Die Rückkehr eines beliebten Pfarrers
Autor: Ralf Kestel
, Montag, 25. Sept. 2017
Es was ein besonderer Besuch, weil es die erste Rückkehr seit dem Weggang im Jahr 2004 war: Thomas Keßler, inzwischen zum Generalvikar der Diözese Würzburg aufgestiegen, feierte das 300. Kirchenjubiläum in seiner früheren Pfarrei Gereuth.
17 Jahre lang war er zunächst Pfarrer für Mürsbach und Gereuth gewesen, zehn Jahre lang waren ihm zusätzlich noch Baunach und Lauter übertragen worden, ehe er 2004 nach Bad Kissingen wechselte, wo er zum Dekan ernannt wurde, ehe Keßler 2015 als Generalvikar ins Domkapitel nach Würzburg wechselte.
Dort muss er als "Geschäftsführer im Bistum" das umsetzen, was ihm selbst schon widerfahren war: die Zusammenlegung mehrerer Pfarreien. In Gereuth hat man ihn jedenfalls nicht vergessen, wie an der freundlichen Aufnahme durch seine "einstige Schäfchen" deutlich wurde.
Mit Ziegen zur Messe
Dabei hatten sie damals bei seinem Start noch über den "komischen Geistlichen" gestaunt, der mit Ziegen und Schafen im Gottesdienst seine Botschaften verdeutlichte. Aber sowohl die Gereuther wie auch die Mürsbacher hatten den mittlerweile 62-Jährigen schnell ins Herz geschlossen. Und zwar so fest, dass sie ihn gar nicht mehr ziehen lassen wollten. Jetzt wird er in Klerus-Kreisen sogar als ein möglicher Nachfolger für den eben emeritierten Bischof Friedhelm Hofmann gehandelt.
"Es ist tatsächlich meine erste Rückkehr nach Gereuth", erzählte Thomas Keßler am Sonntagvormittag im Gespräch. "In Mürsbach war ich schon 'mal, aber privat und inkognito."
Die Erinnerungen sind noch lebhaft. "In Würzburg habe ich immer schon erzählt, dass ich eine besondere Beziehung zu Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau habe und mit ihm stets auf Tuchfühlung gewesen bin", sagte Keßler in seiner Predigt mit Blick auf das Ensemble in der Dorfmitte .
Der Fürstbischof lebte von 1699 bis 1719 und galt als großer Bau-Mäzen. So ließ er in Gereuth von seinem "Star-Architekten" Joseph Greissing von 1713 bis 1717 die nach ihm benannte Philippus-Kirche erbauen.
Ein Miniatur-Nachbau des Bischofs-Doms zu Würzburg. "Dazwischen liegen genau 99 Kilometer", hat Thomas Keßler beim Blick auf den Tachometer bei der Anreise zum Kirchenjubiläum in Gereuth festgestellt.
Während des Festgottesdienst wurde am sehenswerten Gotteshaus (Keßler: "Wollen wir uns die Kathedrale mal wieder anschauen" ) symbolisch weitergebaut. Während außen die Gerüste von der laufenden Sanierung zeugen, wurde drinnen von Geistlichen sowie den Mitglieder von Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung ein Baustein nach dem anderen aufgerichtet.
Keßler, der seit dem Rückzug von Bischof Hofmann als Vertreter des Diözesanadministrators, Weihbischof Ulrich Boom, fungiert, freute sich über die Dramaturgie der Verantwortlichen vor Ort: "Lasst uns diese Kirche bauen, Stein für Stein für ein lebendiges Haus."
Die Arbeiter im Weinberg
Das 300-jährige Bestehen biete Anlass zum Nachdenken, welche Motivation der Anlass zum Bau war und welche Bedeutung Kirchen hätten: "Wir feiern darin Gottesdienst und setzen uns dem Evangelium aus. Es ist ein Ort der Erinnerung und der Mahnung: Gott ist mitten unter uns." Thomas Keßler ging auch auf die Botschaft des Evangeliums, das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, ein. "Das Evangelium ist kein Ladenhüter, kein Bibel, die man mal abstaubt. Das Evangelium lässt sich immer wieder neu entdecken. Und es ist nie zu spät, Freundschaft mit ihm zu schließen und die Freude der guten Botschaft zu leben", sagte der Geistliche.Nach dem Gottesdienst kam es noch zu netten Begegnungen mit dem Domkapitular. Dazu war der Kirchenvorplatz zum Festplatz umgestaltet worden.
Auf Stellwänden wurde Bezug genommen zur Geschichte des Gotteshauses. Gezeigt wurden auch wertvolle, sakrale Gegenstände, die zum Teil auf Bischofszeiten zurückgehen. So ein Kruzifix aus Elfenbein, das in der Dauerausstellung des Diözesanmuseums in Würzburg zu sehen ist.
Dekan Stefan Geßner hatte zu Beginn des Festgottesdienstes den "ständigen Vertreter des Diözesenadministrators" mit den Worten begrüßt, dass "es Dir ja nicht schwer gefallen ist hierher zu finden". Außerdem fand Gessner, dass das 300-jährige Bestehen eines Gotteshauses unbedingt gefeiert gehöre.