Ein Bamberger mixt in Mexiko
Autor:
Bamberg, Freitag, 02. Juni 2017
Sven Goller darf sich dieses Jahr "Bester Bartender Deutschlands" nennen. Eigentlich wollte er einen ganz anderen Berufsweg einschlagen, nun tritt er im August gegen 57 Internationale aus der Barszene an.
"Irgendwie hab ich das halt jetzt gewonnen. Keine Ahnung, was ich da gemacht hab." So ganz hat der Bamberger Sven Goller den Sieg noch nicht realisiert: Der Barkeeper setzte sich in Berlin gegen zwölf Kontrahenten durch und sicherte sich den Titel "Bester Bartender Deutschlands 2017".
Bei der diesjährigen "Diageo World Class Competition" zeigten die deutschen Bartender ihr Können: In fünf Disziplinen sei es nicht nur um das bloße Mixen von Drinks gegangen, so Goller im Redaktionsgespräch. "Der Drink schmeckt bei allen gut." Vielmehr würde von der Jury auch das natürliche Auftreten des Teilnehmers, Schnelligkeit und Teamfähigkeit sowie die Nachhaltigkeit in Form von Produktrecycling geprüft.
Und dies schon vor dem eigentlichen Wettbewerb: Im sogenannten "In Bar Judging" beurteilte ein unangekündigtes Komitee die Präsentation der Cocktails, aber auch den Charakter und die Geschichte hinter der Person. "Studiert, um hinter der Bar zu stehen", fasst Goller selbst seinen Werdegang zusammen. Denn der 26-Jährige hatte eigentlich einen ganz anderen Werdegang geplant.
In Bamberg studierte der gebürtige Bad Staffelsteiner Politikwissenschaft, absolvierte ein Praktikum in einem Wahlforschungsinstitut in Berlin. Schon damals arbeitete er nebenbei in Bars, sowohl in Ebensfeld als auch in Bamberg. Dann stieß er durch Zufall auf das "Schwarze Schaf" an der Schranne im Sandgebiet.
Das alles war vor sechs Jahren. Er wusste jedoch, dass er sich "nicht neun Stunden an den Schreibtisch" setzen könne. Deshalb entschied sich der Franke für einen anderen Weg: Das Cocktailwissen eignete sich Goller durch YouTube-Videos und Bücher an und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Im "Schwarzen Schaf" arbeitet er heute immer noch.
Mit dem Konzept des Nachtlokals setzt das Team neben anti-alkoholischen Getränken und verschiedenen Biersorten auf Cocktailzutaten aus Eigenherstellung, statt Standard-Drinks à la Sex on the Beach. So auch bei Gollers Bewerbungsdrink für die World Class 2017: Der "Smoke upon the Hills" wird mit Honig-Rauchbier-Sirup und regionalem Apfelsaft zubereitet und ermöglichte ihm die Teilnahme am nationalen Barkeeper-Wettkampf.
Von Konkurrenzkampf keine Spur
"Du willst ja auch irgendwie weiterkommen im Leben.", begründet Sven Goller die Teilnahme an der "World Class". Bereits im letzten Jahr hatte er im deutschen Vorentscheid einen Platz im Mittelfeld erlangt. 2017 überzeugte sein Drink "Cinco" in der finalen "Viva Mexico"-Disziplin sowohl die neunköpfige Jury, bestehend aus Vertretern der Barszene, der Gastronomie und einem Journalisten, als auch das geladene Publikum.
Hierbei wurde die Teamfähigkeit des Bambergers und der zwei Mitstreiter aus Frankfurt am Main und Hamburg auf den Prüfstand gestellt: Der Cocktail musste mit einem Taco harmonieren, der von Köchen vorbereitet wurde. Unterstützt wurde Sven Goller auch von den bereits ausgeschiedenen Teilnehmern.
"Man gönnt das jedem!", somit präsentierte der Barkeeper letztlich nicht nur das Getränk, sondern auch sein gesponsertes Outfit getreu dem mexikanischen Motto, Sombrero inklusive. "Man stellt sich das vor wie ein Wettkampf und alle sind gegeneinander - stimmt aber nicht." Vielmehr entstünden laut Goller bei derartigen Treffen langjährige Freundschaften und die Veranstaltungen würden die persönliche Entwicklung der Teilnehmer stärken.
Lokale Wurzeln haben Bestand
Der Bamberger Preisträger darf nun ein Jahr lang als "Botschafter der gehobenen Barkultur" in europäische Städte reisen und dort Schulungen geben. Das selbst gegründete Unternehmen, welches Cocktailkurse anbietet, und den Job im "Schwarzen Schaf" wird er weiterhin behalten.Dort möchte der 26-Jährige gezielt auf wiederverwendbare Produkte wie Trinkhalme aus Edelstahl setzen, um unnötigen übermäßigen Müll zu vermeiden. Ihm sei es außerdem wichtig, dass der Beruf des Barkeepers wieder als "seriös" geachtet wird und der verantwortungsvolle Umgang mit Alkohol mehr an Bedeutung gewinnt.
Sven Goller wird Ende August im internationalen Entscheid in Mexiko City gegen Vertreter aus 56 anderen Nationen antreten. Doch der Bamberger bleibt gelassen: "Man muss nicht immer der Beste sein, man muss einfach bestmöglich sein mit den Möglichkeiten, die man hat."