Die Saat geht im Kindergarten auf
Autor: Sabine Weinbeer
Limbach, Freitag, 17. Oktober 2014
Ernährungs-Erziehung Die Gartenarbeit an den Hochbeeten macht den Mädchen und Buben in Limbach nicht nur Freude, sie erfahren auch viel über die Natur und gesunde Kost. Die Arbeit der Stiftung "Besser essen" trägt offenkundig Früchte.
von unserer Mitarbeiterin Sabine Weinbeer
Limbach — "Nein, das Grüne isst man nicht, nur die Rübe!" - Entschlossen schreitet Niklas ein, als Michaela von der Linden andeutet, sie würde das Kraut der Möhre essen wollen. Sie lächelt: Mission Gartenkinder gelungen. Als Coach der Stiftung "Besser essen" hat sie den Kindergarten Limbach (Stadt Eltmann) bei diesem Projekt begleitet. Das Ergebnis sind drei Hochbeete voll mit leckerem Gemüse und Salat in den neuen Außenanlagen des Kindergartens.
Noch während des Neubaus begannen die Limbacher Erzieherinnen damit, ihren Kindern den Gemüsegarten näher zu bringen. Schon immer haben sie großen Wert auf Gesundheits- und Ernährungserziehung gelegt. Direktes Erleben durch einen eigenen Garten ist natürlich das optimale Medium.
So gab es im Übergangsquartier im Pfarrzentrum ein kleines Gewächshaus, in dem Gemüsepflanzen vorgezogen wurden.
Hochbeete ohne Staunässe
Bei der Neuanlage des Außenbereichs am neuen Kindergarten spielte dann der Gemüsegarten neben einem vielfältigen Spielbereich eine wichtige Rolle. Drei verschieden hohe Hochbeete wurden im Frühling gebaut, Erzieherinnen und Kinder machten sich schlau, wie das Innenleben aufgebaut werden muss, damit es keine Staunässe gibt. Allerhand Arbeit war da zu erledigen, aber auch viel Spaß war dabei, etwa beim Zerschlagen alter Tontöpfe, die eine Schicht des Innenaufbaus ausmachen, ebenso wie Stroh und Erde.
Michaela von der Linden zeigte dann, welche Pflanzen gute Nachbarschaft pflegen und welche sich eher nicht vertragen.
Schließlich waren alle drei Beete bestückt mit Bohnen, Kohlrabi, Kopfsalat, Karotten, Radieschen - und natürlich süßen Erdbeeren. Vor dem Einzug in den Neubau zogen die Kinder einmal wöchentlich zu ihrem Garten zur Pflege, den Rest übernahmen der Hausmeister Hans Füller und die Erzieherinnen. Jetzt haben sie ihren Gemüsegarten vor der Tür.
Da im Limbacher Kindergarten jetzt auch vor Ort das Mittagessen zubereitet wird, ist der Gemüsegarten natürlich doppelt wertvoll. "Gestern gab es Feldsalat", weiß Sophie. Der kann es den ganzen Winter über frisch aus dem Garten serviert werden, sagt Michaela von der Linden.
Kleine Boden-Bewohner
Sie schaute jetzt zum Abschluss des Projekts wieder vorbei und lobte die Kinder für die gut gepflegten Beete und die prächtigen Ergebnisse.
Auch bei diesem Gartenbesuch gab es für die Kinder wieder Spannendes zu entdecken, etwa die vielen kleinen Boden-Bewohner, die ans Licht kommen, wenn die Karotten aus der Erde gezogen werden. Zwischen den Erdbeeren blühte eine Taubnessel, lautete von der Lindens Information.
Die Fachfrau erklärte den Erzieherinnen noch, dass sie schon im Februar Salat und Kohlrabi einbringen können, wenn sie einen Folientunnel über die Hochbeete bauen. Gerne hilft sie auch mit, wenn an der Rückseite des Gartenhauses ein Kräuterkasten angelegt wird.
Seit 2013 gibt es das Projekt Gartenkinder, in dem die Stiftung "Besser essen, Besser leben" mit dem Deutschen Landfrauenverband zusammenarbeiten, finanziell unterstützt von einem Schweizer Kochgerätehersteller.
Michaela von der Linden, die an den Grundschulen auch den Ernährungsführerschein unterrichtet, ist es wichtig, bei den Kindern das Wissen und das Gespür für gesunde Ernährung zu vermitteln, denn auch Kinder sind immer stärker von Übergewicht und Diabetes betroffen.
Mit Messer und Gabel?
Studien belegten, wie sie sagt, dass es leider nur 50 Prozent der Eltern wichtig ist, dass Lebensmittel gesund sind. Viele Kinder verließen das Haus morgens ohne Frühstück, erschreckend viele seien es nicht gewohnt, mit Messer und Gabel zu essen und bei der Hälfte aller Familien laufe der Fernseher beim Essen.
Die Gartenkinder aus Limbach wissen, wie leckeres, gesundes Essen schmeckt - und sie wissen auch, wie man es selbst anbaut. Etwa in eigenen Beeten.