Die zehn Schutz-Gebote
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Donnerstag, 07. Mai 2020
Ab dem kommenden Wochenende finden wieder öffentliche Gottesdienste statt. Die Reaktionen der Pfarrerinnen und Pfarrer sind gemischt: von gedämpfter Freude bis Kritik am "verpackten Klerikalismus".
Marion Krüger-Hundrup Uneingeschränkte Freude über den Neustart der öffentlichen Gottesdienste herrscht bei Anette Simojoki vor: "Ich freue mich und feiere gern wieder!" sagt die Pfarrerin der Erlösergemeinde.
Zumal in den vergangenen Wochen mit all den Corona-Beschränkungen viele Menschen den Wunsch nach Gottesdiensten geäußert hätten. "Unsere Erlöserkirche wurde in diesen Zeiten von deutlich mehr Leuten zum persönlichen Gebet aufgesucht", berichtet Pfarrerin Simojoki.
Wie nahezu alle evangelischen und katholischen Gotteshäuser im Bamberger Stadtgebiet startet am kommenden Wochenende auch in der Erlöserkirche eine Probephase, die es in sich hat. Strenge Hygieneschutzmaßnahmen wie Maskenpflicht, Abstandsregeln, beschränkte Besucherzahl, nur eigene Gesangbücher, kaum Gemeindegesang, Ordneranweisungen und mehr machen aus allen Gottesdiensten - gleich ob evangelisch oder katholisch - ein Experimentierfeld erster Güte.
Gemeinsam ist diesen Feiern in Bamberg auch, dass nirgendwo eine Anmeldung erforderlich ist. Selbst wenn die Kirchen durch die Abstandsgebote ein deutlich reduziertes Platzangebot haben. Die Erlöserkirche zum Beispiel kann maximal 69 Personen verkraften, die größte evangelische Kirche St. Stephan bis zu 80 Personen, der katholische Dom ebenfalls 80, die St.- Matthäus-Kirche in Gaustadt lediglich 18. Deshalb wird sonntags draußen auf der Kirchenwiese Gottesdienst gehalten - schönes Wetter vorausgesetzt.
Die katholische Kirche Heilige Dreifaltigkeit in Bug fällt sogar völlig den Regeln zum Opfer. "Sie ist zu klein, und die Bänke stehen wandbündig, das gäbe eine unerlaubte Einbahnstraße", bedauert Pfarrer Matthias Bambynek, der für diese Filiale der Oberen Pfarre zuständig ist. Auch in der Institutskirche am Holzmarkt werde es bis auf weiteres keine öffentlichen Gottesdienste geben können. Das gelte ebenso für die Kapelle im Klinikum. Von dort würden die Gottesdienste beider Konfessionen in die Krankenzimmer übertragen.
Bambynek, Leitender Pfarrer des Seelsorgebereichs Bamberger Westen, empfindet "großen Respekt vor dem, was kommt, wir müssen es würdevoll hinbekommen und den Charakter der Gemeinschaftsfeier erhalten". Pfarrer Bambynek trotzt dem "Riesenaufwand an Schutzmaßnahmen" eine gläubige Zuversicht ab: "Wir feiern in diesen Corona-Zeiten das Leben und die Frohe Botschaft!", bringt er den Sinngehalt einer Eucharistiefeier auf den Punkt.
Während es - soweit bekannt - in den vier evangelischen Kirchen zunächst kein Abendmahl gibt, wird in den katholischen Messen die Kommunion gespendet. Und zwar auch unter diversen Schutzvorkehrungen.