Druckartikel: Die Reaktivierung von Leerständen belebt die Orte mehr als das Bauen auf grüner Wiese

Die Reaktivierung von Leerständen belebt die Orte mehr als das Bauen auf grüner Wiese


Autor: Günther Geiling

Neubrunn, Sonntag, 10. März 2019

"Wenn meine Bevölkerung nicht mehr wächst, dann macht es keinen Sinn zusätzliche Häuser zu bauen. Jeder Neubau auf der grünen Wiese führt zu einem Leerstand im Altort." Diese Aussage machte der stellv...


"Wenn meine Bevölkerung nicht mehr wächst, dann macht es keinen Sinn zusätzliche Häuser zu bauen. Jeder Neubau auf der grünen Wiese führt zu einem Leerstand im Altort." Diese Aussage machte der stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende und Erste Bürgermeister von Hofheim, Wolfgang Borst, beim "Fischessen" des CSU-Ortsverbandes Neubrunn-Kirchlauter, bei dem er über die Leerstände und notwendige Innenentwicklung der Altorte sprach.

CSU-Ortsvorsitzende Lilo Stubenrauch gab einen Bericht über die Veranstaltungen des letzten Jahres und hob dabei die Feier des 55-jährigen Bestehens der CSU Neubrunn heraus. Auf großen Anklang sei auch eine Radtour durch die "Heiligen Länder" gestoßen, und das Erntedankfest sei das "Nonplusultra" im Verlauf des Jahres gewesen. "Diesen Tag möchte ich nicht missen, weil man hier gesehen hat, wie unser Dorf zusammenhält und die Dorfgemeinschaft hochgehalten wird."

Kreisrat Borst streifte die Kreispolitik und bedauerte, dass man bei den Krankenhäusern aufgrund des Gebührensystems nicht zu schwarzen Zahlen komme. Außerdem sei es bei den "Medizinischen Versorgungszentren" nicht einfach, qualifizierte Ärzte in den ländlichen Raum zu holen. Der Kreistag arbeite aber weiter am Ziel einer wohnortnahen Versorgung.

In Bezug auf die anstehende Europawahl meinte er, dass das Thema Frieden ohne die EU nicht so wäre wie jetzt. Nun könne mit Manfred Weber erstmals ein Deutscher Kommissionspräsident werden.

Dann kam der Hofheimer Bürgermeister auf die Innenentwicklung in den Orten zu sprechen. In der Region gebe es wesentlich mehr ältere Menschen als jüngere und mehr Sterbefälle als Geburten. Hinzukomme, dass der Landkreis Haßberge kein Hochschulstandort sei und deswegen die Studierenden wegbrächen und nicht mehr zurückkämen. Bis zum Jahre 2030 müsse man deswegen von einem Bevölkerungsverlust von 10 Prozent ausgehen.

Den Hofheimer Raum treffe dies noch mehr als die Mainachse. So habe es seit 1980 in Bundorf und Ermershausen einen Rückgang der Bevölkerung um 20 Prozent gegeben. Die "Hofheimer Allianz", nahezu identisch mit dem ehemaligen Landkreis Hofheim, wolle gegensteuern. In dieser Allianz habe man erkannt, dass das Engagement in die Leerstände günstiger sei als das Bauen auf der grünen Wiese.

Dazu habe man Bestände erfasst, was frei ist oder frei werde. Dann habe man mit einem Pool von Architekten für solche Leerstände eine gute und kostenlose Beratung angeboten, die zum Erfolg führte. "Von 2008 bis 2018 konnten wir 276 leerstehende Häuser reaktivieren und in den letzten acht Jahren haben wie wieder mehr Zuzüge als Wegzüge", berichtete Borst.

Von den Bürgern, welche die Leerstände wieder umwandelten, sei die Hälfte aus dem Landkreis, 50 Prozent kämen von weiter weg. Manche Neubürger hätten bei einem Betrieb in München oder anderswo ihren Arbeitsplatz, arbeiteten aber inzwischen mehrere Tage die Woche am "Heimarbeitsplatz oder im Homeoffice" hier in der Wohnung. Dazu wäre natürlich der Anschluss mit Glasfaserkabel ganz entscheidend.

"Die vorhandene Bausubstanz zu reaktivieren führt dazu, dass der Ort wieder lebt", sagte Borst. "So schön, wie man bei uns leben kann, das gibt es woanders selten." In einer Aussprache kam auch das Problem mit den Zeitverträgen zur Sprache, die es jungen Familien schwer machten, längerfristig zu planen oder entsprechende Kredite zu bekommen. gg