Ein Garten mit 63 Kunstwerken
Autor: Josef Hofbauer
Unterleinleiter, Donnerstag, 04. Mai 2017
Beim Spaziergang durch den Schlosspark Unterleinleiter findet man viele seltene Pflanzen. Die gut 300 Jahre alte Anlage wurde vermutlich vom Gärtner der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine angelegt. Der jetzige Besitzer hat das Juwel saniert.
Josef Hofbauer
Zahlreiche Relikte herrschaftlicher Gartenkunst hat Knut Arndt, Besitzer des Schlosses Unterleinleiter, nach Plänen aus den Jahren 1804 und 1834 restaurieren lassen. Das mehr als drei Kilometer lange Wegnetz des 17 Hektar großen Parkgeländes wurde beibehalten. Moderne Kunstwerke fügen sich nahtlos in den Landschaftspark ein, dessen Grundzüge wohl auf den Gärtner Johann Dietrich Wasmuth zurückgehen, den Markgräfin Wilhelmine aus Unterleinleiter geholt hat, um ab 1744 den Felsengarten Sanspareil zu gestalten.
Am Eingang zum Park findet sich auf der Westseite des Schlosses eine moderne Variante des Heckenschnittes der Gartenkultur. In der Karikomi Schnitttechnik wurden Eiben zu ineinander übergehenden Kugeln, Wellen oder Quadern geformt. Wir lassen das ehemalige Billardzimmer links liegen und betreten das barocke Gartenparterre, das ursprünglich als Broderieparterre gestaltet war und vier Felder umfasste. Bei der Neugestaltung des total verwildertes Areals, das einmal ein Rosengarten war, verzichtete Gartenarchitekt Ludwig Gerns auf die Rokokofassung mit Beeten und zu Ornamenten geformten Buchs-Fassungen. Er zog das barocke Rasenparterre mit Kegeleiben und typischer symmetrischer Weggestaltung vor. Nach den alten Plänen war an dieser Stelle ein Barockgarten eingezeichnet.
Alles ist mein
Von der Tür des unteren Zimmers (Rosengartenzimmer) fällt der Blick einer bewusst gewählten Sichtachse über die Fontaine des Brunnens am Ende des Parterres und die Rasenfläche auf den Endpunkt des Parks zu. Mit der Aussicht auf die Weite der Landschaft wollten bereits die Vorbesitzer derer von Seckendorf Aberdar, die ab 1732 hier residierten, demonstrieren: "So weit das Auge reicht, gehört alles mir."Wir schlendern vorbei an der großen Wiese mit den neu eingefügten Teichen aus dem Quellüberlauf der gemeindlichen Wasserversorgung und finden auf dem Weg zum Ceres-Tempel auf halber Strecke linkerhand ein Heckentheater, das zu einer barocken Parkanlage einfach dazu gehörte. Knut Arnt fand davon aber nur noch Reste vor, ließ es aber sorgfältig rekonstruieren. Auch der Zuschauerraum, der laut Gartenplan lediglich aus einer kleinen Sitzbank bestand, wurde ein wenig erweitert. Jetzt wird dieses kleine Theater für Lesungen oder Kammerkonzerte genutzt.
Den Cerestempel am Ende der Wegeachse dieses unteren Plateaus ließ Arndt nach dem Vorbild des Tempels auf Schloss Greifenstein kopieren. Der Obelisk, der ursprünglich hier stand, wurde versetzt und steht jetzt auf dem Kegelplatz neben dem Gartenpavillon auf der mittleren Ebene des Parks, dort, wo seit einigen Jahren die Schloßkonzerte stattfinden.
Dann geht's bergauf
Der Ceres-Tempel wird eingerahmt von gelbem Elfenspiegel. Gleich dahinter finden wir einen neu angelegten Teich mit Seerosen. Schlendern wir ein paar Schritte zurück und gehen dann bergauf, gelangen wir zu einem Hügel, der durch sechs Treppenzugänge erschlossen wird. Er ist der Standort für die Monumentalskulptur "An die Musik" des Österreicherischen Malers und Bildhauers Oskar Höfinger. Ein paar Meter Richtung Norden findet sich die 1856 eingeweihte neugotische Familiengruft der Familie von Seckendorff. Die kreuzförmige Grablege für neun Särge und zwei Urnen musste umfassend renoviert werden. Bemerkenswert: Das Grabmal von Karl Alexander Albrecht Friedrich Wilhelm Andreas von Seckendorff, Königlich Württembergischer Kammerherr und Oberhofmeister, befindet sich abseits der Gruft und wird durch eine Stichstraße erschlossen. Über gepflegte, serpentinenartige Wege gelangt der Besucher zu einem Aussichtspunkt. Von dieser Felsbastion aus eröffnet sich ein herrlicher Blick auf das Wegesystem und den weißen Tempel. Weiter bergwärts finden sich Fragmente einer Felsengartengestaltung. Wegen Einsturzgefahr ist dieser Bereich gesperrt.
Lässt man den Blick umher schweifen, finden sich über den ganzen Park verteilt nicht weniger als 63 Kunstwerke, die der Sammler Knut Arndt aus der ganzen Welt zusammengetragen hat. Sie fügen sich harmonisch in den Garten ein und bieten Gelegenheit zum Innehalten und Verweilen. Das Hinschauen lohnt sich hier mehrfach, denn neben Waldmeister, Buschwindröschen, Farnkraut, Efeu und Immergün auch die Türkenbundlilie oder das Rote Waldvögelein, eine seltene Orchideen-Art.