Druckartikel: Drei Kleinstädte wollen ihre Besucher verführen

Drei Kleinstädte wollen ihre Besucher verführen


Autor: Pauline Lindner

Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 02. Februar 2015

von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner Höchstadt — In dem - den Älteren sicher bekannten - Liederbuch Mundorgel gibt es ein Lied über Kolumbus. "Hurra, wir sind entdeckt", rufen...


von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner

Höchstadt — In dem - den Älteren sicher bekannten - Liederbuch Mundorgel gibt es ein Lied über Kolumbus. "Hurra, wir sind entdeckt", rufen im Text die Amerikaner bei seiner Landung. Durchaus vergleichbar reagierten Höchstadter, Schlüsselfelder und Herzogenauracher, als sie erfuhren, dass Thilo Castner in seinem zweiten Band des Kleinstadt-Verführers Franken alle drei Orte gewürdigt hat.
"Ohhh!!", war das erste Wort von Stefanie Rauh, die verantwortlich für die touristischen Belange im Dreifrankeneck ist. Die drei Kommunen Geiselwind, Burghaslach und Schlüsselfeld arbeiten eng zusammen, weil sie eine "Grenzregion" mit eigenem Charakter und Gemeinsamkeiten eher zum Raum Scheinfeld sind. Wanderführer speziell zum Steigerwald gibt es, in anders ausgerichteten Reiseempfehlungen sind die drei Orte oft ausgespart. "Trotz Unterfranken passt Geiselwind nicht in einen Weinfrankenführer", ist Stefanie Rauh klar.
"Wir haben uns deshalb auch der LAG Südlicher Steigerwald angeschlossen, weil wir uns wegen der Brauereien auch als Bierregion verstehen." Das hat auch der Verführer-Autor so wahrgenommen, merkt man an seiner gastronomischen Auflistung zu Schlüsselfeld. Im Gegensatz zu Rauhs Arbeitsaufgabe beschränkt er sich allerdings auf die Beschreibung der kleinstädischen Ortskerne.
"Die Tour durch Schlüsselfeld hat er gut gewählt", lobt ihn trotzdem Rauh. Nur bei den besonderen Ereignissen hätte er noch den Krippenweg aufnehmen sollen, können doch Einheimische wie Besucher im Advent 30 Krippen anschauen, vor allem die Großkrippe auf dem Marktplatz mit ihren wechselnden Szenen.
So einen kleinen Nachtrag hat auch Marlitt Grigull von der Stadtbücherei Höchstadt. Deren Domizil, die Fortuna Kulturfabrik, erwähnt Castner. Die öffentliche Bücherei lässt er aus seiner Perspektive des Tagestouristen weg. Als gastronomische Besonderheit hätte sie dennoch ihren Platz gehabt. Denn die Bücherei ist für die Zeitschriften und Zeitungen im Mediencafé im Erdgeschoss verantwortlich. Da meistens nachmittags geöffnet ist, ist das auch für einen schon etwas müden Stadtbesucher eine Alternative.
Der Mangel an regionalen Reiseführern ist Marlitt Grigull bewusst. Im Medienbestand der Stadtbücherei ist etliches dieser Art über andere Regionen vorhanden. "Das Angebot für unsere Gegend ist spärlich, obwohl gerade die subjektive Auswahl die Leser anspricht", hat die Büchereileiterin beobachtet.
"In Reiseführern sind wir stiefmütterlich vertreten", weiß auch Sandra Hammer von der Tourismuszentrale Karpfenland. Das liegt vielfach an der Lage im Dreieck Nürnberg, Mainfranken und Romantisches Franken (um Rothenburg). Touristisch wuchert sie deshalb mit dem Pfund der Nähe zu weltberühmten Sehenswürdigkeiten, sagt aber auch sofort: "Die Verlage sollten uns entdecken, wir haben einiges zu bieten."

Spix hätte mehr Ruhm verdient

Für sich selbst nennt sie in Höchstadt den Marktplatz, weil man da so schön sitzen könne, und als Ruhepol den Engelgarten. Durch den ist auch der Autor gekommen; allerdings richtete sich sein Blick auf die wehrhaften Schlossmauern oberhalb der Aisch. Castner hebt das Heimat- und das Spixmuseum als sehenswert heraus. Die Zunftfahne der Schreiner aus Hobelspänen ist ihm im Alten Rathaus besonders aufgefallen. Und das Urwalddiarama im Spix-Geburtshaus. Er fragt sich, weshalb der Brasilienforscher im Vergleich zu Humboldt so wenig bekannt ist. Die Antwort lässt sich leicht geben: Spix starb bereits wenige Jahre nach der Rückkehr, als noch längst nicht die Forschungsergbnisse ausgewertet waren. Von der Qualität der beiden Museen ist auch Sandra Hammer überzeugt. Sie setzt darauf, dass sie bald längere und häufigere Öffnungszeiten haben.
Die Herzogenauracher Buchhändlerin Stefanie Greber hat das neue Buch bereits im Angebot. "Solch spezielle Reiseführer sprechen die Leute an, subjektive Tipps führen zu einem Austausch", weiß sie aus Kundengesprächen.
Sie weiß aber auch, dass Herzogenaurach und der Aischgrund oft ausgelassen sind. "Man muss schon suchen", sagt sie mit Blick auf die Bücherauswahl. Die Ursache könnte sein, dass es keinen griffigen Namen oder Oberbegriff gibt. Nördlicher Rangau sei nicht angenommen worden, und südlicher Steigerwald ist ihr für Herzogenaurach doch etwas weit hergeholt.