Die Tradition der Osterbrunnen
Autor: Reinhard Löwisch
Haag, Mittwoch, 06. März 2019
In mittlerweile 200 Orten der Region werden mehr als 400 Osterbrunnen geschmückt. 1914 wurde der Brunnen in Engelhardsberg verziert, doch in Aufseß fand sich ein noch älterer Nachweis.
Bald werden sich Tausende von Menschen in der Region aufmachen, um einen alten Brauch zu pflegen: das Schmücken der Osterbrunnen. 200 Orte sind es mittlerweile, in denen mehr als 400 Osterbrunnen zwischen Palmsonntag und zwei Wochen nach Ostern prächtig geschmückt auf Ausflügler und Gäste warten.
Bereits seit 110 Jahren wird der älteste Osterbrunnen in der Fränkischen Schweiz geschmückt. Er steht im Außseßer Ortsteil Haag, oberhalb von Schloss Unteraufseß, und wurde 1909 erstmals mit bemalten Eierschalen verziert.
Schon einmal, vor fünf Jahren, glaubte man, den ältesten geschmückten Osterbrunnen zu kennen, aber da wussten die Engelhardsberger noch nicht, dass es einen gibt, der länger geschmückt wird als ihrer. Immerhin ist jener auch schon 1914 im Zuge des Wasserleitungsbaues gebaut und auch geschmückt worden.
"Einsingen" des Brunnens
Was den Engelhardsberger Brunnen noch auszeichnet: Zum einen wird der Brauch des Brunnen-Einsingens weiterhin durchgeführt, und: Sie haben den Brunnen so geschmückt, wie er auch ursprünglich aussah: mit farbigen, papiernen Pensalastreifen, die an einem kleinen Fichtenbaum hängen. Sie halten damit auch die Erinnerung daran wach, dass vor dem Bau der Wasserleitungen das Trinkwasser in hölzernen Butten von der Riesenburg-Quelle im Tal geholt werden musste - eine schweißtreibende Arbeit.
Die Aufseßer pflegen ihr Brauchtum um den Osterbrunnen herum, der in der Pfarrbeschreibung von 1917 festgehalten ist, nicht mehr: "In der Osternacht um 12 Uhr wird auf dem Kirchhof gesungen (Choräle und Volkslieder). In der Ostersamstagsnacht bekommen die Burschen von den Mädchen Ostereier. Gibt ein Mädchen einem Burschen keines, so tanzt er nicht mit ihr bis nächstes Ostern", sagt die Aufseßer Pfarrbeschreibung.
Den Brauch eines Osterbrunnenschmückens gibt es laut der Osterbrunnenforscherin Claudia Schillinger (Buch: Osterbrunnen in Franken) schon seit dem Mittelalter, allerdings nicht in der Fränkischen Schweiz. Der Militärhistoriker Alfred Zitzmann aus Nürnberg lieferte ihr den Nachweis, dass es schon im Mittelalter den Brauch gab. In einem Erlass des Gutsherrn Mahkorn aus Zettlitz (bei Stadtsteinach) wurde gefordert, "dass wie bei den Vorfahren Brunnen und Quellen an Ostern grün geschmückt sein sollten, weil da das neue Frühjahr kommt". Das war 1322. Zitzmann erfuhr weiterhin, dass die Familie Mahkorn ihren Ursprung in Thüringen hat, von wo sie um das Jahr 1040 an den Obermain übersiedelte und vermutlich das Brauchtum mitbrachte.
Nachricht aus dem Jahr 1677
Die nächste Nachricht eines Osterbrunnens stammt aus Dettingen bei Ingolstadt. In einem Buch aus dem Jahr 1677 wird berichtet, dass es Leute gibt, "die zu österlicher Zeit um den Brunnen herumgehen und das Wasser desselben trinken, in dem Glauben, von Gebrechen des Leibes in diesem Jahr befreit zu sein".