DPVKOM-Bundesvorsitzende in Kronach
Autor: Rainer Glissnik
Kronach, Freitag, 16. März 2018
Mit der 44-jährigen Christina Dahlhaus steht bei der Kommunikationsgewerkschaft DPVKOM erstmals in deren 128-jährige Geschichte eine Frau an der Spitze. Sie...
Mit der 44-jährigen Christina Dahlhaus steht bei der Kommunikationsgewerkschaft DPVKOM erstmals in deren 128-jährige Geschichte eine Frau an der Spitze. Sie wurde beim 22. Gewerkschaftstag der DPVKOM in Berlin zur Bundesvorsitzenden gewählt. "Ich komme sehr gerne nach Franken", begrüßte die Bundesvorsitzende die Kronacher Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung in Kronach.
"Den Postlern liegt die Post immer am Herzen", stellte sie aufgrund des starken Interesses fest. Derzeit erlebten alle eines der spannendsten Halbjahre in der Geschichte der DPVKOM. Erstmals habe es ihre Gewerkschaft geschafft, in 44 Betrieben Wahlvorschläge für die Delegiertenwahlen im Zusammenhang mit der Aufsichtsratswahl bei der Deutschen Post AG einzureichen. Gleichzeitig finden im Zeitraum März bis Mai Betriebsratswahlen in den Postnachfolgeunternehmen und Call-Centern statt. Dazu laufe die Tarifrunde für Post, Telekom und im öffentlichen Dienst. Dies bedeute intensive Tage. Aber das mache Gewerkschaftsarbeit aus. Dazu gehörten Spaß, Leidenschaft und Glaubwürdigkeit. Die DPVKOM-Bundesvorsitzende berichtete über den Plan der Deutschen Post, zum 1. Mai einen Gemeinschaftsbetrieb zu installieren und einen Gemeinschaftsbetriebsrat zu gründen.
Bei den Tarifverhandlungen biete die Post AG eine zweimalige prozentuale Lohnerhöhung von 3,0 Prozent zum 1. Oktober 2018 und 2,1 Prozent ab dem 1. Oktober 2019. Für die Zeit davor solle es eine Einmalzahlung von 250 Euro geben.
Die Post AG biete an, dass Beschäftigte die lineare Erhöhung auch in Freizeit umwandeln könnten. Nach Auffassung von Christina Dahlhaus sei dies nur schwerlich umsetzbar. Die Zusteller seien überlastet und es gebe nicht genügend Personal, um die freien Tage gewähren zu können. Zunehmend habe die Post AG Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung. Es gebe zu wenig Neueinstellungen und viele Beschäftigte blieben angesichts der anstrengenden Arbeit nicht lange im Unternehmen.
An den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst habe der bisherige Bundesinnenminister nicht mehr teilgenommen. "Alles wartet auf den zuständigen Heimatminister", wies Christina Dahlhaus auf den neuen Heimatminister Horst Seehofer hin.
Ein besonderes Ärgernis für Christina Dahlhaus ist der "Zeitdiebstahl". "Wir wollen den Zeitdiebstahl stoppen." Es gebe Millionen von Überstunden bei der Post. Die Zustellbezirke würden immer größer. Oft fallen freie Tage weg, weil es zu wenig Personal gebe. "Freizeit und Arbeitszeit werden zunehmend entgrenzt." Das Tarifeinheitsgesetz ist an den Gesetzgeber in Teilen als verfassungswidrig zurückgegeben worden, der nachbessern müsse. "Das Tarifeinheitsgesetz verstößt gegen das Grundgesetz und gehört besser in die Tonne als nachgebessert", meinte Dahlhaus.
Ein Mitglied fragte wegen der vielen sehr schweren Pakete nach. Bis zu 31,5 Kilogramm erlaubten die Geschäftsbedingungen. "Ich finde das schlimm", meinte der Postzusteller. "Diese Regelung widerspricht den Regelungen der Unfallkassen", erklärte die Bundesvorsitzende. "Da sind die zulässigen Gewichte deutlich geringer."
Der Vorsitzende des Kreisausschusses Kronach im Bayerischen Beamtenbund Franz-Josef Wich zeigte sich begeistert über das großartige Engagement der DPVKOMler. Geehrt wurden für 25 Jahre Mitgliedschaft Christian Schaller und Jürgen Müller. Für 40 Jahre Hans Köcher. Für 50 Jahre Thomas Zwingmann, Stefan Klug und Dieter Hofmann. Für 60 Jahre Oskar Degelmann, Hilde Dittenhöfer und Erhard Barthel. rg