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Die Wildenauer-Ente glänzt wieder


Autor: Steffen Standke

Breitenbach, Mittwoch, 01. Juni 2022

autogeschichte Fast ein Jahr lang hat Hubert Phillipp den Citroën 2CV, der lange vor einer Bad Brückenauer Arztpraxis stand, wieder aufgebaut. Doch was geschieht jetzt mit dem Kultgefährt?
Das Innere des Citroën 2CV, auch das Cockpit, war sehr spartanisch. Als Extra verfügt die "Wildenauer-Ente" nur über einen hinten außen angebrachten Kofferhalter.


Der Motor scheppert ein wenig. Und als Hubert Phillipp Gas gibt, röhrt es, als würde ein Laster an einem vorbeidriften, obwohl nur 27 Pferdestärken am Werk sind. Kein Vergleich zu modernen Autos, von denen meist nur noch der Luftwiderstand zu hören ist. Aber egal: Der Citroën 2CV, besser bekannt als "Ente", fährt wieder. Und glänzt in der Sonne. Viele Arbeitsstunden hat der Breitenbacher Autofan in die Restaurierung gesteckt, damit das so ist.

Rückblende: Ende Juni/Anfang Juli vergangenen Jahres hatte Phillipp die "Ente" an der Arztpraxis von Wolfgang und Cosmas Wildenauer in der Bad Brückenauer Kapellengasse abgeholt. Der Erhaltungszustand war suboptimal - kein Wunder bei dem jahrelangen Standort in der Wiese vor dem Haus. Der Rahmen war durchgerostet; Teile der Innenausstattung mussten ersetzt werden. Besitzer Wolfgang Wildenauer sagte damals über die "Ente": "Wenn der Hubert sie zum Fahren bringt, schenke ich sie ihm."

Gesagt, getan. Jeden Tag fünf Stunden Arbeit steckte Hubert Phillipp nach eigenem Bekunden in sein neues Projekt. "Aber nicht stressmäßig. Es ist ja ein Hobby."

Die Ersatzteilbeschaffung verursachte keine Probleme. Zum einen besorgte sich der Breitenbacher in Mittelsinn (Landkreis Main-Spessart) eine zweite, sanierungsbedürftige "Ente", entnahm ihr beispielsweise die Motorhaube, weil die ursprüngliche zu viele Beulen aufwies.

Zum anderen lassen sich die meisten Bauteile inzwischen gut übers Internet organisieren - und zwar in sehr gutem Zustand. So kennt Phillipp einen Händler im Saarland, der sich "der Franzose" nennt. Der "Franzose" habe einst selbst bei Citroën gearbeitet und sich nach dem Auslaufen der Citroën 2CV-Produktion 1988 die entsprechenden Formen und Pressen gesichert. "Bei ihm könnte ich mir eine komplette 'Ente' zusammenbauen lassen", so der Autoerneuerer.

Verdeck, Reifen, Sitzbezüge, einen besser erhaltenen Rahmen - alles das hat sich Hubert Phillipp aus verschiedenen Quellen kommen lassen. Er selbst wechselte bei der "Wildenauer-Ente"die Öle, stellte die Zündung neu ein. Der Motor an sich war noch gut. Entgegen seiner früheren Annahme musste er ihn nicht zerlegen.

Eigentlich wollte Phillipp sein Kultauto schon zum 1. Mai wieder anmelden - und fahren. Daraus wurde nichts, weil unter anderem die Original-Fahrzeugpapiere bisher nicht auffindbar waren. Kein Beinbruch für den Breitenbacher. Er wird sich beim TÜV neue Papiere ausstellen lassen. Dort könne man über die Fahrgestellnummer die Daten eines jeden Autos nachvollziehen. Und dann will der Autoenthusiast einen Termin bei der Zulassungsstelle buchen.

Nostalgiefahrt fest vereinbart

Wenn diese Formalien erledigt sind, wird er Wolfgang Wildenauer anrufen und mit ihm einen Termin vereinbaren. Beide hatten ja vereinbart, dass der Vorbesitzer einen Tag mit der knallroten "Ente" herumfahren darf. Oder vielleicht länger. Dieser kennt das runderneuerte gute Stück übrigens bisher nur von Fotos, freut sich aber schon aufs Wiedersehen.

Was Hubert Phillipp darüber hinaus mit dem Gefährt macht, weiß er noch nicht genau. Er will auch die eigentlich zur Ersatzteilgewinnung besorgter "Main-Spessart-Ente" aufarbeiten. Eines der beiden Exemplare wird er dann wohl verkaufen. "Gut erhaltene 2CV werden ab 7000 Euro aufwärts gehandelt", weiß der Breitenbacher. Ein Ausgleich für den großen Restaurationsaufwand sei dieser Preis nicht. "Da darf man Zeit und Material, die man reingesteckt hat, nicht berechnen. Aber wie gesagt: Es ist ja ein Hobby."