Ein Abschied mit Abstand
Autor: Richard Sänger
Weisendorf, Dienstag, 28. April 2020
Teilweise fast 20 Jahre lang haben sich die sechs ausscheidenden Mitglieder des Weisendorfer Gemeinderats für das Wohl ihrer Mitbürger eingesetzt. Die Corona-Pandemie verhinderte, dass ihnen in würdigem Rahmen gedankt wurde.
Stehempfang, Abschiedsfeier, Händedruck und Gruppenfoto - all das erlebten die sechs ausscheidenden Mitglieder des Weisendorfer Gemeinderats am Montagabend nicht. Bürgermeister Heinrich Süß (UWG) bedauerte, dass die letzte Sitzung dieser Legislaturperiode an einem ungewöhnlichen Ort, in der Mehrzweckhalle, stattfinden müsse. So fiel die Verabschiedung zwangsweise nüchtern aus und der Bürgermeister legte den ausscheidenden Gemeinderatsmitgliedern ein Geschenk sowie eine Dan-kesurkunde auf den Tisch. Nach dem Ende der Corona-Pandemie werde es noch eine gemeinsame Abschiedsfeier mit einem Essen geben.
Der Bürgermeister stellte die ehrenamtlich tätigen Kommunalpolitiker heraus, die meist ihre persönlichen Interessen hintanstellen, um sich für das Allgemeinwohl engagieren. "Kommunalpolitik, und auf diese Feststellung lege ich großen Wert, ist eine ganz bestimmte, sehr intensive Form der Politik", betonte Süß mit Nachdruck. "Denn Kommunalpolitik, das ist nicht bloß Politik im Kleinen, sie hat oftmals großes Gewicht. In Brüssel, Berlin und München wird gerne medienwirksam beschlossen, aber vor Ort werden die Vorgaben umgesetzt oder die Suppe ausgelöffelt. Im Gegensatz zu Landtags- und Bundestagsabgeordneten werden wir als Kommunalpolitiker ganz schnell mit den Folgen unseres Handelns konfrontiert", stellte der Bürgermeister fest.
Mit: "Sie, liebe in wenigen Minuten Ex-Mitglieder unseres Gemeinderates, haben sich auf dieses besonders aufwendige Feld der Politik begeben und viel Ihrer Freizeit geopfert. Wenn andere ihren privaten Hobbies und Vergnügen nachgegangen sind, haben Sie, nachdem Sie oftmals umfangreiche Sitzungsvorlagen durchgearbeitet hatten, an Beratungen teilgenommen", wandte sich der Bürgermeister an die sechs ausscheidenden Mitglieder.
Er sei davon überzeugt, dass sich ihre kommunalpolitische Arbeit gelohnt hat. Das die Schule generalsaniert und modern ausgestattet ist, das die Gemeinde in Sachen Kinderbetreuung ein gutes Angebot habe, dass die Vereine und damit das Ehrenamt unterstützt werden, dass der Schlossgarten ein Schmuckstück in Weisendorf wurde, dass die neue Ballsporthalle gebaut wird, dass Bauflächen vorhanden sind, dass die Natur gepflegt und erhalten wird und dass Weisendorf schuldenfrei ist, dafür hätten sich die ausscheidenden Räte eingesetzt und die Entscheidungen dazu getroffen und mitgetragen.
Andreas Süß (UWG) betonte, nachdem er sich beim Gremium, der Verwaltung und beim Bürgermeister bedankt hatte, dass ihm die 16 Jahre im Gemeinderat viel gebracht und auch Spaß gemacht hätten. Zur Demokratie und zur Kommunalpolitik würden manchmal auch Auseinandersetzungen gehören, die aber letztlich alle das gleiche Ziel hätten, eine lebens- und liebenswerte Gemeinde, in der sich alle Menschen wohlfühlen.