Echte Kontrolleure tricksen nicht
Autor: Rainer Lutz
LKR Coburg, Donnerstag, 16. Juli 2020
Es kursieren Berichte von Kontrolleuren, die Ladenbesitzer so lange anbetteln, bis sie ihnen erlauben, ihr Geschäft ohne Maske zu betreten, um dann wegen des Verstoßes ein Bußgeld zu verlangen. Das Amt warnt vor Trittbrettfahrern.
Es ist der Moment, vor dem sich viele Geschäftsleute derzeit fürchten: Corona-Kontrolle! Habe ich wirklich an alles gedacht, ist wirklich alles genau nach Vorschrift? Oder finden die Kontrolleure etwas und ich muss meinen Laden wieder zu machen und eine deftige Strafe zahlen? Die größte Furcht aber ist der Kontrolleur, der versucht, den Ladenbesitzer hereinzulegen.
Sicherheitsexperten sprechen von "social engeneering", wenn der Faktor Mensch ausgenutzt wird, um sich Zutritt oder Genehmigungen zu verschaffen, wo es diese eigentlich nicht geben dürfte. Nehmen wir ein Kosmetikstudio. Ein Mann betritt das Geschäft ohne Mund- Nasenschutz. Die Inhaberin weist ihn darauf hin, dass er bitte eine Maske tragen muss, sonst darf er das Geschäft nicht betreten. Er sagt, er will doch nur einen Gutschein für seine Frau. Den könne sie ihm doch schnell geben, es sähe doch keiner und er würde es schon nicht weitererzählen und er habe doch heute den Hochzeitstag vergessen und jetzt könne er doch nicht ohne Geschenk nach Hause kommen und habe seine Maske im Auto vergessen und das sei doch so weit weg und bittebittebitte ...
Variante A: Sie wird wütend und verweist ihn des Ladens, er könne wieder kommen, wenn er sich gefälligst an die Vorschriften halte, die sie ja nicht gemacht habe, aber an die sie sich halten muss, wenn sie keine hohe Strafe riskieren will.
Variante B: Sie gibt ihm den Gutschein, ausnahmsweise, weil er so lieb gebettelt hat.
Nach beiden Varianten zückt der Mann einen Ausweis, sagt, dass er Kontrolleur der Gesundheitsbehörde oder des Ordnungsamtes sei und dass (Variante A) die Frau alles super gemacht hat oder (Variante B) jetzt eine Strafe von, sagen wir 5000 Euro, fällig wird. Ähnlich im Blumenladen, Friseurgeschäft, in der Bäckereifiliale - jedenfalls erreichen die Redaktion immer mehr solcher Berichte. Meist geht es um kleine Geschäfte, in denen in der Regel nur der Inhaber oder die Inhaberin oder eine einzelne Mitarbeiterin arbeitet. Die Geschichten kommen in der Regel nicht von den Betroffenen sondern berichten von jemandem, der jemanden kennt, dem das passiert sein soll. Nicht selten werden sie verbittert mit Begriffen wie "Stasi 2.0" oder "wie in der DDR" kommentiert.
Echte Kontrolleure tun das nicht
Am Landratsamt Coburg versichert Pressesprecherin Corinna Rösler: "Diese erwähnten Kontrollen führt definitiv nicht das Ordnungsamt des Landratsamtes Coburg durch. In der beschriebenen Art und Weise würden wir auch nicht kontrollieren.
Das Ordnungsamt, ebenso wie die Hygienekontrolle oder die Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung weisen sich bei ihren Kontrollen direkt von Anfang an mit ihrem Ausweis aus." Dass es zu dieser Form von Kontrollen tatsächlich gekommen sein kann, schließt das Amt nicht aus: "Es ist ja aber bekannt, dass es insbesondere seit den Regelungen während der Corona-Krise hier Trittbrettfahrer gibt, die sich als Kontrolleure ausweisen ohne welche zu sein.