"Echter Gewinn für Dörfleins"

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Der Entwurf für das Kinderzentrum in Dörfleins Grafik: PAPTISTELLA architekten gmbh
Der Entwurf für das Kinderzentrum in Dörfleins  Grafik: PAPTISTELLA architekten gmbh

Der Hallstadter Stadtrat diskutiert erneut über den Schulneubau in Dörfleins. Zusammen mit Kindergarten und Kinderkrippe könnte hier gleich ein komplettes Kinderzentrum entstehen. Die Meinungen gehen auseinander.

Eigentlich gab es ja schon einmal einen Grundsatzbeschluss zum Neubau des Schulhauses in Dörfleins. Vor bald einem Jahr wurde er im Rahmen der Haushaltsberatungen 2017 positiv abgestimmt. Nach der damaligen Stadtratssitzung hatte die SPD-Fraktion Beschwerde eingelegt - Grundsatzbeschlüsse könnten nicht im Rahmen der Haushaltsberatungen stattfinden. Auch deshalb kam der Schulhausneubau nun erneut auf die Tagesordnung im Hallstadter Stadtrat - allerdings nicht nur als Wunsch, sondern als konkrete Machbarkeitsstudie.
Die hatte Architekt Stefan Paptistella im Gepäck. Er präsentierte verschiedene Varianten, die alle den bestehenden Kindergarten St. Ursula, erweitert um eine Kinderkrippengruppe, mit einbezogen. Denn, so Paptistella: Bereiche wie ein Mehrzweckraum, die Küche, WC-Anlagen oder auch eine Kleinfeld-Turnhalle könnten gemeinsam genutzt werden, was Kosten spare und Synergieeffekte ermögliche. Das neue Schulhaus verortete er nicht mehr am bisherigen Standort, sondern nördlich beziehungsweise östlich des Kindergartens. Vorteil: Während des Neubaus könnten die Schüler im alten Schulhaus verbleiben, ein nahtloser Übergang werde möglich. Die Erschließung des Schulhauses würde dann nicht mehr über die Schulstraße, sondern über den Ellerweg erfolgen. Das alte Grundstück der Schule sowie weitere Flächen im Umfeld könnten zur Wohnbebauung dienen.


Machbarkeitsstudie

Konkrete Kosten für den Neubau der Schule und die Erweiterung des Kindergartens um eine Kinderkrippe bezifferte Paptistella nicht. Bürgermeister Thomas Söder (CSU) betonte, es handle sich erst einmal um eine Machbarkeitsstudie, Kosten zu nennen sei daher unseriös - und er bezeichnete das "Kinderzentrum" mit Kindergarten, Krippe und Schule als echten Gewinn für Dörfleins.
Die Kirchenstiftung hat sich laut Stadtoberhaupt zudem bereiterklärt, die Krippe wie bisher auch den Kindergarten zu betreiben.
Stadtrat Hans-Jürgen Wich (SPD) kritisierte die fehlende Transparenz. Bis heute seien keine Kosten bekannt, ein Kinderzentrum in dieser Form sei außerdem bisher nie Thema im Stadtrat gewesen. Fraktionskollegin Yasmin Birk sah das ähnlich: "Ich habe noch nie erlebt, dass wir hier über ein solches Megaprojekt entscheiden sollen, aber keine Zahlen kennen." Da die Dörfleinser Schule schon seit vielen Jahren mit Schülern aus Hallstadt "aufgefüllt" werde, sei zudem fraglich, ob eine solche Dorfschule noch zeitgemäß sei. Und Heiko Nitsche (SPD) meinte, Hallstadt habe ein großes Schulhaus mit freien Kapazitäten - ein Neubau in Dörfleins würde daher den Schulstandort Hallstadt schwächen.
"Ich bin Dörfleinser und unterstütze dort alles, aber nicht um jeden Preis." Auch nach dem Neubau müssten weiterhin die Kinder bei bestimmten Fächern wie Religion oder WTG (Werken und Gestalten) zwischen den Schulhäusern "chauffiert" werden, da die Räumlichkeiten für Fachunterricht in Dörfleins weiterhin nicht zur Verfügung stünden. Nitsche ging derweil für den Neubau von Schule und Krippe von Kosten von mindestens vier Millionen Euro aus.
Für Stadträtin Claudia Büttner (BBL/FW) war die Entscheidung eine Sache "zwischen Herz und Kopf". Ihr fehlte aber eine Vision, was mit dem Gebäude passieren könnte, wenn die Schülerzahlen doch wieder zurückgingen. Viele Plädoyers für das Kinderzentrum kamen aus der CSU-Fraktion, etwa von Veit Popp: "Ich kann nicht verstehen, dass ein gewachsener Schulstandort ohne Not aufgegeben werden soll. Die Schule ist ein wichtiger Standortfaktor für Dörfleins." Und Klaus Hittinger meinte: "Wenn uns das alles zu teuer wird, können wir in einer späteren Planungsphase immer noch sagen: Wir lassen das."


Zehn gegen elf

Nach mehr als anderthalb Stunden Diskussion kam es schließlich zur Abstimmung: Mit zehn zu elf Stimmen - die CSU-Fraktion stimmte dabei geschlossen für das Kinderzentrum - wurde der Neubau abgelehnt. Da eine Kinderkrippe für Dörfleins aber wohl Sinn macht, könnte es hier in einer Folgesitzung einen neuen Antrag geben.
Wie es mit dem nicht mehr zeitgemäßen und dringend sanierungsbedürftigen Schulhaus Dörfleins nun weitergeht? Folgt nicht noch ein Umdenken, könnte der Beschluss das Aus für den Standort bedeuten.