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Die Oldtimer erobern Ebern


Autor: Johanna Eckert

Ebern, Freitag, 27. Mai 2016

Mehr als 500 polierte Schmuckstücke knatterten am Fronleichnamstag durch die Straßen, vom Nobelschlitten über knuffige Käfer bis zum historischen Traktor.


Bereits zum zweiten Mal fand der Oldtimer-Tag des AC Ebern zwischen Fachwerk, Marktplatz, Gassen und Höfen statt. In jeder Ecke wimmelte es nur so von poliertem Blech und altem Eisen. Und dabei ging es natürlich auch um Schönheit.


Höchstens 100 km/h

"Das Eberner Treffen ist eines der schönsten in der Umgebung. Die Häuser und das Flair passen zu den Autos", schwärmte Andreas Wedel, der an diesem Tag aus Bad Königshofen angetuckert kam. Für den 42-Jährigen ist die ganze Autosache nicht nur ein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung. "Weg von schneller, höher, weiter", bezeichnete er das, was ihm der Oldtimerspaß bietet. Der schnelllebigen Zeit entflieht er obendrein noch mit dem passenden Outfit. "Die Zeit genießen und Leute schauen", war das, was er am Donnerstag in Ebern mit Genuss tun durfte. Seine Freundin übrigens hat als Beifahrerin noch nicht so richtig das Herz bei der Sache gelassen. "Man könnte sich daran gewöhnen", gab sie immerhin zu. Von April bis September rücken die beiden mit dem BMW aus dem Jahr 1971 aus. "Während dem Rest des Jahres befindet er sich im Winterschlaf", so Andreas Wedel. Mehr als 100 Stundenkilometer mutet er dem Fahrzeug nicht mehr zu, auch bei Regen darf er in der Garage stehen bleiben. "Der Besitzer mag keinen Regen am Auto", sagte Andreas Wedel mit einem Augenzwinkern. Es war das Oldtimertreffen in Fladungen, das vor einigen Jahren seine Aufmerksamkeit auf die ganz alten Autos gelenkt hatte.
Glücklich und zufrieden zeigte sich Gottfried Schleicher, Oldtimerreferent des AC Ebern und Hauptorganisator des Treffens, über all das, was er an diesem Tag zu sehen und hören bekam. Ganz modern mit seinem E-Bike kurvte er durch die Antiquitäten und sorgte für einen reibungslosen Ablauf. "Es ist alles voll und das ist gut so", freute er sich bereits wenige Minuten nach dem offiziellen Beginn um 13 Uhr. "Es gibt nur noch wenige Lücken. Hoffentlich müssen wir niemanden heimschicken", so Schleicher. Schätzungsweise 500 bis 600 Autos verschönerten die Eberner Altstadt an diesem Tag und zogen scharenweise die Besucher an.


Viele Amerikaner

Highlights konnten sie eins nach dem anderen bewundern. Für Gotthard Schleicher öffnete sich das Herz mit dem Blick auf den Parkplatz am Wohnmobilstellplatz. Nicht nur, weil der vom AC Ebern organisierte Biergarten unter den Bäumen das gastronomische Angebot an diesem Tag erstklassig ergänzte, sondern auch, weil die Amerikaner vor der Tür standen. "Da sind sehr viele amerikanische Autos. Da haben die auch Platz zum Stehen. Das gefällt mir persönlich sehr gut", gab Schleicher bekannt.
Einer, der da unten den Feiertag genoss, war Ulrich Albanus aus Coburg. Wie Frauen nach Schuhen schauen, hatte er zusammen mit einem Freund im Urlaub in Florida einfach mal so nach Autos geschaut. "Ich bin quasi darüber gestolpert", so der 48-Jährige. Da stand am Hof eines Händlers dieser Buick Special mit Baujahr 1939. "Mitten im Urlaub", beschrieb er diesen Moment, als er sich in das "Lachen" der Frontmaske des Fahrzeuges verliebte. "Am letzten Tag des Urlaubs haben wir das Auto angezahlt und er kam im Container nach Deutschland", so Albanus. Der Coburger erstand ein Fahrzeug, das 1939 in New York ausgeliefert wurde und bis zum Jahr 2004 im Besitz ein und derselben Familie war. 84 000 Meilen und 110 PS kann der Oldtimer vorweisen. Mit einer Überholung des Motors war die Restaurierung erledigt. Wenn es das Wetter zulässt, dann fährt er mit dem Amerikaner auch ins Büro. Ansonsten ist das mit den Autos nur ein Hobby für Albanus: "Das erhält den Spaß."