Drogenhändler schweigt
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LKR Lichtenfels, Mittwoch, 03. Februar 2016
Russlanddeutscher soll im großen Stil mit Heroin und Crystal Speed gedealt haben.
Einen wahren Gemischtwarenladen für Drogen soll ein 37-jähriger Russlanddeutscher im Raum Lichtenfels und Kronach betrieben haben. Die Spur des Rauschgifts führt in die Oberpfalz. Beim aktuellen Prozess am Landgericht Coburg schweigt der mutmaßliche Drogenhändler bislang eisern.
Die große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Christoph Gillot muss auf Zeugenaussagen und Ermittlungsergebnisse bauen. Zur Last gelegt wird dem zuletzt in Grafenwöhr wohnhaften Angeklagten der Handel mit, wie es strafrechtlich heißt, "Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge" in 25 Fällen. Der einschlägig vorbestrafte 37-Jährige soll in Küps bei mehreren Deals insgesamt 150 Gramm Heroin mit hohem Wirkstoffgehalt an den Mann gebracht haben. In mindestens 18 Fällen handelte er mit Crystal Speed in Paketen zu 500 oder 1000 Gramm.
Der Käufer habe das Geld in einem "Bunker", einem Versteck nahe der Bundesstraße B 173 in Lichtenfels, hinterlegt. Dann habe der Angeklagte das Geld geholt und stattdessen das Rauschgift gebunkert. Gleich Kiloweise soll der 37-Jährige mit Marihuana gedealt haben. Über fünf Kilo dieser Droge habe er in Lichtenfels verkauft.
Als "Geschäftsauto" diente immer der eigene Pkw des Angeklagten. Schon an diesem Auto scheiden sich vor Gericht die Geister. Ein BMW soll es gewesen sein. Doch ein Zeuge aus der Drogenszene, der selbst derzeit in Haft ist, kann nicht mehr mit Bestimmtheit den Typ sagen. Dagegen erinnern sich andere, die an den Drogengeschäften beteiligt waren, an den Angeklagten. Bekannt gewesen sei er ihnen nur als "der Russe aus Weiden" oder "Medved". Unter letzterem Aliasnamen war er der Polizei aufgefallen, wie ein Ermittler erklärte.
Nachdem der 37-Jährige schon einmal straffällig geworden war, musste er sich einer erkennungsdienstlichen Behandlung unterziehen. Dabei nahm die Polizei nicht nur Fingerabdrücke, sondern fragt unter anderem auch Spitznamen ab. "Wir gaben den Namen Medved in unser Computersystem und landeten gleich einen Treffer", so ein Kriminalbeamter. Den Ermittlern war damit klar, dass es sich auch bei dem "Russen aus Weiden" um den 37-Jährigen handeln müsse. Bei einem Scheingeschäft ließen sie den Drogenhändler auffliegen. Dass der mit größeren Mengen Rauschgift unterwegs gewesen war, habe sich schnell herausgestellt. "Da ging es unter anderem um 300 Gramm Heroin, nicht gerade wenig", so ein Polizist. Nach Zeugenaussagen war der Angeklagte der Großhändler für regionale Drogenkonsumenten.
Seine Abnehmer verkauften mitunter das Rauschgift weiter.