Diese Basketball-Saison war in keiner Weise ein Selbstläufer
Autor:
Bamberg, Montag, 12. Juni 2017
Der 66-jährige Erhard "Hardl" Wiesneth, noch knapp zwei Monate Schulleiter der Volksschule Sassanfahrt, saß schon in der Kennedy-Halle unter den Körben, bau...
Der 66-jährige Erhard "Hardl" Wiesneth, noch knapp zwei Monate Schulleiter der Volksschule Sassanfahrt, saß schon in der Kennedy-Halle unter den Körben, baute jahrelang die Bänke in der "Blauen" mit auf und ist Stammgast in der Brose Arena sowie natürlich am Sonntag beim "Meister-Sweep". Auch in seiner Zeit im Auslandsschuldienst in Odessa und Kairo verfolgte er das Basketballgeschehen intensiv.
Etwas provokativ gefragt: Der neunte Bamberger Basketball-Titel und das vierte Double innerhalb von zwölf Jahren. Gewöhnt man sich da nicht langsam daran?
Ein klares NEIN! Nie werde ich die erste Meisterschaft vergessen und es war mir damals klar, dass man uns zumindest dieses Erlebnis nie mehr wird nehmen können. Aber klar ist auch, dass ich mich über jeden weiteren Titel freue, insbesondere in einer Saison wie dieser, nach deren Verlauf man zu keinem Zeitpunkt einfach damit rechnen konnte, dass wir Pokalsieger und Meister werden können!
Also auf ein Neues in der kommenden Saison, vielleicht gewöhne ich mich dann doch langsam dran.
Brose Bamberg hat eine Marathonsaison in zwei Ligen hinter sich: 75 Pflichtspiele. Wie schafft man dies als Basketball-Fan mit Leib und Seele?
Das war sicher für die Spieler äußerst anstrengend, aber auch der "einfache" Fan kam dabei schon manchmal an seine Leistungsgrenze. Dennoch habe ich jedes Spiel in dieser Saison genossen, manchmal auch, und das gehört dazu, mit Schmerzen. Toll fand ich die Krafteinteilung mit dem klaren Fokus auf die Meisterschaft. Besonders beeindruckt haben mich die Fans, die in dieser schier unendlichen Saison bei so vielen Auswärtsspielen mitgereist sind, viele davon sogar ins europäische Ausland zu den Euroleague-Spielen.
Wie empfanden Sie die Meister-Feier in der "Frankenhölle"? Kann man diese mit 2005 vergleichen?
Jede Meisterfeier ist etwas Besonderes und man denkt zumindest während der Feier nicht an einen Vergleich, sondern genießt den Augenblick mit allen Fasern des Körpers. Ein Rückblick ist immer mit Vergangenheitsverklärung einhergehend. Wie unglaublich Brose Bamberg feiern kann, haben sie am Sonntag eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Eine herausragende Choreographie mit den einmaligen Fans, ein stets sportlicher, sprachlich respektvoller und gewandter Hallensprecher, ein gesamter Ablauf auf höchstem Niveau. Ich frage mich nur, wer diese Halle wieder sauber bekommt? Also sicher auch ein großes Kompliment an das Personal hinter der Kulisse!
Bayern München und Oldenburg jeweils mit 3:0 Siegen "weggewischt". Kommt da national nicht ein bisschen Langeweile auf, wenn man ein Play-Off-Finale mit insgesamt 66 Punkten Differenz gewinnt?
Wie oben schon erwähnt: Diese Saison war in keiner Weise ein Selbstläufer. Bayreuth, München und insbesondere Ulm haben eindrucksvoll mitgehalten und auch die schlechter platzierten Mannschaften haben, siehe Beispiel Oldenburg - Ulm, mächtig und eindrucksvoll dagegengehalten. Bamberg war aber im richtigen Moment wieder voll da!
Und Ihr Wunsch für die nächste Spielzeit? Zehnter Titel?
Habe überhaupt nichts gegen weitere Erfolge einzuwenden, bin aber auch immer auf Einbrüche oder Rückschläge gefasst. Wenn man zum jetzigen Zeitpunkt schon die neuen Personalplanungen der anderen Mannschaften sieht, kann man davon ausgehen, dass die neue Saison kein Selbstläufer werden wird und sicher wieder viel Spannung bereithält. So soll es sein!
Das Gespräch
führte Bertram Wagner.