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Ein Abend mit viel Gefühl


Autor: Werner Reißaus

Wernstein, Freitag, 10. August 2018

Rechtzeitig zum Beginn des "Sommernachtstraums" mit den Bayreuther Hornisten legte sich der Sturm.
Hornisten der Bayreuther Festspiele gaben unter der Leitung des Leipzigers Johannes Winkler am Donnerstagabend auf Schloss Wernstein ein Konzert mit musikalischen Leckerbissen. Fotos: Werner Reißaus


Der angekündigte "Sommernachtstraum" schien sich noch eine Stunde vor dem Konzert der acht Hornisten der Bayreuther Festspiele in einen Sturm zu verwandeln. Dunkle Wolken ließen Schlimmes befürchten im Wernsteiner Schlosshof.
"Mit dem Wetter hatte ich schon ein wenig Angst, denn der Sturm war ab 18 Uhr ziemlich heftig. Die Wetter-App kündigte aber für später keine Sturmböen mehr für Wernstein an", so Schlossherrin Iris von Künßberg-Schmidt. Man habe kurzfristig überlegt, in die Festscheune auszuweichen.


Plötzlich war es windstill

Die Entscheidung, das Konzert wie immer im Schlosshof zu veranstalten, war am Ende richtig. Rechtzeitig zur "Rheingold-Phantasie" von Richard Wagner wurde es sogar windstill. Gut 400 Musikliebhaber ließen sich das einmalige Event in der romantischen Kulisse nicht entgehen.
Das zweiteilige Musikwerk "Sommernachtstraum" von Felix Mendelssohn Bartholdy stand im Mittelpunkt eines wiederum sehr einfühlsamen und auf hohem Niveau stehenden Konzerts. Johannes Winkler, bei dem die Gesamtleitung wieder in den besten Händen lag, stellte am Ende treffend fest: "Ein großer Abend, das kann man wirklich sagen."
Neben der "Rheingold-Phantasie" und Siegfrieds Tod aus der "Götterdämmerung" war auch der Satz "Notturno" aus Mendelssohns "Sommernachtstraum" zu hören.
Schließlich noch "Nessun dorma", die Arie des Prinzen Kalaf zu Beginn des dritten Aktes der Oper "Turandot" von Giacomo Puccini.
Bernhard Krug, Daniel Emba, Osan Chaka, Thomas Ruh, Stefan Fink, Josef Weißsteiner, Horst Ziegler und Johannes Winkler überzeugten mit ihren spieltechnisch makellosen, dynamisch fein schattierten und klangfarblich überaus vielschichtigen Interpretationen. Beeindruckend, welch weite Spanne von Gefühlen und musikalischen Entwicklungen acht Hörner darstellen können.


"Wir wollen alle nur spielen"

Zwischendrin auch ein interessantes Interview von Johannes Winkler mit Horst Ziegler vom SWR-Symphonieorchester, der bereits seit 1983 ein fester Bestandteil der Bayreuther Hornisten ist. Ziegler zog einen Vergleich von damals zu heute: "Für mich ist es heute wesentlich angenehmer als früher, weil damals innerhalb des Orchesters festgefahrene Strukturen und Hierarchien vorhanden waren. Jetzt ist alles zweieinhalb Generationen später hochdemokratisch, freundlich, wir wollen alle nur miteinander spielen und nicht besser sein als der andere. Es ist jetzt wirklich ein Miteinander."


Mehrere Zugaben

Ein mitreißendes "Star Wars"-Medley bildete den Abschluss des Konzerts, doch ohne Zugaben wie Tannhäusers "Pilgerchor" und dem "Geburtstagsmarsch" durften die sympathischen Hornisten nicht von der Schloss-Bühne.
Unter den Besuchern waren mit den Veitlahmer Musikpädagogen Peter Weiß und Benjamin Schuberth auch zwei ausgesprochene Musikexperten. "Ich bin ein Wagner-Fan, da ist so ein Konzert auch ein Pflichttermin. Für mich Wahnsinn, was die Hornisten mit ihren acht Instrumenten auf der Bühne leisteten", sagte Weiß.
Und Benjamin Schuberth stellte fest: "Ich war schon öfter da. Es ist jedes Mal ein Genuss. Ich bin Wagner-Fan, aber ich durfte die Festspiele noch nicht live erleben."