Die Verwaltung umetikettiert
Autor: Josef Hofbauer
Ebermannstadt, Freitag, 10. August 2018
Ehemalige Mitarbeiter werfen der Ebermannstadter Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) vor, sie habe keine Verwaltung, sondern ein "kunterbuntes Wirrwarr".
JOsef Hofbauer
Das Personalkarussell in der Stadtverwaltung Ebermannstadt dreht sich immer schneller. Hielt es der im März 2017 eingestellte Geschäftsführer Michael Kah noch ein knappes Jahr bei der Stadt aus, endete das Engagement von Bernhard Söllner bereits nach einer achtwöchigen Probezeit. Dabei hätte das Job-Center das Gehalt des Langzeit-Arbeitslosen für ein Jahr übernommen. Zudem quittierten Personalratsvorsitzender Michael Parzefal und Bauamtsleiter Steffen Lipfert ihren Dienst bei der Stadt. Zuvor hatten bereits die Verwaltungs-Fachkräfte Oliver Eppenauer und Johannes Götz gekündigt. Und das sind längst nicht alle. Seit 2015 haben elf Verwaltungsangestellte das Rathaus verlassen. Der ehemalige Geschäftsstellenleiter Herbert Herlitz ist seit einem Jahr frühpensioniert.
Taschenspielertricks
Die Personaldecke wird immer dünner. Ersatz für das abgewanderte Fachwissen ist nicht in Sicht. Der Arbeitsmarkt sei leer gefegt. "Es reicht, die Prüfung zum Verwaltungsfachangestellten zu bestehen, dann kannst du dir den Job aussuchen", berichtet ein Insider.Um für Verwaltungskräfte attraktiv zu sein, hatte Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) bereits 2015 bei der "Allevo Kommunalberatung" für fast 40 000 Euro ein Organisations-Gutachten in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse nur nicht öffentlich präsentiert wurden. Das Ziel: Die Verwaltung sollte schlagkräftiger werden.
Nach Analyse dieses Organigramms der Ebermannstadter Verwaltung spricht ein Ex-Mitarbeiter von "Taschenspielertricks", mit deren Hilfe eine funktionierende Verwaltungsorganisation ausgehebelt werde. "Das ist ein kunterbuntes Wirrarr, sonst nichts", zürnt er.
Als Begründung zitiert er aus der Gemeindeordnung, aus der eindeutig hervorgeht, dass der Geschäftsstellenleiter einer Kommune die komplette Personalverantwortung trägt, die Verwaltungs-Organisation zu verantworten hat, die Rechtsberatung der Gemeinde übernimmt und die jeweilige Kommune in juristischen Auseinandersetzungen vertritt. In Ebermannstadt dagegen ist der Geschäftsstellenleiter dem von Bürgermeisterin Christiane Meyer bestimmten Sozialpädagogen Andreas Kirchner unterstellt.
"In die Organisation der Verwaltung lasse ich mir nicht drein reden", hatte sie bei der Präsentation des Organigramms unmissverständlich erklärt.
"Gesetzeswidrig" nennt der ehemalige städtische Bedienstete dieses Vorgehen. Die Position des "De-facto-Geschäftsführers", dem Kämmerer Wolfgang Krippel, seine Stellvertreterin Kathrin Daum oder der Leiter des Ordnungsamtes, Bernhard Lies, unterstellt sind, hätte ausgeschrieben werden müssen. Auch wenn die Aufgaben dem Mitarbeiter nur für einen bestimmten Zeitraum übertragen worden wären, hätte es dazu den Beschluss eines kommunalen Gremiums gebraucht.
Ohne Genehmigung?
Und: Beim Landratsamt hätte eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden müssen. Hätte! Deshalb folgert der Insider: "Was hier gelaufen ist, muss man als Einstellungsbetrug bezeichnen." Die in Ebermannstadt geschaffene "Stabsstelle VG Vorsitzende" geißelt er als illegitim. Ihr sind die Tourist-Information, Jugendarbeit, Musikschule, Bücherei, die Mittagsbetreuung der Ganztagsschule und die Reinigungskräfte für das Rathaus und das Bürgerhaus unterstellt. Das ganze Organigramm habe eine Um-Ettiketierung durchlaufen. Damit nicht genug: "Seit Christiane Meyer in der Verwaltung das Sagen hat, gibt es hier zwei Meinungen: Die Ihre und die Falsche", kritisiert ein anderer Ex-Mitarbeiter menschliche Defizite bei der Bürgermeisterin. "Es wäre wünschenswert, wenn die Position eines Geschäftsstellenleiters mit einem Beamten besetzt werden könnte, der die notwendige Qualifikation aufweist", so der Kritiker. Das würde den politischen Einfluss auf die Verwaltung deutlich verringern.
Autoritätsproblem
"Vor allem die Art und Weise, wie mit mir und meinen Kollegen umgegangen wurde, haben mich bewogen, Ebermannstadt den Rücken zu kehren", begründet ein Betroffener seine Entscheidung. "Selbst bei sachlich begründeter Kritik an der Bürgermeisterin, musste ich vor einem größeren Gremium antreten und Rechenschaft ablegen", konstatiert ein abgewanderter Verwaltungsfachangestellter.Der Vorwurf: "Ich würde die Autorität der Bürgermeisterin untergraben." Selbst Inhalte persönlicher Gespräche mit Kollegen hätten in einem Protokoll dokumentiert werden sollen. Hinzu kam, dass Mitarbeitern auf Grund der neuen Aufgabenverteilung plötzlich der Zutritt zu Räumen nicht mehr gestattet wurde, die sie vorher ungeniert betreten durften. Sie mussten die Schlüssel abgeben.
"Ob Kollegen unter solchen Bedingungen arbeiten wollen, da habe ich meine Zweifel", sehen ehemalige Mitarbeiter schwarz für die Zukunft der Stadtverwaltung Ebermannstadt.