotten Geist aus dem Zigeunerbaron, Nicola Becht singt im herrlichen Sopran Franz Lehárs "Lerche", Michael Mrosek intoniert aus dem gleichen Werk "Was geh"n mich an die Leute", und Frankl kommt mit dem "Nechledil-Marsch" vergnügt daher.
26 Bühnenwerke hat Franz Lehár in seinem künstlerischen Leben geschaffen, ungarische, pariserische, wienerische, und er hatte - so sagt man es ihm nach - das Reisen und die Frauen geliebt, war ein richtiger "Schlaraffe". Als Elke Kottmair, die vor genau 20 Jahren auf der Waldbühne ihre Karriere startete, das "Waldmägdelein" singt, summen die Zuschauer beseelt mit, wo normalerweise der Chor eingestimmt hätte, und mit dem gemeinsamen munteren Marschlied "Ja, das Studium der Weiber ist schwer" geht's in die Pause.
Fulminanter zweiter Teil
Im zweiten Teil stehen sie wieder alle Solo, im Duett oder im Terzett auf der Bühne, schwingen sich gesanglich auf die Höhen der Operettenklassiker von Lehár über Carl Millöcker bis zu Paul Linke und Giacomo Puccini. Und auch ein Schlenker auf Corona durfte nicht fehlen: Harald Wurmsdobler geht natürlich mit Maske ins Maxime.
Alle noch einmal auf der Bühne
Im Finale nebst zwei Zugaben werden noch einmal mit dem ganzen Ensemble Operettenträume wahr, und für Künstler und Publikum hängt der Himmel voller Geigen. Das ist zugleich die Einladung für 2021 ins "Land des Lächelns", und alle hoffen, dass dieses Lächeln wieder in voller Breite strahlen kann.
Perfekt war übrigens auch die Organisation, gar nicht so einfach mit der Umsetzung der Corona-Regeln. Aber die Zuschauer blieben diszipliniert, und die gastronomische Versorgung durch den Heimatverein - personell aufwendig - klappte wie am Schnürchen.