Druckartikel: Ein Brückenbauer zwischen den Welten

Ein Brückenbauer zwischen den Welten


Autor: Uschi Prawitz

Kulmbach, Dienstag, 27. Sept. 2016

Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe sprach der türkischstämmige Lyriker Nefvel Cumart aus Bamberg. OB und Landrat betonten ihr Ziel einer weltoffenen Gemeinschaft.
"Jeder Zuwanderer unternimmt einen Kulturspagat - das ist Außenstehenden schwer zu vermitteln." Ein Thema, das sich in vielen Gedichten von Nevfel Cumart wieder findet. Foto: Uschi Prawitz


Die Welt rückt immer mehr zusammen, und auch Kulmbach präsentiert sich als weltoffene Stadt. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der Interkulturellen Woche, die alljährlich unter der Schirmherrschaft von OB Henry Schramm und Landrat Klaus Peter Söllner stattfindet. Auch in diesem Jahr können die Organisatoren mit einem attraktiven Programm aufwarten, von einer gemeinsamen Kochaktion im MUPÄZ über eine multireligiöse Feier in der Spitalkirche, eine Kinovorstellung, einen Weltmusikabend im Jugendzentrum "Alte Spinnerei" bis hin zur Offenen Moschee mit türkischen Leckereien am Wochenende ist für jeden etwas geboten.


Anrührende Gedichte

Den Auftakt der Veranstaltung bildete am Montagabend die offizielle Eröffnung im Berufsschulzentrum Kulmbach unter der virtuosen, musikalischen Begleitung von Ofeliya Guliyeva. 1#googleAds#100x100 Als Stargast hatte man mit Nevfel Cumart einen echten Hochkaräter verpflichtet, wurde der Lyriker und Journalist doch bereits mit dem Kulturpreis des Freistaates Bayern und der Oberfrankenstiftung sowie mit dem Bundesverdienstkreuz am Band ausgezeichnet. Mit seinen kleinen Anekdoten und anrührenden Gedichten riss er sein Publikum zu so manchem Schmunzeln hin, regte aber auch zum Nachdenken an.
Aufgewachsen ist Nevfel Cumart im norddeutschen Stade. Durch sein Studium der Orientalistik kam er nach Bamberg, dem er seitdem treu geblieben ist. Selbst bezeichnet er sich als "preußischen Türken", dem seine Eltern keinen typisch türkischen Namen gegeben haben, was er bedauert, denn dann wäre vielleicht vieles in seinem Leben einfacher. "Am liebsten würde ich Ali Öztürk heißen", witzelte er, "dann weiß man gleich, wo ich herkomme."
Die Identität sei nämlich so eine Sache, denn was bei den Einwanderern einen Kulturkonflikt auslöse, sei schwer zu vermitteln. "Niemand verlässt doch nur aus Jux und Tollerei seine Heimat", betonte der Lyriker, der selbst auch bisweilen auf den Ausländer reduziert wird, obwohl er hier heimisch ist. "Es passiert auch mir, dass ich auf ,Tarzandeutsch' von Leuten angesprochen werde", erzählte er mit einem Lachen, wobei er zunächst gar keinen bösen Willen unterstelle, sondern vielmehr Unwissenheit.
Aber: "Durch Scheu und Angst verliert man sehr viel." Und so versucht er, in Vorträgen, Lesungen, Schreibwerkstätten und durch seine Gedichte Brücken zwischen den Welten zu schlagen.


Eine Stadt "mit großem Herz"

Ebenso wie es die Absicht der Organisatoren der Interkulturellen Woche ist, eine Brücke der Verständigung zwischen den Kulturen aufzubauen. "Die Ich-Bezogenheit in unserer Gesellschaft nimmt immer mehr zu, und ich bin dankbar, in einer Stadt zu leben, die ein großes Herz hat", lobte OB Henry Schramm das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer. Ihm sei es wichtig, dass beispielsweise die Flüchtlinge in Kulmbach so lange menschenwürdig betreut werden, bis sie in ihre Heimat zurückkehren können. "Denn das ist keine Frage", fügte der OB hinzu, "irgendwann werden sie in ihrer Heimat wieder dringend gebraucht."
Doch bis es so weit ist, kann noch einige Zeit vergehen. Zeit, "die Stadt und Landkreis Kulmbach nutzen werden, um sich weiterhin als weltoffene Gemeinschaft darzustellen", sagte Landrat Klaus Peter Söllner in seiner Ansprache. "Kulmbach ist bunt, das gilt mehr denn je."