Dünne Bestände, kleine Körner
Autor: Werner Reißaus
Kulmbach, Donnerstag, 21. Juli 2022
Landwirtschaft Die seit fünf Jahren herrschende Trockenheit macht den Landwirten, die in Oberfranken Braugerste anbauen, zu schaffen. Es muss sehr früh geerntet werden und es gibt teilweise hohe Verluste.
"Ich bin jetzt 40 Jahre im Geschäft, 40 Jahre in der Verantwortung, und wir hatten immer ein paar Jährchen dazwischen, wo wir durchschnaufen konnten, aber wir haben jetzt im fünften Jahr in Folge eine Rekordtrockenheit." Mit diesen Worten zeigte BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif am Ende der Braugerstenfahrt auf, mit welchen Problemen die oberfränkischen Braugerstenanbauer konfrontiert sind: "Wir kommen gar nicht mit unserer Produktionstechnik hinterher, um die Umstände draußen zu kompensieren. Die Häufung der Trockenheit erschreckt uns genauso wie die Klimaforscher."
Hans Pezold aus Steinbach/Marktleugast steht an der Spitze des Braugerstenvereins Oberfranken und vertritt die Interessen der oberfränkischen Braugerstenerzeuger. "Unser Verein fördert den Qualitätssommergerstenanbau." Hinsichtlich der EU-Fördermittel verwies er auf eine elementare Auflage: das Pflugverbot beim Sommergerstenanbau im Herbst. Hier bemühe sich die Vorstandschaft um eine Sonderregelung beim zuständigen Ministerium in München.
Eine "verrückte" Lage
BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif zur derzeitigen Lage der Braugerste: "So eine Situation, die wir jetzt haben, konnten wir uns vor einem Jahr überhaupt nicht vorstellen. Wir haben mit der Ernte in der Region Forchheim schon begonnen und manche Betriebe haben schon alles geerntet. Die Lage ist für uns Bauern heuer verrückt, denn wir sind mindestens zehn bis 14 Kalenderwochen zu früh dran." Es gebe bereits jetzt hohe Verluste, weil es für das Getreide viel zu trocken sei. Bei den Früchten, die man jetzt ernte, habe man in höheren Regionen große Probleme, denn es fehlt zwischen 20 und 30 Prozent der Menge.
Es sind nach den Worten des BBV-Bezirkspräsidenten einfach dünne Bestände vorhanden, mit einer Menge kleiner Körner: "Es waren zu wenig Niederschläge und die Hitze war einfach zu groß." Greif: "Wir haben noch nie so teuer wie heuer produziert, weil wir ganz einfach große Betriebskostensätze hatten. Mit dem Ukraine-Krieg hat sich die Lage im Frühjahr noch verschärft und es gab auch den einen oder anderen Bauern, der heuer auch nícht so tief ins Düngerfass gegriffen hat, weil der Dünger extrem teuer ist. Und es gab auch Bauern, die ohne Vorverträge fast nichts bekommen haben."
Keine Butter- und Getreideberge mehr