Die Schattenseiten des Baubooms
Autor: Veronika Schadeck
Pressig, Dienstag, 18. Februar 2020
Der Markt Pressig muss dringend die Gartenstraße sanieren. Aber die Angebote der Baufirmen liegen deutlich höher als die von den Planern errechneten Kosten. Dennoch wurde jetzt der Auftrag für die Arbeiten erteilt.
Veronika Schadeck Im Markt Pressig machen sich die Schattenseiten des Baubooms bemerkbar. Das wurde am Montagabend bei der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses deutlich. Es ging dabei um den Ausbau der Gartenstraße. Hier besteht dringend Handlungsbedarf. So haben Anlieger bei Starkregen teilweise mit volllaufenden Kellern zu kämpfen.
Bereits vor 18 Monaten hat ein Ingenieurbüro Kosten für den Ausbau der Gartenstraße mit Erneuerung der Wasserleitungen und Kanal in Höhe von 560 000 Euro berechnet. Bei der darauffolgenden ersten Ausschreibung lag das wirtschaftlichste Angebot bei 1,3 Millionen Euro, bei der zweiten bei rund 1,1 Millionen und nun bei der dritten Ausschreibung bei 831 000 Euro.
"Nicht nachvollziehbar"
Für Martin Welscher (FW) ist das Ganze nicht nachvollziehbar. Warum gibt es derartige Kostenabweichungen? Wo liegen diese begründet?, fragte er. Er wies darauf hin, dass im Gemeindegebiet noch weitere sanierungsbedürftige Straßen vorhanden seien. Außerdem sei damit zu rechnen, dass in den nächsten Jahren die Gemeinde weniger Einnahmen erzielen wird. "Wir tragen eine hohe Verantwortung, wir müssen das Ganze im Blick behalten!"
Er möchte wissen, mit welchen Zahlen Ingenieurbüros ihre Kalkulationen zusammenstellen, äußerte Wolfgang Förtsch (SPD) sein Unverständnis. Bei der ersten Ausschreibung lag das günstigste Angebot über 100 Prozent höher als die Kostenberechnungen, bei der dritten noch rund 67 Prozent. "Das Ganze ist kurios!" Und: "Wir müssen jetzt die Kröte schlucken - aber man sollte schon überlegen, wie man mit öffentlichen Geldern umgeht!"
Das Ingenieurbüro habe keine Schuld, so Reinhold Heinlein (CSU). Er erlebe solche Gepflogenheiten oftmals auf Kreisebene. "Da stehen andere Summen im Raum!"
"Die Ausschreibung ist auf Herz und Nieren geprüft worden", erklärte Bürgermeister Hans Pietz (FW). Er habe auch seine Schwierigkeiten, dem zuzustimmen. Aber in der Gartenstraße bestehe dringender Handlungsbedarf.
Der Bauamtsleiter Andreas Schorn wies darauf hin, dass die Gemeinde wegen der überteuerten Angebote die Regierung von Oberfranken eingeschaltet habe. Er bekam zu hören, dass das hohe Preisniveau in der Konjunktur begründet sei. Bei der Regierung gehe man von weiteren Kostensteigerungen im Bereich des Tiefbaus aus. Er teilte dem Gremium mit, dass die Behörde bereit sei, dementsprechend auch die Förderungen anzupassen. Die Gemeinde könne mit einem Zuschuss in Höhe von 75 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten rechnen, in der Summe seien dies rund 400 000 Euro. Zudem gab er zu bedenken, dass die Regierung nicht ewig den Zuschuss für die Gartenstraße aufrechterhalten werde.