Druckartikel: "Die Sorgen ernst nehmen"

"Die Sorgen ernst nehmen"


Autor: Werner Reißaus

Kulmbach, Mittwoch, 12. Sept. 2018

Zu einer Jubilarehrung hatte der Ortsverein Kulmbach der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in die Gaststätte "Zum Hähnchenwirt" eingeladen. Dabei wurden Männer und Frauen für 25-, 40-, 50- und 60-jähr...
Diese Mitglieder wurden für 25-, 40-, 50- und 60-jährige Treue zur Gewerkschaft Verdi geehrt. Fotos: W. Reißaus


Zu einer Jubilarehrung hatte der Ortsverein Kulmbach der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in die Gaststätte "Zum Hähnchenwirt" eingeladen. Dabei wurden Männer und Frauen für 25-, 40-, 50- und 60-jährige Treue ausgezeichnet.

Die Ehrungen nahmen Verdi-Bezirksgeschäftsführer Peter Igl und die Vorsitzende des Ortsvereins, Angela Schirmer, vor.

Eckhard Joe Schneider von der katholischen Betriebsseelsorge machte in seinem Referat deutlich, dass trotz der guten Konjunktur die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergehe.

Vertrauen wichtig

Schneider setzte sich mit der Wertschätzung der Arbeit auseinander und beschäftigte sich auch mit der Frage des gerechten Lohns. Für wichtig hielt er, in der Ellbogengesellschaft eine Kultur des Vertrauens und der Solidarität zu pflegen. Er räumte aber auch ein, dass sowohl die Kirche als auch die Gewerkschaften in der Vergangenheit Fehler gemacht haben.

Auch in Zeiten der Hochkonjunktur stehe bei den Menschen die Sorge um den Arbeitsplatz an erster Stelle, so der Betriebsseelsorger. Und diese müsse man ernst nehmen. Als die Sorge Nummer zwei gelten ihm zufolge die Auseinandersetzungen um die Flüchtlinge und die Spannungen, die damit verbunden sind. Auch das Thema Altersarmut bewege die Menschen. Für den Betriebsseelsorger war klar: "Die Sorgen der Menschen müssen wieder ernst genommen werden."

Der Geschäftsführer der DGB-Region Oberfranken, Mathias Eckhardt, zollte den Geehrten seinen allergrößten Respekt: "Gerade in einer Zeit, die von Unsicherheit und Unstetigkeit geprägt ist, ist die Gewerkschaft noch eine Klammer." Bei den Ehrungen lud Bezirksgeschäftsführer Peter Igl zu einer kleinen Zeitreise ein. Er blickte auf die Eintrittsjahre der Jubilare zurück. So sei das Jahr 1958 vom Widerstand der Gewerkschaften, der SPD und mancher Intellektuellen gegen eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr geprägt gewesen.

Peter Igl sprach aktuell aber auch den Pflegenotstand an: "Hier sammelt Verdi gegenwärtig Unterschriften. Wir wollen ein festgeschriebenes gesetzliches Verhältnis von Patienten zu Pflegekräften. Wir wollen dazu ein Volksbegehren auf den Weg bringen."

Bei der Feier wurde zudem Matthias Than als bester Werber ausgezeichnet. Er hatte es zurückliegenden Jahr geschafft, 178 neue Mitglieder für Verdi zu gewinnen. Werner Reißaus