Drahtseilakt in der Bürokratie
Autor: Redaktion
Hammelburg, Freitag, 01. April 2022
Pandemie Seit zwei Jahren kämpft der Zirkus Luna um sein Bestehen. Mittlerweile zeigt sich, dass die Unnachgiebigkeit der Betreiber sich gelohnt hat. Die Bethäusers haben bayernweit einiges bewirkt.
Viele Branchen kämpfen mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Auch Familie Bethäuser vom Circus-Luna-Hof in Langendorf ist davon betroffen. Lange Zeit drohte dem Kinder- und Jugendzirkus der Familie Bethäuser das finanzielle Aus. Seit über 18 Monaten jonglieren die Zirkus-Pädagogen häufiger mit Förderanträgen als mit Bällen. Aber mit Erfolg: In den vergangenen zwei Jahren hat das Ehepaar einiges erreicht - nicht nur für ihren Zirkus.
"In Bayern fällt alles, was nicht als Hochkultur zählt, in den Bereich Wirtschaft und wird somit nicht als wichtige Kultureinrichtung angesehen und gefördert", schildert Peter Bethäuser das Problem. Davon betroffen ist auch der Zirkus. Bedeutet: Der Kinder- und Jugendzirkus der Familie Bethäuser wird von den meisten Behörden als Unterhaltungsgewerbe angesehen und scheidet damit beinahe aus allen Förderprogrammen aus.
Wenige Monate nach Beginn der Pandemie startete der Zirkusdirektor deshalb eine Petition: "Öffentliche Förderung für den Circus-Luna-Hof als kulturelle Kinder- und Jugendbildung". In kürzester Zeit kamen 10.898 Unterschriften zusammen. Bethäuser liegt allerdings nicht nur die Förderung seines Circus Luna am Herzen. Durch die Petition erhofft er sich vor allem politische Aufmerksamkeit. Besonders wichtig ist ihm dabei die Anerkennung der zirkuspädagogischen Arbeit im Bereich der kulturellen Bildung in Bayern. Aber auch die allgemeine Stärkung von Kultureinrichtungen im Bereich Bildung sind für den Zirkusdirektor von großer Relevanz.
Zweiter Anlauf brachte den Erfolg
Mit der Unterstützung des SPD-Abgeordneten Volkmar Halbleib war es ihm möglich, die Petition im Bayerischen Landtag einzureichen. Hier durchlief sie nacheinander die Bereiche Soziales, Schule, Wissenschaft/Kunst und Wirtschaft - zunächst ohne Erfolg. Der Ausschuss für Wissenschaft und Kunst hat sich allerdings, im Oktober vergangenen Jahres, erneut mit dem Anliegen der Bethäusers befasst. Beim zweiten Anlauf gab es gute Neuigkeiten für den Circus Luna. Alle Fraktionen waren sich einig, dass es sich bei der Zirkuspädagogik im Allgemeinen und speziell bei der Arbeit des Circus-Luna-Hof in Langendorf um einen wertvollen Bestandteil der kulturellen Bildung handelt.
Bayernweit bedeutet dies eine Gleichstellung der zirkuspädagogischen Arbeit mit anderen kulturellen Einrichtungen, wie zum Beispiel den Musikschulen oder der Theaterpädagogik. Dadurch sind für den Zirkus künftig auch die angebotenen Förderprogrammen leichter zugänglich. Auf anderer politischer Schiene erreichten die Bethäusers, dass der Circus-Luna-Hof als eine feste Spielstätte eingestuft wurde - vergleichbar mit einem Theater. Dadurch war es Bethäuser möglich, die Überbrückungshilfen in Form der bayerischen Spielstättenförderung zu beantragen.