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Eiche nährt Hoffnung auf stabilen Wald


Autor: Günther Geiling

Ebern, Montag, 20. Juli 2020

Der Eberner Stadtrat schaute sich im eigenen Forst um und informierte sich über die Probleme, die der Klimawandel mit sich bringt.
Ein Windwurf sorgte für diese Kahlfläche, auf der die Teilnehmer des Waldgangs stehen. Dahinter ist die Naturverjüngung zu erkennen.  Fotos: gg


"Die Prognose ist nicht rosig, aber auch nicht hoffnungslos. Die Voraussetzungen für den Stadtwald sind gut, und wir haben ein gutes Unternehmen. So wie es läuft, ist es gut, und wir sollten dies ausbauen. Es gibt nicht Schlimmeres, als im Wald mit wechselnden Methoden zu arbeiten. Deswegen sollten wir unsere Bewirtschaftung weiterverfolgen. Was wir tun, ist alles für den Wald, und es muss uns darum gehen, ihn für die Zukunft zu wappnen." Dies betonte Förster Wolfgang Gnannt beim Waldgang der Stadt Ebern, der durch den Wald am "Losberg" führte.

Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) sprach den Klimawandel an. Die Frage sei, wie man den Entwicklungen begegnen könne. "Wir haben in den letzten Jahren schon viel getan, auf Monokulturen verzichtet sowie auf Naturverjüngung und Mischwald gesetzt", sagte er.

Als Problem sprach er die Forstreform an und die Diskussion darüber, ob die Wälder auch zukünftig vom Forstamt betreut werden können. So gebe es einen Vorschlag, dass alle Kommunalwälder über 200 Hektar nicht mehr von den Forstämtern betreut werden sollen. "Dagegen haben wir uns massiv ausgesprochen. Die Betreuung durch die Forstämter war die Gewähr dafür, dass auch Generationen nach uns noch etwas von diesem Wald haben." Die Forstämter haben laut Hennemann einen riesigen Wissensschatz. Die Stadt könne Vorteile daraus ziehen; vom Betrieb her sei es eine gute Sache.

Förster Wolfgang Gnannt wies die Teilnehmer der Waldbegehung, Stadträte und Mitarbeiter, auf ein Schild mit den Buchstaben FSC hin, das dem Forstbetrieb die Zertifizierung bescheinige, dass er seinen Wald nach hohen ökologischen und sozialen Standards bewirtschaftet. "Ebern hat die höchstmöglichen Zertifikate, und das setzt bestimmte Standards voraus. Die Arbeiterschaft besteht aus gut ausgebildeten Leuten und heimatlichen Forstwirten mit einer guten Bezahlung. Es wird hier naturnah gearbeitet, es gibt ein 5,5 Kilometer langes Wegenetz in Topzustand und wir können einen guten Holzwert vorweisen", sagte er.

Von Bedeutung sei auch, dass das Waldgebiet "Losberg" mit 135 Hektar direkt vor den Toren Eberns liege und an das Baugebiet "Mannlehen" angrenze. Es habe eine große Bedeutung für den Klimaschutz gerade über Ebern. "26 Hektar davon sind ein exzellentes Naherholungsgebiet für den Bürger. An den Wochenenden sind viele Bürger unterwegs, und in den Corona-Zeiten waren so viele Waldbesucher unterwegs, wie ich es in meiner 26-jährigen Dienstzeit noch nicht erlebt habe."

Naherholung kann aber auch Probleme mit sich bringen. Der Förster nannte etwa freilaufende Hunde. Die Stadt sollte sich überlegen, ob sie nicht an eine Leinenpflicht denken sollte. Dies gelte auch im Bereich des früheren Standortübungsplatzes. "Ich habe auch zwei Hunde, aber die sind immer an der Leine", sagte Gnannt. 90 Prozent der Hundeführer seien okay, aber es gebe auch "Ausreißer".

Wolfgang Gnannt kam auf die waldbaulichen Ziele zu sprechen. Die Verantwortlichen haben nach seiner Darstellung erst von 2015 bis 2018 eine Forsteinrichtung oder mittelfristige Planung angefertigt, die für die nächsten 20 Jahren beschreibe, was zu tun sei. "Wir haben in den letzten Jahren nicht geräubert. Vielmehr war das Gegenteil der Fall: Wir haben Vorrat aufgebaut und unser Wald steht besser da als zuvor."

Weitere sagte der Förster: "Ich kenne keine Kommune in Unterfranken, die einen so hohen Eichenanteil hat. Das ist bedeutsam im Hinblick auf den Klimawandel. Die Eiche ist die einzige Baumart, die momentan noch dem Klimawandel trotzt, während wir mit Kiefern, Fichten, der Lärche und auch der Buche viele Probleme haben."

Nach seinen Angaben liegt die Fichte aktuell bei einem Anteil von 10,4 Prozent, der sich in Richtung fünf Prozent bewege. Gleiches gelte für die Kiefer, die noch bei 30 Prozent sei, und für die Buche, die noch bei 15,1 Prozent stehe. Ein Riesenproblem seien die Lärchen mit 4,1 Prozent, die durch die Trockenheit und den Lärchenholzborkenkäfer absterben.

Trotzdem sei der Wald eine tolle Geschichte für Ebern und auch seinen Geldbeutel, fasste der Förster zusammen. Der Wald könne zwischen 300 000 und 400 000 Euro abwerfen. Aber die Stadt könne nicht von ihrem Wald leben oder ihren Haushalt damit sanieren.

Die Teilnehmer ließ Gnannt einen Blick auf einige Eichen werfen. Um zu besonderem Wertholz zu kommen, sollten sie noch 80 bis 100 Jahren stehen, sagte er. Nach seinen Angaben brauchen die Eichen an die 200 Jahre Wachstum.

Mischwald ist das Ziel

Beim Waldgang zeigte Förster Gnannt auf, dass man seit 35 Jahren keinen Kahlhieb mehr vornahm und seit Jahrzehnten einen naturnahen Mischwald als Ziel sehe. "Dazu bedarf es besonderer Kenntnisse, die von einer nachhaltigen Bewirtschaftung geprägt sind. Dies gilt auch für einen Förster. Wenn du als Förster 30 bis 40 Jahre hier bist, brauchst du erst einmal 15 Jahre, bis du deinen Wald richtig kennst."

Ebenso brauche es Wald- und Jagdreferenten, die auf der gleichen Seite wie der Förster stehen. Dies habe in den letzten Jahrzehnten sehr viel gebracht, sagte er. Die Jagd müsse mitspielen, wenn man keinen Quadratmeter für die Jungpflanzen einzäunen wolle. Wenn die Jagd nicht mitspiele, müsse man alles einzäunen, und das koste viel Geld und bedeute Arbeit.

Freiherr Hermann von Ro-tenhan bestätigte: Das Aufstellen von Zäunen sei ein Armutszeugnis", denn das heiße, dass man die Jagd nicht im Griff habe. "Die Jagd ist elementar für einen guten Wald."

Wolfgang Gnannt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt, das auch für den Landkreis Haßberge zuständig ist, zeigte den Forsteinschlag der letzten Jahre auf. 2018: 1000 Festmeter, 2019: 5230 Festmeter, 2020 bis jetzt: 1800 Festmeter.

Er führte die Teilnehmer durch Waldteile mit gigantischer Naturverjüngung und grünem Unterbau. Vor allem die Eiche fiel auf, die man nicht "rein" haben wolle, sondern gemischt mit vielen anderen Laubbäumen, Totholz und mit Biotopbäumen. "Ziel ist ein klimastabiler Wald und hier ist der ,Losberg' ein Kleinod", so Gnannt.

Überrascht wurden die Teilnehmer des Waldgangs mit der Esskastanie. Die Baumart wurde bei Welkendorf auf rund drei Hektar gepflanzt. "Hier im Wald geht es aber nicht um die Fruchtproduktion, sondern um die Holzproduktion. Die Esskastanie ist dabei hervorragend geeignet für Schnitt- und Furnierholz", sagte Gnannt.

An anderer Stelle steht die Schwarznuss. Der amerikanische Nussbaum wächst schnell.