Ein Exot in der Bierstadt
Autor: Britta Schnake
Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 14. Oktober 2020
Reinhard Grasse bringt in seiner Höchstadter Weinstube den Gästen näher, dass es noch mehr als Silvaner gibt.
Wie heißt es so schön? "In vino veritas". Eine der Wahrheiten, die im Wein liegen dürfte, ist die Tatsache, dass Wein nicht gleich Wein ist. Zudem ist auch die Menge entscheidend, die dem Körper zugeführt wird. "Ein Gläschen Rotwein lässt einen alt werden, ein Gläschen zu viel Rotwein lässt einen alt aussehen", erklärt Reinhard Grasse von der Höchstadter Weinstube "Zum Zwetschger".
Vor anderthalb Jahren hat er die Weinstube eröffnet, welche nun für Wein und Kultur genutzt wird, denn "Wein, Kultur und Geselligkeit gehören zusammen", sagt Grasse. Vor ewigen Zeiten gab es wohl auch Aischgründer Weine, aber "Höchstadt ist keine Weinstadt, sondern eine Bierstadt", so Grasse. "In Höchstadt sind die Brauereien zu Hause. Die Weinstube ist für Höchstadt schon exotisch gewesen, als ich sie aufgemacht habe. Wein hat eine andere Geschichte als Bier. Wein ist ein sehr geistvolles Getränk."
Wein und Gesang
Er erklärt, dass er noch nie betrunkene Gäste hatte, nur Weinselige. Erst letzthin wären vier junge Leute dagewesen, die nach ein paar Gläsern gesungen haben. "Das ganze Lokal hat mitgesungen, das war eine wunderbare Stimmung."
Grasse startete damals mit 60 verschiedenen Weinen, um herauszufinden, was die Höchstadter so mögen. "Der gemeine Franke bestellt immer einen Silvaner", so Grasse, "weil der Franke sein Franken und den Wein vorbehaltlos liebt. Manche tasteten sich an eine Scheurebe und nach Empfehlung auch an einen Riesling heran. Inzwischen habe ich Gäste, die kamen als Silvaner-Fan zu mir und trinken jetzt nur noch Sauvignon blanc und Chardonnay. Für den Franken eine eher unerwartete Entwicklung nach der Silvaner-Fixierung."
So manches Mal muss Grasse auch in Weingespräche eingreifen, wenn ein "Weinkenner" dem Weininteressierten erklärt, dass der "Rivaner" eine Mischung aus Riesling und Silvaner sei. "Dem ist nicht so", erklärt der Wirt. "Das ist ein Müller-Thurgau, der aus Marketinggründen einen anderen Namen bekam." Momentan bietet Grasse etwa 40 verschiedene Weine an, davon 50 Prozent aus Franken, aber auch ausländische Weine, beispielsweise aus Südafrika. "Ich versuche, meinen Gästen was zu bieten."
Und was passt zu Karpfen? "Ein Silvaner", sagt Grasse. "Zum Pfeffer- oder Currykarpfen ein Riesling, zu Karpfen blau ein Sauvignon blanc und zum gebackenen Karpfen passt auch ein Rotwein."
Zu Grasses Leidwesen macht Corona auch vor seiner Weinstube nicht halt, so dass er momentan draufzahlt. "Ich warte mal dieses Wochenende ab", sagt er, "dann muss ich mir überlegen, wie es weitergeht."