"Dornröschenschlaf" im Wald

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Einer Verjüngungskur wurde der Zeitlerbrunnen zum 100. Jubiläum 2003 unterzogen. Jetzt liegt er aber wieder in einer Art "Dornröschenschlaf". Foto: Olbrich
Einer Verjüngungskur wurde der Zeitlerbrunnen zum 100. Jubiläum 2003 unterzogen. Jetzt liegt er aber wieder in einer Art "Dornröschenschlaf". Foto: Olbrich
 

Verlässt man Kulmbach auf der einst bedeutendsten Durchgangsstraße in Richtung Trebgast, so sieht man in der Wolfskehle vor der "Hölle" rechts am Hang des Rehbergs den schönen Zeitlerbrunnen.

Erich und Marcus Olbrich Der Zeitlerbrunnen in der Wolfskehle vor der "Hölle" rechts am Hang des Rehbergs wurde vom Verschönerungsverein Kulmbach am 14. Juni 1903 offiziell eingeweiht. Mit dem Bau des Brunnens sollte dem sehr rührigen Vorsitzenden des Vereins, Georg Wilhelm Zeitler, anlässlich seines 25. Vorstandsjubiläums eine besondere Auszeichnung zuteilwerden. Die Anlage wurde nach den Plänen des Stadtbaurats Ferdinand Brandt aus Natursteinen errichtet.

Der Brunnen-Obelisk trägt auf einer schwarzen Tafel in Gold die Inschrift:

"Dem verdienstvollen Wirken des Herrn G.W.Zeitler zum 25-jährigen Vorstandsjubiläum gewidmet vom Verschönerungs-Vereine Kulmbach 1878-1903"

Wer war aber dieser Georg Wilhelm Zeitler? Er wurde am 26. März 1837 in Seifersreuth bei Grafengehaig geboren. Später wurde er Kaufmann, betrieb eine Seifensiederei und war Magistratsrat in Kulmbach. Gewohnt hat Zeitler in dem Haus Langgasse 7, das er 1880 zusammen mit Gebäuden in der Huthergasse erwarb.

Verdienste für Naherholung

Während seiner Zeit als Vorsitzender des Verschönerungsvereines wurde für die Kulmbacher sehr viel hinsichtlich der Naherholung am Stadtrand getan. Wanderwege wurden geschaffen und unterhalten, der Rehturm restauriert und in der Wolfskehle die "Anlage" geschaffen, ein kleiner Park mit einem Pavillon, in dem gelegentlich Musikdarbietungen stattfanden. Diese Einrichtung existiert heute leider nicht mehr. Am Tage der Brunnen-Einweihung veranstaltete der Verein unter Mitwirkung des Gesangs- sowie des Musikvereins eine Feier mit darauffolgendem Volksfest. Nach Ankunft der Vereine am Festplatz und dem Abspielen des "Torgauer-Marsches" hielt Bürgermeister Flessa mit lauter Stimme die Festrede.

Laudatio

Hier ein kleiner Auszug: "Hochgeehrte Festversammlung, was uns heute an diesem lauschigen, waldreichen und hügelbegrenzten Winkel zusammenführt, ist ein Jubiläum der seltenen Art.

Jubiläen werden ja sonst gefeiert in lichtdurchfluteten Sälen und an weiß gedeckten Tischen, heute aber soll der freie Himmel und der Dom des Waldes unser Festsaal sein, in welchem wir einem begeisterten Freunde der heimatlichen Natur die wohlverdiente Huldigung darbringen wollen. (...) Georg Wilhelm Zeitler hat sich in seiner Zeit als Vorsitzender Jahr für Jahr für den Wegebau, den Bau von Schutzhütten und viele Pflanzungen eingesetzt. Lag doch die Ausführung in der Hand des unermüdlichen Vorstandes. (...) Verehrte Freunde, schließen wir diesen Festakt mit dem Rufe: Der Allgütige verleihe unserem Jubilare noch viele sonnige Tage, sein Geist und Gemüt bleibe bis zum Ende seiner Tage so frisch und so hell wie dieser Brunnenquell, Herr Georg Wilhelm Zeitler, er lebe hoch, hoch, hoch."

Nach der offiziellen Feier begaben sich die Teilnehmer in die nahe Weith'sche Restauration, die für die Festlichkeiten in schönem Schmuck erstrahlte.

Rückzug nach drinnen

Leider schmollte die Sonne schon den ganzen Tag, so dass es im Freien für die Festgäste zu kühl wurde und die Innenräume aufgesucht werden mussten. Bei beginnender Dunkelheit brachten Bauassistent Mößmer und Stadtgärtner Kühn das Brunnendenkmal mit bengalischer Beleuchtung zum Erstrahlen.

Vor dem Bau der Wasserleitung hatten die Brunnen eine sehr wichtige Funktion. Sie versorgten die Bevölkerung nicht nur mit dem Lebenselixier Trinkwasser, sie waren auch Treffpunkte und Kommunikationszentren.

Durch die bequeme Versorgung mit Wasser in die Häuser vergaß man die Brunnen vielerorts. So verfiel im Lauf der Jahre auch der Zeitlerbrunnen. Das Wasser, das einst über Kaskaden dem Kohlenbach zufloss, tröpfelte nur noch, die Natursteine waren von einer dicken Moosschicht überzogen und die Terrassen waren unter Laub und Erde verschwunden.

Sanierung

Zum 100. Jubiläum des Brunnens hat die Reservistenkameradschaft Kulmbach-Plassenburg unter Federführung von Roland Schott den Brunnen mit enormem Aufwand saniert und es auch geschafft, ihm wieder etwas mehr Wasser zuzuleiten.

Mit einem großen Fest wurde die Wiedereinweihung des Zeitlerbrunnens am 14. Juni 2003 gefeiert, und für einige Jahre war er auch wieder ein kleiner Treffpunkt für die "Wolfskehler".

An Ostern wird der Brunnen einem alten Brauch folgend mit bunt bemalten Eiern und Fichtengrün geschmückt.