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Ein giftiges Geschenk


Autor: Friederike Stark

Eltmann, Freitag, 15. Juli 2016

Giftpflanzen wie der Riesen-Bärenklau breiten sich auch im Landkreis Haßberge aus. Eltmanns Stadtförster Christian Bartsch weiß, wie mit solchen Pflanzen umzugehen ist.
Eltmanns Stadtförster Christian Bartsch steht neben einem Riesen-Bärenklau, der mit deutlich über zwei Metern Höhe seinem Namen alle Ehre macht.  Foto: Friederike Stark


Friederike Stark

Eigentlich war es ein nettes Geschenk. 1815 schenkte der russische Zar Alexander I. dem Fürsten Metternich eine Vase voll Samen des Riesen-Bärenklau. Denn im Kaukasus, der natürlichen Heimat des Riesen-Bärenklau, galt die Pflanze als Zierpflanze. Nun wächst die Pflanze auch im Landkreis Haßberge, wie Klaus Mandery, der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz (BN), weiß. "Viele Kommunen bekämpfen den Riesen-Bärenklau", sagt er.


Schön, aber giftig

So wie Christian Bartsch, Stadtförster von Eltmann. In seinem Wald wächst der Riesen-Bärenklau. "Wir versuchen hier, die Verbreitung der Pflanze zu verhindern", sagt er. Der Grund dafür ist unter anderem, dass sie erhebliche gesundheitliche Risiken für den Menschen mit sich bringt. So kann schon das Berühren der Pflanze heftige allergische Reaktionen hervorrufen.


Pflanzensaft reagiert mit Licht

"Der Saft des Riesen-Bärenklau ist phototoxisch", sagt Stadtförster Bartsch. Das bedeutet, dass der Pflanzensaft mit Sonnenlicht reagiert und so Verbrennungen auf der Haut entstehen können.
Besonders gemein ist aber, dass der Riesen-Bärenklau für Laien nicht sofort als gefährliche Pflanze zu erkennen ist. "Wiesen-Bärenklau und auch der ungefährliche, in der Naturheilkunde gern genutzte Engelwurz sehen dem Riesen-Bärenklau sehr ähnlich", sagt Bartsch. Ein Unterscheidungsmerkmal ist sicherlich die enorme Größe von bis zu drei Metern, die der Riesen-Bärenklau erreichen kann. "Außerdem ist der Stängel des Riesen-Bärenklau kaum gefurcht und hat purpurne Flecken", beschreibt Bartsch.
Damit sich niemand am Riesen-Bärenklau verletzt, gehen Bartsch und seine Kollegen aus anderen Kommunen gegen die Pflanze vor. Es gibt dabei verschiedene Wege, den Riesen-Bärenklau zu bekämpfen. "Man könnte dem Riesen-Bärenklau mit Herbiziden, wie etwa Glyphosat, das zurzeit in aller Munde ist, den Garaus machen", sagt Bartsch.
Doch diese Variante kommt für den Förster nicht infrage. "Wir versuchen, der Pflanze die Energie zu nehmen und die Ausbreitung der Samen zu verhindern", erklärt Bartsch. Dafür wird ein Sack über die Pflanze gestülpt, die Blüten großzügig abgeschnitten und alles im Sack in den Restmüll geschmissen. "Ein Absperrband sorgt dann dafür, dass niemand an die abgeschnittenen Reste fasst", sagt Bartsch. Dank dieser Methode konnte der Bestand von über 25 Pflanzen auf einige wenige reduziert werden.
Trotz der Gefahr, die für den Menschen vom Riesen-Bärenklau ausgeht, wurde er anfangs viel gepflanzt. So war er eine Zeit lang besonders bei Imkern und Jägern sehr beliebt. "Die Pflanze gilt als Bienenweide und diente im Wald den Tieren als Unterschlupf", erklärt Bartsch.


Unerwünschte Neophyten

Doch der Riesen-Bärenklau hat hier nichts zu suchen: Er ist ein Neophyt. "Neophyten sind Pflanzen, die sich in einem Gebiet etabliert haben, in dem sie bisher nicht heimisch waren", erklärt Bartsch. Ein Phänomen, das durch die Globalisierung immer weiter zunimmt. "Ein weiteres bekanntes Beispiel ist etwa die Allergie-Pflanze Ambrosia", sagt Mandery vom BN. Die aber gibt es bisher kaum im Landkreis. Beispiele für erwünschte Neophyten hingegen sind die Kartoffel, Mais oder die Tomate.
Aber auch die nicht so nützlichen Neophyten müssen aus Sicht der Experten nicht vernichtet werden: Am Waldrand störe der Riesen-Bärenkau nicht so sehr, "und die Bienen freuen sich", sagt etwa Bartsch. Mandery pflichtet ihm bei: "Ich predige immer etwas Gelassenheit. Sicherlich kommt es auf den Standort und die Verbreitung der Pflanze an. Aber nicht alle müssen ausgemerzt werden."